„Mord im europäischen Parlament“

Der Straßburger Regionalkrimi „Mord im europäischen Parlament“ von Auguste Tonnelier lässt Liebhabern des historischen Straßburgs das Herz höher schlagen…

"Mord im europäischen Parlament", der neue Regiokrimi von Auguste Tonnelier. Foto: privat

(Von Manuel Schutz) – Bannalec in Straßburg? Ein Mord im Europäischen Parlament, das Ganze vor dem Setting der Gedenkfeier zu Helmut Kohls Tod, ein Kommissar, der den Leser durch die Gassen der Altstadt und die feinen Avenuen der Neustadt führt und dabei Einblick in sein kompliziertes Privatleben als frisch geschiedener Familienvater gibt – so verfängt der Straßburger Regionalkrimi „Mord im europäischen Parlament“ von Auguste Tonnelier von den ersten Seiten an.

Die Handlung setzt ein auf einem der schönsten, aber gleichwohl touristischsten Plätzen Straßburgs: Auf einer Bistroterrasse unter den gewaltigen Platanen der Place Benjamin Zix, wo sich der Leiter der Straßburger Mordkommission Antoine Sturni anschickt, ein viel zu seltenes freies Wochenende mit seinem siebenjährigen Sohn Christian zu genießen. Doch daraus wird nichts. Er wird von seinem Chef ins Europäische Parlament beordert, weil der Kabinettschef des Präsidenten der Europäischen Kommission dort tot aufgefunden wurde. Das ohnehin schon turbulente Leben des Kommissars beschleunigt sich weiter, da die Ermittlungen rasch zeigen, dass es sich um einen Mord handelte, der ihn in die höchsten Ebenen der europäischen Politik führt – ein dem Kommissar bislang unbekanntes Terrain, das ihn gleichermaßen fasziniert, abstößt und bis an seine Grenzen fordert. Das stellt ihn auch privat vor zwei Zerreißproben: Da ist zum einen sein über alles geliebter Sohn, zu dem der Kontakt abzureißen droht, zum anderen seine neue Geliebte, die mehr Platz in seinem Leben einfordert und zudem eine enge Mitarbeiterin ist.

Doch wer ist der Autor? Oder die Autorin? Wie es scheint, ist es das erste Buch, und auch sonst findet man nichts weiter über Frau oder Herrn Auguste Tonnelier. Da das Buch auf Deutsch  und nicht auf Französisch erschienen ist, dürfte es sich um das charmante Erstlingswerk eines vermutlich deutschen Kenners und wohl auch Liebhabers von Straßburg handeln, der sich zudem gut mit den Gepflogenheiten des Politikbetriebes auskennt. Die Personen im Buch, allen voran der Protagonist Sturni, erscheinen lebhaft und echt, mit den großen und kleinen Freuden und Problemen, Stärken und Schwächen, die bei uns, Freunden, Nachbarn, Kollegen oder sonstigen Bekannten zu beobachten sind.

Kleinere formale Mängeln lassen erkennen, dass nicht das Lektorat eines großen Verlags zur Verfügung stand. Dies macht dieses im Selbstverlag als eBook herausgegebene Buch aber umso authentischer und weniger glatt – und wer auch immer Auguste Tonnelier auch ist, er oder sie schreibt alles andere als schlecht. Selbst die – wenigen – Dialekteinschübe auf Elsässisch passen an die Stellen, wo sie stehen.

Natürlich merkt man, dass sich Auguste Tonnelier sicher bewusst der üblichen Zutaten vieler anderer Regionalkrimis bedient und der Roman nicht ganz frei von Klischees ist. So gibt es freilich die Geliebte des Kommissars mit gehörigem Appetit auf Sex und auch Essen und Trinken spielen eine wichtige Rolle, weder Sauerkraut noch Edelzwicker dürfen hier fehlen. Aber mal ganz ehrlich: erwartet man das nicht auch so von einem in Frankreich spielenden Regionalkrimi?

Als Straßburger merkt man sofort, dass Auguste Tonnelier die Stadt bestens kennt; vielleicht geht man sogar nach der Lektüre mit frisch geschärften Sinne durch die Stadt, macht neue Entdeckungen und merkt, dass Auguste Tonnelier über eine hohe Beobachtungsgabe verfügt und sich Orte sehr genau angesehen hat, mit einem ausgeprägten Gespür für die dort herrschende Stimmung.

Für jene Leser, die fern von Straßburg weilen, sich aber gerne in Gedanken dorthin versetzen, bietet der Krimi genau das, was man von einem Regionalkrimi erwartet: Er ist ein Reiseführer mit spannender Handlung und hohem Unterhaltungswert.

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