Moslems ja, Islam nein – sächsischer Schwachsinn pur

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich versucht sich in der Quadratur des Kreises. Ob er wohl noch merkt, was für einen Blödsinn von sich gibt?

Zittern die Sachsen und Stanislaw Tillich etwa vor diesem Gebäude in Dresden? Das ist gar keine Moschee, sondern ein 1908 erbautes Bürogebäude... Foto: Franzfoto / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – In seinem Versuch, ja keine konservativen Wähler in Sachsen zu verprellen, ist dem sächsischen Ministerpräsidenten offenbar kein Blödsinn blöd genug. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ negierte er einen der wenigen sinnvollen Sätze, die Christian Wulff in seiner kurzen Amtszeit als Bundespräsident gesagt und den Angela Merkel wiederholt hatte, nämlich „dass der Islam zu Deutschland gehört.“ Doch offenbar gehört Sachsen nicht zu Deutschland, denn, so Stanislaw Tillich, „der Islam gehört nicht zu Sachsen“.

Bewusst oder unbewusst (man fragt sich, was von beidem schlimmer ist) tappt Tillich genau in die Falle, die „Pegida“ der Gesellschaft stellt. Denn wenn der Ministerpräsident Sachsens erklärt „Muslime sind in Deutschland willkommen und können ihre Religion ausüben, aber das bedeutet nicht, dass der Islam zu Sachsen gehört“, dann betreibt Tillich genau die Spaltung der Gesellschaft, die „Pegida“ anstrebt. Und gleichzeitig treibt Tillich weiter junge, schon ausgegrenzte Mitbürger moslemischen Glaubens in die Fänge radikaler Islamisten, wobei der Ministerpräsident offenbar den Unterschied zwischen Islam und Islamismus nicht so richtig verstanden hat.

Der Vorgang darf nicht unterbewertet werden und die empörten Reaktionen sämtlicher anderen Parteien (natürlich außer der AfD) zeigt, wie explosiv die Äußerungen Tillichs sind. Mit diesen Sätzen bedient er genau die Ressentiments der Dresdner, von denen am Sonntag 17.000 wieder auf die Straße gingen, um genau diesen Blödsinn vor Fernsehkameras wiederzukäuen. „Wir haben nichts gegen Moslems, wir wollen nur keinen Islam“, sächselte es in die Kameras und wenn die Debatte um Immigration und Integration auf dieser Ebene geführt wird, dann muss man sie eigentlich gar nicht mehr führen.

Dass man bei „Pegida“-Demonstrationen auf Menschen trifft, deren IQ sich in der Größenordnung ihrer Schuhgröße bewegt, damit rechnet man ja noch. Dass aber der sächsische Ministerpräsident Aussagen in genau dieser Gewichtsklasse trifft, das stimmt nachdenklich. Denn die Aussage von Tillich (und seinen „Pegida“-Freunden) könnte übertragen auch so lauten: „Wir haben nichts gegen Katholiken, wir wollen nur kein Christentum“. Schon seltsam, dass Tillich nicht einmal mehr selber merkt, was er da eigentlich von sich gibt.

Wovor sich Tillich und die „Pegida“ so sehr fürchten, ist weiterhin unklar. 98 % der in Deutschland lebenden Moslems leben in den alten Bundesländern und in den neuen Bundesländern sind Moslems echte Exoten. Die man mit der Lupe suchen muss und die sich ohnehin schon nicht mehr trauen, sich als Moslems zu outen.

Mit seinem leicht umnachteten Interview hat sich Stanislaw Tillich auf die Seite der Brunnenvergifter geschlagen, auf die Seite derjenigen, die am Vortag des Gedenkens an Auschwitz Hass und rechtsextremes, nationalistisches Gedankengut befördern. Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat völlig Recht – die „Pegida“ schadet dem Ansehen Deutschlands. Politiker wie Stanislaw Tillich auch.

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