Man sollte das Kleingedruckte lesen…

Die Eskalation im Ukraine-Krieg wird von beiden Seiten intensiv betrieben. Doch in all der Propaganda-Kakophonie sollte man zwischen den Zeilen lesen.

Der Wahnsinn des Kriegs zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit. Foto: Various / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die USA und Deutschland wollen noch nicht so recht, Großbritannien erlaubt der Ukraine die gelieferten Landstrecken-Raketen für Angriffe weit innerhalb des russischen Staatsgebiets einzusetzen. Die Reaktionen aus Moskau ließen nicht lange auf sich warten, diejenigen aus dem Westen allerdings auch nicht. Während Putin einen Exportstopp für „strategische Güter“ wie Uran gegen den Westen ankündigt, wiegelt man dort bereits ab. „Wird nicht so schlimm“, heißt es und dabei vergißt man, dass dies bereits ein Eingeständnis dafür ist, dass der Westen nie aufgehört hat, die Kriegskasse von Putin zu füllen. Der Krieg ist offenbar kein Hindernis, weiterhin blendende Geschäfte mit dem Land zu machen, das man angeblich besiegen, in die Knie zwingen und mächtig bestrafen will.

Es ist erstaunlich, wie schnell Begriffe wie „Friedenskonferenz mit Russland“, „Sanktionen“ und „Verhandlungen“ wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Unter „Frieden“ versteht man seit einigen Tagen wieder „Sieg auf dem Schlachtfeld, koste es, was es wolle“ und gleichzeitig hört der Westen nicht auf, Geschäfte mit Moskau zu machen, Waren zu importieren und zu exportieren und wenn man bedenkt, dass das Handelsvolumen des Westens mit Russland höher ist als die Hilfsleistungen an die Ukraine, dann versteht man, warum der Plan, Russland „in die Knie zu zwingen“, gar nicht klappen kann. Die Heuchelei der westlichen Führer ist kaum zu überbieten und es wird immer klarer, dass diejenigen, die wirklich das Sagen haben (und das sind nicht unbedingt die Politiker), kein Interesse an der Beendigung dieses Kriegs haben und die Zerstörung der Ukraine und das Gemetzel an der Bevölkerung in ihren Geschäftsmodellen als „Kollateralschäden“ einkalkulieren.

Sorgen, dass dieser Krieg nuklear eskalieren kann, insbesondere nach der Verschärfung der russischen Nuklear-Doktrin, werden beiseite gewischt, da man ja im Westen „weiß“, dass Putin nieee so weit gehen würde.

Doch die Optionen für die Ukraine werden immer dünner, den Zeitpunkt, zu dem Zelenskyi noch Verhandlungsoptionen hatte, hat man verpasst. Doch wenn nun die letzte Option ist, dass entweder die Ukraine komplett zerstört wird oder aber die Ukraine einen militärischen Sieg über den russischen Aggressor erringt, dann muss man realistischerweise feststellen, dass die Chancen der Ukraine stark gegen Null gehen. Momentan rekrutiert die Ukraine unter großen Schwierigkeiten 30.000 Soldaten im Monat, wobei die Schwierigkeiten daher rühren, dass die Rekruten wissen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie an der Front nicht überleben, sehr hoch sind. Dazu steht die ukrainische Armee an der Front derart unter Druck, dass die schnell ins Gefecht geworfenen Rekruten nicht ausgebildet sind und letztlich, wie viele russische Rekruten auch, nur Kanonenfutter sind. Dass in einer solchen Situation die Motivation zum Kämpfen nicht gerade steigt, ist auch verständlich. Die Motivation wird auch nicht dadurch gesteigert, dass die Rekruten an die Hunderttausenden, Millionen ukrainischen Männer denken, die rechtzeitig vor dem Krieg geflüchtet sind, weil sie keine Lust verspüren, für die Machtkämpfe der Mächtigen im Schlamm der Ostukraine zu verrecken.

Es ist eine alte Weisheit, dass Geld Kriege entscheidet. Der Umstand, dass aus dem Westen mehr Geld nach Russland als in die Ukraine fließt, lässt sich „auf dem Schlachtfeld“ ablesen. Und auch Nadelstiche wie die Besetzung eines Streifens Sumpflandschaft in der Region Kursk ist kein Game Changer, während sich die russischen Angriffe auf das gesamte ukrainische Staatsgebiet häufen und intensivieren. Dass die Russen den einen oder anderen Rückschlag hinnehmen müssen, beispielsweise nach Angriffen auf ihre Munitionsdepots, ärgert den Kreml, kann aber den Kriegsverlauf nicht wirklich verändern.

Der Westen wird sich nun also aufgrund des Willens derjenigen, die nicht ganz durchsichtige Interessen wie diejenigen des Finanzgiganten Blackrock vertreten, weiter in diesem Krieg engagieren. Mehr Geld schicken. Mehr Waffen liefern. Angriffe tief im russischen Staatsgebiet erlauben. Und gleichzeitig hoffen, dass Putin und seine Verbündeten nicht reagieren. Eine trügerische Hoffnung, denn der Iran, Nordkorea und vor allem China stellen Russland weiterhin die Kriegstechnik zur Verfügung, die Putin braucht. Das wird sich auch nicht ändern. Da der Westen das gleiche für die Ukraine tut, ist die weitere Eskalation dieses Kriegs unabdingbar, denn nichts von dem, was gerade „auf dem Schlachtfeld“ passiert, wird Putin zu einem „gerechten Frieden“ zwingen können, zumal es so etwas wie einen „gerechten Frieden“ ebenso wenig gibt wie einen „gerechten Krieg“ – insofern verfolgen beide Seiten ihre abstrusen Narrative. Putin behauptet nach wie vor, dass seine Invasion in der Ukraine „gerecht“ sei, während Selenskyi weiterhin von einem „gerechten Frieden“ träumt.

In ein paar Jahren, wenn dieser Krieg vorbei ist, und eines Tages wird er so oder so enden, wird man sich wieder einmal erstaunt anschauen und fragen, wie es denn nur so weit kommen konnte. Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Weil alle alles daran gesetzt haben, dass dieser Krieg bis zur maximalen Katastrophe eskaliert.

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