Manchmal ist sogar Transparenz schwer zu erkennen…

Seit Jahren fordern alle mehr Transparenz vom Eurodistrikt Straßburg – Ortenau. Doch wenn dieser transparent agiert, wird das meistens ignoriert. Es ist Zeit für einen Neustart.

Am 19. September können interessierte Bürger an einem Eurodistrikt-Workshop zum grenzüberschreitenden Tourismus teilnehmen. Foto: KL

(KL) – Jahrelang haben viele aufmerksame Beobachter des Eurodistrikts Straßburg-Ortenau völlig zurecht einen Mangel an Transparenz und vor allem an einer konkreten Bürgerbeteiligung kritisiert. Und so hat es sich dann eingebürgert, dass die Menschen schon bei der Nennung des Namens „Eurodistrikt“ in eine Art abfällige Schnappatmung verfallen – was zum größten Teil an der aktuellen Situation vorbei geht, aber leider auch immer mehr Bürgerinnen und Bürger davon abhält, sich weiter für diesen Eurodistrikt zu engagieren, was auch nicht sehr konstruktiv ist.

Dabei versucht der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau seit Einrichtung seines Generalsekretariats in Kehl immer wieder, der Zivilgesellschaft in verschiedenen Formaten die Hand zu reichen. Ironie des Schicksals – während der ersten sieben Jahre dieses Eurodistrikts überschlug sich die Zivilgesellschaft mit Projektideen und Kooperationsangeboten, bekam aber von der Lokalpolitik auf beiden Seiten des Rheins die kalte Schulter gezeigt. Seit einigen Jahren nun sucht der Eurodistrikt die Annäherung an die Zivilgesellschaft, doch die verhielt sich zuletzt wie eine einst verschmähte Liebhaberin – sie verweigerte den Dialog.

Sind wir damit in einer Sackgasse in den Beziehungen zwischen dem Eurodistrikt Straßburg – Ortenau angekommen? Nein, sicher nicht. Diese Beziehungen müssen allerdings mit neuem Leben gefüllt werden, nachdem es so viele Jahre gedauert hat (und so viele personelle Veränderungen in der Lokalpolitik brauchte), bis sich die politischen Entscheider des Eurodistrikts dazu durchringen konnten, die Bürger in die Prozesse zu integrieren.

Das ist zum Teil zäh, dauert manchmal für „normale“ Menschen schlicht zu lange und nach wie vor erstickt der Eurodistrikt in einer komplizierten Verwaltung, in der ungefähr jeder mitreden will, aber praktisch niemand Hand anlegt, um die Arbeiten zu unterstützen. Aus unserem kürzlich auf Eurojournalist(e) veröffentlichten Interview mit dem gerade ausgeschiedenen Präsidenten des Eurodistrikts Straßburg-Ortenau Frank Scherer ging deutlich hervor, dass sein Generalsekretariat seit Jahren unterbesetzt ist, noch nie mit der geplanten Personaldecke arbeiten konnte und dass ein solches Mini-Team trotz hohen Engagements einfach nicht ausreicht, um Projekte voranzubringen, wenn mehr als die Hälfte der verfügbaren Ressourcen alleine zur Bearbeitung administrativer Anforderungen eingesetzt werden. Hier steht dringend eine Neuausrichtung an – damit der Eurodistrikt nicht zur einer Organisation wird, die lediglich die Verwaltungsanforderungen bearbeitet, die sie sich selber auferlegt hat. Verständlich, dass dies im Moment das Bild ist, das die Öffentlichkeit vom Eurodistrikt hat. Auch, wenn es grundlegend falsch ist.

Denn trotz des Gegenwinds aus der Bevölkerung und seinem schwierigen administrativen Kontext geht dieser Eurodistrikt ebenfalls weiter, so wie die anderen Eurodistrikte wie PAMINA auch, auf die Zivilgesellschaft zu. So können alle interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürger am 19. September 2014 an einem gemeinsam vom Landratsamt Ortenaukreis und dem Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau und weiteren französischen Partnern organisierten Workshop zum Thema „Grenzenloser Tourismus im Eurodistrikt“ in der Villa Schmidt in Kehl teilnehmen.

Wer sich also berufen fühlt, etwas zum grenzüberschreitenden Tourismus beizutragen, durch Ideen und andere Impulse, ist herzlich eingeladen – unter dem Motto „Schau mal rüber” beginnt die Veranstaltung um 14 Uhr. Nach diesem Workshop gibt es eine zweisprachige Theateraufführung von „BAAL Novo“ und eine deutsch-französische Weinprobe. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos.

Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich – was nur über das Internet unter www.ortenaukreis.de funktioniert. Achtung, die Teilnehmerzahl ist begrenzt und wer zu spät kommt, den bestraft der Gorbatschow. Die Verwaltungen brauchen sowohl den Input als auch die Akzeptanz der Zivilgesellschaft – wer wirklich einen starken und sich entwickelnden Eurodistrikt will, der sollte die ausgestreckte Hand auch annehmen.

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