Mit der Ruhe ist es in Ashford vorbei…

Weniger als einen Monat vor dem „Brexit“ gleicht das Örtchen Ashford in der britischen Grafschaft Kent einer einzigen Mega-Baustelle.

Mit der Ruhe ist es in Ashford nun vorbei - die Bewohner werden sich noch lange an den Brexit erinnern... Foto: Ian Crump, Ashford, Kent / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Das Örtchen Ashford in der Grafschaft Kent hat Pech gehabt, dass es in unmittelbarer Nähe zum Hafen Dover liegt, wo mehr als zwei Drittel aller LKWs im internationalen Transport zwischen Großbritannien und dem europäischen Festland abgewickelt werden sollen. Momentan wird in Ashford auf einer Fläche von 66 Hektar einer der größten Parkplätze Europas gebaut, denn künftig sollen hier die LKWs auf ihre Abfertigung für den Transit nach Europa abgefertigt werden.

Sind die Briten blauäugig, naiv oder geistig eingeschränkt? Haben sie wirklich den Farages, Camerons, Mays und Johnsons geglaubt, als diese ihnen vorgaukelten, dass der „Brexit“ kinderleicht und problemlos würde? Damit Handel und Wirtschaft nicht zusammenbrechen, müssen neue Zollformalitäten eingerichtet werden, weil die Briten das so gewünscht haben. Und zum Glück hat man (etwas spät…) gemerkt, dass man die täglich abzufertigen LKWs nicht einfach auf der Autobahn im Stau stehen lassen kann, denn ein solcher Stau würde bis London reichen. Also baut man nun auf die Schnelle einen 66-Hektar-Parkplatz. Und aus dem verträumten Ashford wird nun „Parkplatz-City“, mit Verkehr und Lärmbelastung rund um die Uhr.

„Hätten wir das geahnt, hätten wir gegen den ‚Brexit‘ gestimmt“, seufzte ein älterer Anwohner in einem Beitrag des „ARD-Weltspiegels“. Ja, aber woran haben die Briten denn gedacht, als sie gleich zweimal für den „Brexit“ stimmten? Dass dieses wahnwitzige Projekt nicht reibungslos über die Bühne gehen würde, muss jedem klar gewesen sein, der sich mit dem Thema auch nur 5 Minuten auseinandergesetzt hatte.

Und so verschwindet nun die beschauliche Ruhe aus Ashford, das zu einem gigantischen Parkplatz wird, mit dem die Isolation des britischen Königreichs Wirklichkeit wird. Vermutlich hat der ältere Herr recht gehabt – es wäre für alle Beteiligten besser gewesen, wäre man nicht den Brunnenvergiftern und Volksverhetzern auf den Leim gegangen. Die Trucks werden nicht durch die Vorgärten von David Cameron, Theresa May und Boris Johnson brettern – dafür aber durch Ashford. Und einmal mehr zeigt sich, dass es nicht viel bringt, sich von dem nationalistischen Geschwafel von Extremisten einlullen zu lassen…

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