Mali: Süße Mangos und Tausende HipHop-Fans
Die HipHop-Band des Oberrheins, „Zweierpasch / Double Deux“ kommt gerade von einer Kulturreise nach Mali zurück. Die Neumann-Zwillinge Till und Felix sind die besten Botschafter des Oberrheins!
(PM/Red) – Zehntausend HipHop-Fans feiern im Stadion des Armutsviertels Djalakorodji der Hauptstadt Bamako das Finale des Festivals Rapou Dôgô Kûn. Zu erreichen ist das Gelände nur über holprige Staubpisten mit tiefen Furchen, die Achsenbrüche verursachen. Schirmherr des Events: die malische HipHop-Größe Master Soumy, der für sozialkritischen „Rap Conscient“ weit über die Landesgrenzen Malis hinaus bekannt ist. Das einwöchige Festival, das die Kraft der HipHop-Kultur zur Demokratiebildung und Extremismusprävention einsetzt, bindet mit Zweierpasch erstmals auch europäische Künstler ein.
Den ersten Teil des Großevents bildet ein viertägiges Workshop- und Coachingprogramm mit zahlreichen Szenegrößen, wie etwa Tatta Pound (Mali) oder Xuman (Senegal). Die aus Freiburg und Straßburg stammenden Till und Felix Neumann komplettieren das Angebot. „In unserer vierstündigen Einheit für 150 junge Künstler aus unterschiedlichen Regionen Malis ging es um die Kraft der Poesie, gesellschaftliche Verantwortung von Künstlern, aber auch ganz konkret um die aktuelle Krisensituation in Mali“, so Till Neumann.
Neben Diskussionsforen und Schreibübungen lassen Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Sinne Stéphane Hessels „Indignez-Vous“ („Empört euch“) Impulse für sozialkritische Raptexte erarbeiten. „Wenn uns Teilnehmer berichten, dass sie aus der von Djihadisten kontrollierten Stadt Gao zum Workshop kommen und das Micro gegen das Maschinengewehr tauschen, ist das schon krass“, ergänzt Felix Neumann. An das Coaching knüpften Studiosessions an. Mit dem malischen Sänger Dr. Kéb nahmen sie „Indignation“ auf, mit den Teilnehmern einen weiteren Song. Unterstützt wurden sie dabei von der malischen Producergröße Ben-Aflow.
Zu ihrem Song „Globetrotter“ drehten Zweierpasch an unterschiedlichen Orten der Stadt ein Video mit einem dreiköpfigen Filmteam. Als Gastsänger dabei: Master Soumy, der dafür auf den Landessprachen Bambara und Französisch rappte und mit den Zwillingsbrüdern unter anderem auf einer Bootstour über den Fluss Niger drehte. Auszeiten während dem eng getakteten Programm wurden mit grünem Tee und süßen Mangos genutzt, die an jeder Ecke wachsen und verkauft werden.
„Ani-su, est-ce que ça va Bamakooo?“, schallt es schließlich Samstag Nacht gegen 2 Uhr von der Festivalbühne. Gemeinsam mit malischen Musikern der Band Jazzy Kolours spielen Zweierpasch ein dreißigminütiges Konzert vor tausenden HipHop-Fans. Der Schweiß tropft, auch Nachts liegen die Temperaturen noch um die 30 Grad, Arme fliegen durch die Luft. „Ein unvergessliches Erlebnis, die Euphorie und Warmherzigkeit, mit der wir hier empfangen wurden, ist sagenhaft!“, so die beiden HipHop-Künstler nach ihrem Auftritt.
Mali macht mit kriegerisch-ethnischen Konflikten und Attentaten schwere Zeiten durch. Die internationale Militärmission Minusma ist an mehreren Städten des Landes stationiert. „Bei Begegnungen mit deutschen Soldaten in Bamako konnten wir uns selbst davon ein Bild machen“, erzählt Till Neumann. „Ein Soldat berichtete uns davon, als Ausgleich zu seinen riskanten Einsätzen selbst im Camp Dubstep-Musik zu produzieren, stark“, ergänzt sein Zwillingsbruder. Auch das Festival Rapou Dôgô Kûn setzt auf die Kraft der Musik im Sinne des Friedens und der Völkerverständigung. Es wird gefördert durch das Projekt „Donko ni Maaya“ der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), das zur Krisenprävention, Stärkung der sozialen Kohäsion und Kulturförderung in Mali beiträgt.
Und einmal mehr bewahrheitet sich der alte Satz, dass Musik eine universelle Sprache ist. Das klingt platt, stimmt aber. Vor allem, wenn man sieht, wie die Neumann-Zwillinge inzwischen weltweit und auch mitten in Krisenherden wie dem Dombass oder eben Mali mit den Jugendlichen vor Ort gemeinsame Projekte durchführen, diesen ein Stückchen Hoffnung und Lebensfreude bringen und – ein Bild vom Oberrhein in die Welt tragen, auf das man nur stolz sein kann. Hut ab – gäbe es die Neumann-Zwillinge nicht, man müsste sie erfinden!
Visuelle Eindrücke des Zweierpasch-Trips nach Mali gibt es HIER und HIER!
Kommentar hinterlassen