Mehr als jeder 2. PCR-Test ist positiv

Der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) veröffentlicht eine Zahl, die zum Nachdenken anregt – 56 % aller aktuellen PCR-Tests fallen positiv aus.

Mehr als die Hälfte der Menschen, die sich momentan testen lassen, sind positiv. Foto: Herusutimbul / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sind wir vielleicht doch auf dem Weg zur völligen Covid-Durchseuchung der Bevölkerung? Die Auswertung der Daten von 183 an den Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) angeschlossenen medizinischen Labore könnte darauf hinweisen – 56 % aller durchgeführten PCR-Tests ergeben ein positives Ergebnis und diese Zahl weist ebenfalls darauf hin, dass eine hohe Dunkelziffer (nämlich all derjenigen, die sich momentan gar nicht testen lassen) noch deutlich höher liegt. Ist das nun gut oder schlecht?

Im Grunde ist diese Information beides, sowohl gut, als auch schlecht. Schlecht, denn die Intensivstationen geraten wieder unter Druck, weniger, weil so viele Covid-Patienten eingeliefert würden, als vielmehr aufgrund des extrem hohen Krankenstandes des Pflegepersonals, das nun auch reihenweise positiv getestet wird. Das Fehlen ausreichender Pflegekräfte könnte in dieser Situation die Lage in den Intensivstationen, aber auch ganz generell in den Krankenhäusern, erneut verschärfen.

Gut könnte diese Information deshalb sein, weil wir eventuell doch als „Abfallprodukt“ des extrem virulenten Omikron-Variants BA.2 eine Durchseuchung der Gesamtbevölkerung bekommen könnten. „Durchseuchung“ klingt nun auch wieder nicht gut, könnte aber auch durch den Begriff „Immunisierung“ ersetzt werden, denn wer eine solche Erkrankung überstanden hat (und das sind praktisch alle, da Omikron mit seinen Varianten zwar hoch ansteckend ist, aber nun sehr selten schwere Verläufe auslöst), der sollte für eine ganze Weile ausreichend Antikörper haben, die weitere Erkrankungen verhindern.

Man muss davon ausgehen, dass der Prozentsatz der positiven Tests noch höher läge, würden sich noch mehr Menschen testen lassen. Auch muss man diese Zahlen im Licht des Umstands sehen, dass wir uns gerade täglich von Rekord-Inzidenz zu Rekord-Inzidenz bewegen.

Umso erschreckender ist es zu sehen, wie die Politik mit dieser Situation umgeht, wie die Bundesländer versuchen, sich gegenüber den Strategien der Bundesregierung zu profilieren und nach deutlich mehr als 2 Jahren der Pandemie immer noch von „Hot Spots“ schwafeln und „Sonderwege“ für ihre Bundesländer beschließen, weil sie auch nach 2 Jahren immer noch nicht begriffen haben, dass man ein weltweites Phänomen wie eine Pandemie nicht auf lokaler oder regionaler Ebene bekämpfen kann – und auch nicht auf nationaler Ebene, weswegen die Aussage von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass man bis zum Herbst „die Pandemie in Deutschland beenden kann“, mehr als überraschend ist. Dass ein Gesundheitsminister tatsächlich glaubt, dass man eine weltweit grassierende Pandemie in einem einzigen Land beenden kann, während sie in den Nachbarländern weiterläuft, zeugt von einer unglaublichen Ignoranz.

So, wie es gerade aussieht, werden alle über kurz oder lang ihre erste, zweite, dritte oder vierte Covid-Infektion erleben. Durchaus erfreulich ist, dass die Krankheitsverläufe statistisch nur in den seltensten Fällen schwer verlaufen. Dass aber die Regierungen in Europa auf dem Höhepunkt dieser „6. Welle“ mit ihren Rekordinzidenzen praktisch sämtliche sanitären Maßnahmen beenden, ist verantwortungslos. Und so geschieht nun das, was viele Beobachter schon vor anderthalb Jahren haben kommen sehen – der Schutz vor Infektion und Krankheit wird zu einer individuellen Angelegenheit. Gesichtsmasken, soziale Abstände und Hygiene-Maßnahmen sind nach wie vor angesagt und man sollte auch überlegen, warum in den Ländern, die bereits vor mehreren Wochen ihre „Freedom Days“ gefeiert haben, nun Dinge wie die Maskenpflicht wieder eingeführt werden.

Natürlich hätten wir alle gerne, dass dieser pandemische Albtraum bald vorbei sei. Doch kann man eine Pandemie leider nicht per Dekret oder Abstimmung im Parlament oder gar ein Referendum beenden. Insofern werden wir wohl weiterhin geduldig bleiben und uns eben selber soweit schützen müssen, wie wir es selbst für angebracht halten. Nur auf das „Freedom Day“-Gejubel verantwortungsloser Politiker sollte man nicht unbedingt hören…

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