Muhammad Ali – er war der Größte

Im Alter von 74 Jahren ist der Größte gestorben – Muhammad Ali, eine der schillerndsten Sport-Persönlichkeiten des letzten Jahrhunderts. Ein Mann, der Ausrufungszeichen setzte.

Muhammad Ali war eine schillernde Persönlichkeit, sowohl im Ring als auch im "echten" Leben. Foto: Combo / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – „Kein Vietcong hat mich je Nigger genannt“, sagte Muhammad Ali, als er gefragt wurde, warum er sich weigerte, in die US Army einzutreten und in den Vietnam-Krieg zu ziehen. Stattdessen nahm er viel Ärger auf sich, verlor zeitweise seine Boxlizenz und blieb hartnäckig. Ebenso gradlinig verlief auch seine sportliche Karriere – der Mann war tatsächlich der Größte. 1999 wählte ihn das Internationale Olympische Komitee zum „Sportler des Jahrhunderts“. Am Freitag starb Muhammad Ali in Scottsdale, Arizona und die Welt verneigt sich vor ihm.

Der unter schwierigen Bedingungen in Louisville, Kentucky aufgewachsene Muhammad Ali, der diesen Namen erst nach seinem ersten Weltmeistertitel 1964 annahm und vorher als Cassius Clay zu Weltruhm kam, war ein Ausnahmetalent. Mit 18 Jahren gewann er 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom die Goldmedaille im Halbschwergewicht und wechselte dann ins Profilager. Im Februar 1964 boxte er dann gegen den legendären Sonny Liston um die Weltmeisterkrone und gewann, als 1:7 Außenseiter, durch eine Verletzung seines Gegners in der 6. Runde. Im Mai 1965 kam es dann zum Rückkampf, den Muhammad Ali durch einen harten Cross an die Schläfe von Sonny Liston nach nur 105 Sekunden in der 1. Runde beendete. Ab diesem Zeitpunkt wurde Muhammad Ali zu einer Art Pop-Ikone, lernte Elvis Presley und die Beatles kennen und war aus den Schlagzeilen nicht mehr wegzudenken.

Reihenweise besiegte er seine Herausforderer, wie Floyd Patterson, den Deutschen Karl Mildenberger (der bis in die 12. Runde durchhielt), George Chuvalo, Henri Cooper und wie sie alle hießen. Seine Karriere war nur durch die Politik kurzzeitig zu stoppen. Es war die Zeit des Vietnam-Kriegs und Muhammad Ali weigerte sich, in die US Army einzutreten – seine Stellungnahme „Ich werde nicht 10.000 Meilen von zuhause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden und niederzubrennen, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen“ – was ihm wegen Wehrdienstverweigerung 5 Jahre Gefängnis einbrachte, wobei er allerdings gegen Kaution auf freiem Fuß blieb. Später wurde das Urteil zwar aufgehoben und er musste nicht ins Gefängnis, doch erhielt er keine Boxlizenz und da auch sein Reisepass eingezogen wurde, konnte er auch nicht im Ausland boxen. Und dennoch schafften es die Behörden weder ihn mundtot zu machen, noch seine Karriere zu beenden.

Im Gegenteil, als er 1970 wieder in den Ring klettern durfte, begann die größte Zeit seiner einzigartigen Karriere. Inzwischen hatte sich mit Joe Frazier ein weiterer Superstar des Boxens in den Vordergrund gespielt und beim „Kampf des Jahrhunderts“ am 8. März 1971 im New Yorker Madison Square Garden standen sich zwei bis zu diesem Zeitpunkt unbesiegte Weltmeister gegenüber. Nachdem Muhammad Ali seinen Gegner über mehrere Runden lang malträtiert hatte, baute er gegen Ende des Kampfs konditionell ab und Frazier diktierte fortan das Geschehen und schickte Ali in der 15. Runde sogar kurz auf die Bretter – der Punktsieg Fraziers ging vollauf in Ordnung und Muhammad Ali musste sich durch zahlreiche Kämpfe das Recht erkämpfen, den Weltmeister erneut herauszufordern.  Doch der hieß 1974 nicht mehr Joe Frazier (den Muhammad Ali in einem Rückkampf im Januar 1974 klar nach Punkten besiegte), sondern George Foreman.

Rumble in the Jungle. Der im Oktober 1974 in Kinshasa (Zaire, heute Demokratische Republik Kongo) organisierte Kampf zwischen Ali und Foreman war der vielleicht berühmteste Boxkampf aller Zeiten, der unter dem Titel „Rumble in the Jungle“ stattfand. Aufgrund einer Verletzung Foremans musste der Kampf um mehrere Wochen verschoben werden und was am Abend des 30. Oktober 1974 vor 100.000 Zuschauern in Kinshasa stattfand, war einzigartig.

Muhammad Ali führte den wohl seltsamsten Boxkampf aller Zeiten vor. In der 1. Runde schlug er Foreman zwölf Mal einen Cross ins Gesicht, bevor er seine Taktik änderte und sich vier Runden lang von seinem ungestüm angreifenden Gegner in die Seile drücken ließ, wobei er seinen Kopf immer außerhalb der Reichweite Foremans sicherte und erst gegen Ende der jeweiligen Runde ein paar Schläge setzte. Foreman lief ihm genau ins Messer. Ohne Rücksicht auf seine Kräfte attackierte der bis dahin unbesiegte Foreman blindwütig und kassierte dann am Ende der 5. Runde einen Haken, der Wirkung zeigen sollte. Ab diesen Zeitpunkt war Muhammad Ali Chef im Ring und Foreman, dem die Kräfte ausgingen, steckte in der 8. Runde erst zwei Links-Rechts-Kombinationen und dann eine Serie von 9 Kopftreffern ein, denen er nicht einmal mehr eine Deckung entgegensetzen konnte. Der letzte Schlag fällte Foreman wie einen Baum und Muhammad Ali war am Ziel seiner Träume. Nachdem ihm aus politischen Gründen sein Weltmeistertitel aberkannt worden war, hatte er sich die Krone des Boxsports wiedergeholt und der Welt bewiesen, dass er tatsächlich der Größte war.

Das Ende einer beeindruckenden Karriere. Bis 1978 verteidigte Muhammad Ali seinen Weltmeistertitel gegen Boxer wie Chuck Wepner, Ron Lyle, Joe Bugner und erneut Joe Frazier (1975), wobei sein Kampf 1976 gegen Ken Norton zu einem Skandalurteil führte, als Norton den Kampf eindeutig dominierte, die Punktrichter aber einstimmig für Ali votierten. Am 15. Februar 1975 verlor Ali dann seinen Titel an den bis dahin relativ unbekannten Leon Spinks, der erst 7 Profikämpfe bestritten hatte. Ali, deutlich übergewichtig, hatte seinen gerade erst aus dem Halbschwergewicht ins Schwergewicht gewechselten Gegner unterschätzt. Nur sieben Monate später kam es zum Rückkampf und Muhammad Ali, deutlich austrainierter als im Hinkampf, holte sich seinen Titel wieder zurück – und erklärte nach diesem Sieg seinen Rücktritt vom Boxsport.

Zweimal sollte Muhammad Ali noch ein Comeback versuchen, zunächst 1980 gegen Larry Holmes, gegen den der in die Jahre gekommene Ali keine Chance hatte und noch einmal im Dezember 1981 gegen Trevor Berbick, gegen den Ali deutlich nach Punkten verlor. Doch zu diesem Zeitpunkt war der 41jährige bereits von seiner schweren Parkinson-Krankheit gezeichnet.

Nach seinem Karriereende engagierte sich der schwer erkrankte Muhammad Ali zahlreichen karitativen Projekten und kam erneut in die Schlagzeilen, als er 1990 in den Irak reiste und vom dortigen Diktator Saddam Hussein die Freilassung von 15 Geiseln erreichte, die Saddam Hussein in Bagdad festhielt. Auch nach den Terroranschlägen von 2001 engagierte sich Muhammad Ali für den Dialog zwischen Moslems und Christen.

Mit Muhammad Ali ist eine facettenreiche und große Persönlichkeit gestorben, die nicht nur eine beispielhafte sportliche Karriere hingelegt hatte, sondern der Welt auch jede Menge Stoff zum Nachdenken angeboten hatte. Danke für zahlreiche spannende Nächte vor den Fernsehger, Respekt und ruhe in Frieden!

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