Moldau entscheidet sich für Europa
Bis spät in die Nacht von Sonntag auf Montag wurden in Moldau die Stimmen gezählt – am Ende setzte sich Präsidentin Maia Sandu durch und tritt eine zweite Amtszeit an.
(KL) – Was für eine seltsame Wahl! In Moldau musste die Stichwahl bei den Präsidentschaftswahlen über den künftigen Kurs des Landes entscheiden und lange sah es so aus, als würde sich der pro-russische Kandidat Alexandr Stoianoglo durchsetzen können. Doch auch, wenn die Wahlen massiv von Russland aus beeinflußt und manipuliert waren, gewann am Ende Maia Sandu auf 55,1 % der Stimmen – den Ausschlag gaben die per Briefwahl abgegebenen Stimmen der im Ausland lebenden Moldauer. Doch zur Ruhe wird Moldau auch weiterhin nicht kommen.
In den abtrünnigen Teilrepubliken Transnistrien und Gaugasien erreicht der pro-russische Kandidat Ergebnisse, wie man sie eben aus Russland kennt, weit über 90 %. Selbst der Transport moldauischer Bürger per Flugzeug nach Belarus oder direkt nach Moskau, wo sie ihre Stimme abgeben konnten, reichte ebenso wenig wie der Versuch, vor und in den Wahllokalen Druck auf die Wähler auszuüben. Moldau wollte mehrheitlich keinen Schritt zurück in alte Sowjetzeiten machen, sondern den Beitrittsprozess zur EU und Präsidentin Maia Sandu stärken.
Doch lange sah es am Wahlabend nach dem Gegenteil aus. Nachdem 85 % der Wahllokale ausgezählt waren, führte Alexandr Stoianoglo mit 51 % der Stimmen, doch bereits zu diesem Zeitpunkt war man im Sandu-Lager verhalten optimistisch, da man damit rechnete, dass die Briefwahl der im Ausland lebenden Moldauer zugunsten von Sandu ausfallen würde und genauso kam es.
Dass Stoianoglo noch am Abend seine Landsleute aufrief, Ruhe zu bewahren, ehrt ihn. „Die Zeit des Hasses und der Spaltung im Land muss enden“, sagte der unterlegene Kandidat, doch sind die Spannungen nicht vorbei. Im Sommer stehen in Moldau Parlamentswahlen an und Sandu kann ihren pro-europäischen Kurs nur dann weiterführen, wenn sie auch diese Wahlen gewinnt, denn für den Weg zum EU-Beitritt muss Moldau noch zaahlreiche Reformen angehen, für die Sandu eine Mehrheit im Parlament braucht.
Aber immerhin ist es Moskau nicht gelungen, die Kontrolle über Moldau zu gewinnen, trotz aller Manipulationsversuche. Doch Ruhe wird in Moldau noch lange nicht eintreten, da die strategische Bedeutung der abtrünnigen Teilrepublik Transnistrien für Russland zu groß ist. Nichtsdestotrotz ist der Erfolg von Maia Sandu hoch einzuschätzen, doch muss die Präsidentin nun zwei Gänge höher schalten, um die erforderlichen Reformen auf den Weg zu bringen, mit denen ihr Land näher an Europa rücken kann.
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