Mutig, peinlich, beides oder nichts davon?

Die Geste, mit der die deutschen Kicker in Katar andeuteten, dass sie einen Maulkorb umhaben, hat weltweit beeindruckt. Aber so richtig wohl ist trotzdem niemandem dabei.

Der Kommentar zu den Menschenrechts-Verletzungen in Katar... Foto: Simon James from Darlington, UK / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Das, was der zwischen Größen- und Verfolgungswahn schwankende Präsident der FIFA Gianni „Nero“ Infantino als die „tollste WM aller Zeiten“ angekündigt hatte, ist schon nach wenigen Tagen in eigenen Morast aus Korruption und der Mißachtung fundamentaler Menschenrechte geworden. Und in der FIFA geht es zu wie in der Europäischen Union – statt Rückgrat und Stärke zu zeigen, kuscht man vor Despoten und jeder kocht sein eigenes Süppchen.

Was die deutschen Kicker dort zeigten, war Anstand. Mehr konnte man nicht erwarten und diese Geste war wohl das Maximum, das man von denjenigen erhoffen kann, die nur hochbezahlte Statisten und damit schwächste Glieder in einer großen Inszenierung sind. Dass die Spieler nicht für die Situation in Katar verantwortlich sind, ebenso wenig wie für die Vergabe dieser WM nach Katar, ist klar. Doch die Befehlskette ist eindeutig.

Seit dem Verkauf dieser WM an Katar sind die dortigen Machthaber am Drücker. Sie sagen Gianni „Nero“ Infantino, was dieser zu tun und derWelt mitzuteilen habe. Das tut der Mann dann auch brav und die nationalen Verbände ducken sich dann ab und führen gehorsam auch noch so abstruse Anweisungen der FIFA aus. Der eine oder andere sagt zwar noch, dass er damit nicht so richtig einverstanden ist, aber das war es dann auch.

Die Maulkorb-Geste war anständig, das Nicht-Mitsingen der iranischen Nationalhymne durch deren Kicker war heldenhaft. So ist es eben: Während den deutschen Kickern durch den Maulkorb nichts passieren wird, dieser aber auch keinerlei Auswirkungen haben wird, riskieren die iranischen Kollegen Kopf und Kragen für ihre Solidarität mit ihren Landsleuten. Dafür hat der iranische Protest aber auch maximale Wirkung im Iran, wo die Fußballer Volkshelden sind.

Nur eines ist bereits in der ersten Woche dieser Skandal-WM deutlich geworden: Einfach so weitermachen wird nicht gehen. Gianni „Nero“ Infantino ist für den Weltfußball nicht mehr tragbar und er muss abgesetzt werden, bevor er dem Sport noch mehr Schaden zufügen kann. Man darf gespannt sein, was die „peinlichste WM aller Zeiten“ noch für Überraschungen neben dem Sport bereit hält.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste