#MeToo für das Kind im Mann

Schon wieder Seehofer in dieser Rubrik, aber er ist nun einmal das letzte Mannsbild in der Politik. Männer haben es heutzutage nicht leicht, jetzt wankt auch die letzte Domäne ihrer Alleinherrschaft. Und alles wegen ihrer Frauen - nur zeigen die keinerlei Verständnis und schon gar kein Mitleid…

So sieht's beim Seehofer Horst daheim aus - ob er wohl dem Bereich der Modenneisenbahn neue Dynamik einhauchen kann? Foto: Einsamer Schütze / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(Von Michael Magercord) – Als wäre nicht alles sowieso schon ein bisschen viel für uns Männer. Da wird Politik nur noch für Frauen gemacht und wir lassen sie auch noch eilfertig gewähren. Selbst unsere parlamentarischen Vertreter teilen nun ihre lukrativen Nach-der-Politik-Pöstchen in Aufsichtsräten großzügig per Quote mit karrieregeknickten Bundestagsabgeordnetinnen. In die angespannte Männerlage platzt auch noch diese traurige Meldung: Fachgeschäfte für Modelleisenbahnen machen reihenweise pleite!

Ja, Innenminister Seehofer gehört zu Deutschland, er ist sogar das letzte echte Mannsbild in der Regierung und steht gerade deshalb exemplarisch für den Absturz des deutschen Mannes. In dem geräumigen Keller seines Wohnhauses im bayerischen Gerolfing steht nämlich die größte Modelleisenbahnanlage aller Heimatminister dieser Welt. Nach einem herben Karriereknick wollte ihn niemand mehr in Bayern haben, scheinbar nicht einmal in irgendeinem Aufsichtsrat, so musste er berufsbedingt von München nach Berlin umziehen. Seither kann er bestenfalls noch am Wochenende mit seiner Modelleisenbahn spielen.

Ach, wie können wir es ihm nachfühlen: Schienenlegen und Weichenstellen – davon träumt doch jeder Junge. Und so mancher ergibt sich seiner Neigung und erhält sich diesen Trieb bis hohe Alter. Dann wird er noch als Erwachsener Waggons und Loks zu Zügen zusammenstellen und so manches Mal einen fahren lassen. Eine Schule fürs Leben ist die Eisenbahn und jede Modellanlage wiederum ist das Abbild ihres Erbauers, sagt auch Seehofer von der seinen – ein Stück Heimat eben. Und lernen kann man auch, wie schnell die sich verschandeln lässt, wenn bei den Faller-Häuschen etwa der Kleber in riesigen Tropfen aus den Fugen quillt.

Möge der Seehofer Horst noch viele wunderbare Jahre mit seiner heimischen Modellanlage verbringen, zumal – soweit wir sie schon zu Gesicht bekommen konnten – seine Züge bislang durch wenig anheimelnden nackten Pressspan zuckeln. Da muss seine modellierende Hand noch für etwas mehr Landschaft und Begrünung sorgen, wie es sich in einer echten Heimat gehört. Wir wünschen ihm jedenfalls so von Mann zu Mann, schon bald wieder richtig Zeit für sein teures Hobby zu haben. Doch wir wissen schon jetzt, dass er damit wohl zu den letzten seiner Art gehören wird. Für die Männer der Zukunft sieht es ziemlich duster aus, wenn sie ihren innersten Spieltrieben noch so kostenintensiv und raumgreifend nachkommen wollten.

Mit der Modelleisenbahn geht es nämlich aufs Abstellgleis. Das mag auch schon an frühkindlichen Traumata liegen, vollzieht sich doch heutzutage die erste Begegnung mit der Modelleisenbahn mit pädagogisch wertvollen und garantiert unverschluckbaren groben Holzklötzen, die allerdings nur schwer als Loks oder Waggons zu erkennen sind, zumal die Räder meistens klemmen, damit sie – wie wir vermuten – nicht zu schnell werden und das zarte Kind verletzen könnten. Keine Frage, da spielt selbst ein Dreijähriger lieber mit seiner Spielkonsole. Vorbei die Herrschaftszeiten über ein Reich aus Schienen und Weichen, das Leben spielt nun anderswo – und das Kind im Mann zwangsläufig auch. Mit den Modellanklagen jedenfalls nicht mehr, dann lieber durch Parkanlagen hecheln oder gleich wie der eigene Dreijährige am Computer Netzwerke spannen.

Die Händler von Spielzeugeisenbahnen und Modellbauzubehör bekommen das bitter zu spüren. Sie sehen keine Hoffnung mehr auf Besserung, wie der Geschäftsführer eines führenden Geschäftes einer südniedersächsischen Großstadt offenbarte. Und nein, hier ist einmal nicht nur der Online-Versand schuld, sondern die Gesellschaft. Die dramatische Schrumpfung des Kundenkreises der Modelleisenbahner hat nämlich in den gesellschaftlichen Veränderung ihre eigentliche Ursache: „Unser Durchschnittskunde“, so die Einschätzung des Fachmannes im Göttinger Tageblatt, „war ein technisch und bastelnd begabter Mann über fünfzig, mit ausreichend Platz und genügend Zeit sowie einer verständnisvollen Gattin, welche ihm für sein kostspieliges Hobby die notwendigen Gelder freigab“. Der Mann weiß wovon er redet und wir wissen es auch. Gewandt, wenn auch indirekt, so doch politisch völlig korrekt fasst er die tief greifende gesellschaftliche Umwälzung in einem Satz zusammen, dem nichts mehr hinzuzufügen ist: „Ein wirklich kleiner und schwindender Kundenkreis“.

Hier der Link zu einem Video, das die untergehende Welt noch einmal in seiner Höchstform präsentiert – erbaulich und nostalgisch zugleich, kurz: nichts für ohnedies schon angeschlagene Männerseelen, die nicht wissen ob sie weinen oder lachen sollen.

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