Long Covid – das stille Leiden

Millionen Menschen leiden weltweit unter den Spätfolgen von Covid. Über 200 verschiedene Langzeit-Symptome belasten das Leben dieser Menschen und es ist keine Lösung in Sicht.

Inn Wien gibt es bereits eine Long Covid-Ambulanz. Foto: Herzi Pinki / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das Thema Covid ist fast vollständig aus den Medien verschwunden, verdrängt vom Ukraine-Krieg, Regierungskrisen, sozialen Krisen. Doch leider ist das Thema so aktuell wie vor drei Jahren, als die Pandemie die ganze Welt lahmlegte. Die Schätzungen der Anzahl von Long Covid betroffener Menschen schwankt zwischen 65 Millionen und über 140 Millionen und die Symptome, unter denen diese Menschen leiden, sind unglaublich vielfältig und gehen sogar über die Symptome hinaus, mit denen die Betroffenen während ihrer ursprünglichen Erkrankung zu kämpfen hatten. Wie es für die Betroffenen weitergeht, steht in den Sternen, und man hat das Gefühl, dass diese gesundheitlichen Probleme niemanden mehr sonderlich interessieren.

Seit einiger Zeit ist die Pandemie als „beendet“ erklärt worden, was zwar nicht wirklich zutrifft, aber immerhin die Bevölkerung beruhigt. Angesichts der Tatsache, dass die aktuellen Covid-Erkrankungen in der Regel eher harmlos verlaufen, sämtliche sanitären Maßnahmen beendet wurden und das Thema medial kaum noch vorkommt, wird es eben einfach verdrängt. Doch der Long Covid könnte sich als schweres Problem herausstellen, wobei die Experten davon ausgehen, dass 10 % der Menschen, die an Covid erkrankt waren oder erkranken, mit Long Covid-Symptomen zu tun haben.

Aus der Liste der über 200 Long Covid-Symptome machen besonders chronische Müdigkeit und Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Konzentrationsschwäche, Gedächtnisaussetzer und Magen-Darm-Probleme den Patienten zu schaffen. Doch auch alle anderen Organe können angegriffen werden und die Häufung dieser Long Covid-Fälle ist nicht nur katastrophal für die Patienten, sondern sogar für die Volkswirtschaft, denn wer unter diesen Symptomen leidet, fällt als produktiver Mitarbeiter auf unbestimmte Zeit aus.

Selbst die Frage der Dauerhaftigkeit der Symptome ist offen. Während die einen sagen, dass sich diese Symptome mit der Zeit legen, sagen andere Experten, dass diese Symptome lebenslang bleiben und dass eine Long Covid-Erkrankung irreversibel ist. Aber – niemand kann es mit Sicherheit sagen, da schlicht und ergreifend belastbare Daten und Erfahrungen mit dieser Krankheit fehlen.

Immerhin, im Gegensatz zur Anfangszeit des Covid werden heute Long Covid-Beschwerden von den Ärzten nicht mehr als „psychische Überlastung“ weggewischt, denn das Phänomen Long Covid ist so massiv präsent, dass es heute kein Arzt mehr auf die leichte Schulter nimmt, auch wenn niemand weiß, ob und wie Long Covid therapiert werden kann.

Für die Betroffenen ist Long Covid der Zusammenbruch von Lebensqualität. Die Patienten sind in Dauersorge und leiden sehr konkret unter den Phänomenen, wobei die chronische Müdigkeit und Erschöpfung am häufigsten zitiert wird. Die Folge ist eine völlige Umstellung der Lebensgewohnheiten und viele, früher dynamische Menschen, werden zu „Couch Potatoes“, sprich, sie klinken sich immer mehr aus dem sozialen Leben aus, da sie die damit verbundenen Anstrengungen nicht meistern.

Es wird nicht viel anderes übrigbleiben als erneut Geld in die Hand zu nehmen und entsprechende Observatorien und Forschungseinheiten einzurichten, die sich mit dem Phänomen Long Covid beschäftigen müssen.

Es mag sein, dass die extrem virulente Ausbreitung des Covid-Virus langsam abklingt, doch nun wird man sich mit dem Long Covid beschäftigen müssen, der langfristig sogar ein noch zerstörerischeres Potential hat als die ursprüngliche Erkrankung. Nur – wird man das in Zeiten leerer Kassen auch tun?

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