Man kann gar nicht genug auf den Front National aufpassen

Nach ihren Äußerungen zum Thema „Folter“ auf BFM-TV und RMC versucht die Parteiführerin des rechtsextremen Front National zurück zu rudern. Das aber klingt wenig überzeugend.

Das lockere Mundwerk ist in der Familie Le Pen wohl genetisch bedingt. Auch, wenn es um Themen wie Folter geht. Foto: Eurojournalist(e) / KL

(KL) – Marine Le Pen ist eben doch die Tochter ihres Vaters, Jean-Marie Le Pen. Dieser, für den die Gaskammern im III. Reich nur ein „Detail der Geschichte“ waren, hatte bereits 1987 erklärt: „Wenn man einen Mann foltern muss, um 100 zu retten, wenn man Gewalt anwenden muss, um eine Bombe zu lokalisieren, dann ist Folter unvermeidlich“. Ähnlich klang es auch im Interview mit seiner Tochter, die sich eindeutig zum Folterbericht der CIA positionierte. Hinterher, als sie merkte, was sie da angerichtet hatte, versuchte sie über Twitter, ihre Aussagen zu verharmlosen. Doch das nimmt ihr niemand mehr ab.

Zum CIA-Folterbericht sagte Marine Le Pen: „Ich verurteile [diese Praktiken] nicht. Bei solchen Themen ist es ziemlich einfach, ins Fernsehen zu kommen und zu sagen `Oha, das ist aber schlecht!`“ Stimmt. Das wäre eine normale Reaktion eines jeden, dem der Rechtsstaat wichtig und die Barbarei zuwider sind. Doch die französischen Rechtsextremen sind etwas lockerer dabei, wenn es darum geht, Menschenrechte außer Kraft zu setzen.

Auch, wenn die rechtsextreme Parteiführerin nach dem Interview twitterte: „Bösartige Interpretation. Angesichts von Terrorismus gibt es keine Engelshaltung. `Mit allen Mitteln` heißt mit allen Mitteln des Rechts, natürlich nicht mit Folter“ – so bleiben dennoch ihre Worte aus dem Interview hängen. Dort sagte sie nämlich auf die Frage, ob man Folter anwenden könne: „Ja, ja, natürlich, das hat sich im Laufe der Geschichte als nützlich erwiesen.“ Inwieweit sie damit rechtsstaatliche Mittel gemeint und Folter abgelehnt haben will, versteht wohl nur sie selbst.

Sogar witzig wollte Marine Le Pen in diesem Interview sein, obwohl das Thema alles andere als witzig ist. „Wenn eine Bombe -Tik Tak Tik Tak Tik Tak- in einer oder zwei Stunden hochgehen soll und dabei nebenbei 200 oder 300 Menschen töten kann, dann macht es Sinn, die Person zum Sprechen zu bringen.“ Hm. Dabei meinte sie sicherlich „mit rechtsstaatlichen Mitteln zum Sprechen bringen“…

Man könnte noch über solche Äußerungen hinwegsehen, kämen sie von einer rechtsextremen Splittergruppe. Doch diese Äußerungen stammen von der Parteiführerin der Partei, die bei den Europawahlen im Mai stärkste politische Kraft in Frankreich wurde. Und die 2017 nach der Präsidentschaft in Frankreich greift, auch, wenn viele französische Leser uns immer wieder klarmachen wollen, dass der Front National keine wirkliche politische Bedrohung darstellt. Mal zum Mitschreiben: Der Front National liegt nur noch 3 Prozentpunkte hinter dem Ergebnis der NSDAP 1932, als diese Partei in Deutschland die Macht ergreifen konnte.

Angesichts der extremen Schwäche der sozialistischen Regierung und dem Comeback des ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy als „Hoffnungsträger“, sollte sich niemand wundern, wenn 2017 ein Machtwechsel in Frankreich stattfindet, den hinterher Frankreich und ganz Europa sehr teuer bezahlen müssen. Denn es gibt auch in Frankreich leider genug Verwirrte, die mit den kruden Positionen des Front National etwas anfangen können.

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