Lügen haben kurze Beine – und Basketballspieler?

Am Mittwoch geht es für die Basketballer der SIG um Europa: gegen Venedig muss ein Sieg her, sonst wird es eng für den Einzug ins Sechzehntel-Finale der Champions League.

Das All Star Game im Winter ist Geschichte, jetzt geht's wieder um Punkte... Foto: SIG / P. Gigon

(Von Michael Magercord) – Nach dem Spiel studiert Vincent Collet zuerst die Statistik, bevor er auf der Pressekonferenz gegenüber den Journalisten Stellung zum vorherigen Spiel bezieht. Auf dem DIN A4-Bogen mit den vielen Zahlen ist alles verzeichnet, was in den 40 Spielminuten geschah: wer wie oft auf den Korb geworfen und getroffen oder verfehlt hat. Oder die Rebounds, also wie oft der Ball vom Gegner rückerobert wurde. Oder wie lange und wie hoch eine Mannschaft geführt oder zurückgelegen hatte.

All das hatte der Trainer der Straßburger Basketballer von SIG nach dem gewonnenen Spiel gegen Banvit im Dezember studiert, um dann zu sagen: Zwei Leute lügen immer, Statistiker und Journalisten. Was – das behaupten wir an dieser Stelle einfach mal – natürlich so nicht stimmt. Wahr ist daran allerdings, dass die Statistik nicht alles aufzeigt: nicht den Einsatz; nicht, ob irgendwas verbessert wurde; nicht, ob die Verteidigung trotzdem sattelfest war. Und weil Vincent Collet bei seinem Statement selbst ein bisschen lächeln musste, lassen wir die Tatsachen sprechen.

Denn eines lügt ja nicht: das Ergebnis des Spiels. Doch war an jenem Abend in der Champions League vor einem Monat noch gut, so hagelte es in den darauf folgenden europäischen Spielen Niederlagen: zu Hause gegen Bayreuth und Auswärts in Madrid. Und damit war der Anfang Dezember noch sicher geglaubte Platz im Sechzehntel-Finale erst einmal futsch.

Jetzt darf der Journalist natürlich nicht lügen, wobei die Lüge darin bestünde, die andere Hälfte der Tatsachen zu verschweigen: denn in der heimischen Liga gab es seither etliche Siege zu verbuchen. Und der letzte vollzog sich Auswärts gegen Dijon sogar in einer ziemlich souveränen Art und Weise. Oder wie Trainer Collet sagt: in ernsthafter Manier.

So sehr jedenfalls, dass die ernsthafte Hoffnung überwiegt, es werde nun wieder international klappen. Und ein Sieg muss auch her im viertletzten Gruppenspiel, will SIG seine europäische Chance wahren. Allerdings geht es am Mittwoch ausgerechnet gegen den italienischen Meister aus Venedig. Aber zur Beruhigung hilft etwas Statistik: Venedig spielt in der laufenden italienischen Meisterschaft zwar oben mit, in der Europa-Gruppe stehen sie aber längst nicht so gut da, wie man es dem Verein noch vor der Saison zugetraut hatte.

Soweit die Tatsachen. Doch was sagen nun die Journalisten? Um sie nicht als Lügner dastehen zu lassen, muss nun ausgerechnet die Mannschaft ran. Denn vor Monatsfrist hatte der Schreiber dieser Zeilen an genau dieser Stelle behauptet, dass die Mannen der SIG sich nun als Team gefunden hätten. Endlich spielt die am Saisonbeginn neu zusammengestellte Truppe stabiler, auch in der bis dahin schwachen Defensive: Also bitte, liebe Spieler, beweist nun, dass Journalisten doch auch mal recht haben können!

Und um den Verifizierungsdruck der Mannschaft noch zu steigern, wagt dieser Journalist eine Voraussage, indem er sich auf die Statistik beruft: in den vergangenen Jahren konnte SIG in eigener Halle gegen Vertreter aus Italien fast immer gewinnen – wenn auch jedes Mal sehr knapp. Aber Statistik hin und Journalisten her: die Wahrheit liegt schließlich auf dem Parkett, und sie offenbart sich am Mittwoch ab 20.30 Uhr in der Rhenus-Halle in Wacken.

SIG – Venedig

Mittwoch, 17. Januar, um 20.30 Uhr, Rhenus-Halle

Infos und Ticket unter: www.sigstrasbourg.fr

Weitere Spiele der SIG in der Champions League:
23.01. in Athen gegen AEK
30. 01., letztes Heinspiel gegen Rosa Radom, 20.30 Uhr
06.02. letztes Gruppenspiel in der Türkei gegen Banvit

Weitere Heimspiele in der Liga bis Ende Februar:

20.01. gegen Pau
03.02. gegen Le Portel
jeweils 20.00 Uhr

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