Matthias Ginter: Vom Leitwolf zum Mitfeierer?

Seit Matthias Ginter für kolportierte 10 Millionen Euro vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund wechselte, rast er von Erfolg zu Erfolg. Ohne richtig dabei zu sein.

In Freiburg lief es für Matthias Ginter viel besser als in Dortmund. Vielleicht sollte er zurückkommen... Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Kann das richtig Spaß machen? Auf der Bank zu sitzen und zuzuschauen, wie die anderen kicken, Erfolge feiern und man darf selbst nicht mitmachen? Auch, wenn man dafür ein fürstliches Schmerzengeld erhält. Die Frage stellt sich vermutlich Matthias Ginter – denn seit er nach Dortmund wechselte, ist er nicht mehr der gleiche Fußballer.

Es war der perfekte Aufstieg – in der Winterpause der Bundesliga vor Jahresfrist gab U21-Nationalspieler seinen Wechsel zu Borussia Dortmund bekannt, zu dem Zeitpunkt Champions League-Finalist und eines von zwei Überfliegerteams der Bundesliga. Und Matthias Ginter, der im Verein ausgebildet worden war, hängte sich natürlich in der Rückrunde genau so ‘rein, wie man es von einem „Eigengewächs“ auch erhofft hatte – mit Vollgas. Er trug mächtig viel dazu bei, dass der SC Freiburg einmal mehr die Klasse halten konnte.

Während der Rückrunde tat der frühere Freiburger Mittelfeldspieler und heutige Bundestrainer Joachim Löw seinem Ex-Verein einen großen Gefallen – er berief Matthias Ginter in die Nationalmannschaft und wurde am 5. März 2014 bei einem Testspiel der WM-Vorbereitung gegen Chile in der 88. Minute zum 900. Nationalspieler der DFB-Geschichte. Für 2 Minuten. Was seinen Marktwert locker verdoppelte.

Dann kam die sensationelle Berufung in den WM-Kader für Brasilien. Ein Sommermärchen im Sommermärchen. Das seinen Marktwert und damit den Preis, den Dortmund für Ginter überweisen musste, sicher noch einmal nach oben trieb. Und seitdem hat seine großartige Karriere einen Knick bekommen.

Ginter, der sowohl als Innenverteidiger als auch im defensiven Mittelfeld spielen kann und dabei aufgrund seiner Physis auch bei Standardsituationen ein gefährlicher Torschütze sein kann, hatte nur noch Gelegenheit, sein Trikot beim Training nass zu schwitzen. In Braslien trainierte er zwar fleißig, wurde aber nicht eine einzige Spielminute lang eingesetzt. Man sah ihn vor allem nach dem Finale beim Weltmeisterjubel in der Kabine, als er Angela Merkel kaum von der Seite wich. Was beides sicher hart für Ginter gewesen sein muss.

Dann kam der Millionentransfer in Dortmund an, wo gleich die Saison begann. Und zwar ziemlich katastrophal für Ginter. Als Weltmeister hatte er noch einen gewissen Bonus, doch wirkte er auf dem Platz unkonzentriert, machte für ihn völlig untypische Fehler und kostete seinen neuen Verein gleich zum Saisonauftakt ein paar Punkte. Und fand sich in einem Kader, in dem auf seinen Positionen gleich reihenweise hervorragende Spieler tummeln, schnell auf der Bank wieder.

Oft durfte er mitfahren, wenn es in der Champions League durch Europas Stadien ging, bis in Turin Endstation war. In der Bundesliga kam er bislang in dieser Saison 12 Mal zum Einsatz, oft nur als Auswechselspieler und musste einmal sogar in der zweiten Mannschaft des BVB ein Spiel bestreiten. Ein Weltmeister in der 3. Liga!

Was Matthias Ginter fehlt, ist Christian Streich. Der Freiburger Coach hat Ginter schon in der Jugend gecoacht und mit ihm zusammen den deutschen A-Jugend-Pokal geholt. Streich konnte aus seinem Musterschüler immer das Optimum herausholen und Ginter konnte auf dem Platz meistens das abrufen, was sein Trainer von ihm wollte.

Da wäre es doch eine gute Idee, wenn Dortmund Matthias Ginter einfach beim SC wieder auf die Beine kommen ließe. Am besten im Rahmen einer Ausleihe, damit er wieder mit seinem Coach zu alter Spielstärke finden kann. Der Junge ist noch jung (21 Jahre) und könnte dem Sportclub gut dabei helfen, auch im nächsten Jahr die Klasse zu halten…

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