Mitgefühl

Nach dem Tod der französischen Rock-Ikone Johnny Hallyday haben die deutschen Medien gezeigt, dass man die französischen Nachbarn immer besser versteht.

Frankreich nimmt Abschied von einer Rock-Ikone, die ganz Frankreich über mehrere Generationen begleitet und geprägt hat - Johnny Hallyday. Foto: rufus / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Die meisten Deutschen können mit dem Namen Johnny Hallyday wenig anfangen. Denn der nun im Alter von 74 Jahren verstorbene französische Superstar war vor allem im französischsprachigen Teil der Welt bekannt – was vermutlich vor allem daran lag, dass Johnny Hallyday zumeist auf Französisch sang. Doch für die Franzosen, die sehr betroffen auf die traurige Nachricht reagiert haben, war Johnny Hallyday mehr als „nur“ ein Sänger. Er war tatsächlich eine Ikone, ein Symbol für eine unbeugsame Generation. Die nun mit seinem Tod zu Ende geht. Wohltuend ist, dass die deutschen Medien mit viel Fingerspitzengefühl berichtet haben – ein schwacher, doch realer Trost für unsere Nachbarn.

Alle deutschen Medien berichteten über das Ableben von Johnny Hallyday, zumeist mit einem kurzen Porträt, das den Hörern, Zuschauern, Lesern den „französischen Elvis Presley“ vorstellte. Viel wurde auch von den Reaktionen der Menschen berichtet und in Deutschland verstand man, dass dort ein Künstler gestorben ist, der das ganze Nachkriegs-Frankreich bis heute wie kein anderer begleitet und geprägt hat.

Johnny Hallyday, mit rauchiger Stimme, viel Leder, einer Statur und einem Ausdruck, der an alte Darstellungen des Ur-Galliers Vercingetorix ähnelte, stand für den Geist der Franzosen – unbeugsam, extravagant, sexy, und trotzdem geerdet. Und deshalb fühlten sich auch viele Franzosen so, als hätten sie gerade ein Familienmitglied verloren. Der französische Präsident Emmanuel Macron traf den Nagel auf den Kopf, als er sagte, dass in jedem Franzosen ein wenig von Johnny Hallyday stecke. Das klingt sehr pathetisch, trifft aber zu. Dass nun die deutschen Medien mit dieser echten und tiefen Trauer so sensibel umgehen, das ist bemerkenswert.

In der Grenzregion erinnerte man sich an die Zeit des Wehrdienstes von Johnny Hallyday in Offenburg und auch daran, dass er mehrere Schallplatten auf Deutsch aufgenommen hatte. Diese längst in Vergessenheit geratenen Songs (die deutsche Fassung von „Ma Guitare“  oder „Ja, der Elefant“ sind echte Zeitdokumente, die zeigen, dass es sogar eine Verbindung zwischen Johnny Hallyday und dem Badnerland gab.

Auch von der Trauerfeier für Johnny Hallyday werden die deutschen Medien berichten und es ist ermutigend, dass wir heute in einer Zeit leben, in der man Mitgefühl über ehemalige Grenzen hinweg lebt. Und so verneigt sich auch Deutschland vor einem Künstler, der wirklich bemerkenswert war. Möge er in Frieden ruhen.

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