Herzlichen Glückwunsch zum 4th of July, USA!

Vor wenigen Jahren war der Feiertag, der an die amerikanische Unabhängigkeit erinnern soll, die am 4. Juli 1776 unterzeichnet wurde, auch für uns ein Fest. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Mehr als einen warmen Händedruck zum 4th of July gibt es nicht mehr - die USA entwickeln sich mehr und mehr zum "Schurkenstaat". Foto: Michael Prudhomme / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Liebe Vereinigte Staaten, was ist nur mit euch in den letzten Jahren passiert? Früher, ja, da war alles einfach. Da war die Welt schwarz-weiß gezeichnet, es gab die Bösen, also alles, was östlich des „Eisernen Vorhangs“ lag und es gab die Guten, also euch und uns, die wir euch dankbar und bedingungslos unterstützt hatten. Doch mittlerweile seid ihr so weit von uns weg gerückt, dass niemand außerhalb eurer heiligen Grenzen mehr mitfeiern möchte.

Als ich ein Junge war, gab es bei uns in der Stadt ein „amerikanisches Viertel“, in dem fast 20.000 Amerikaner lebten. Mit uns zusammen lebten. Jeder von uns kannte einen GI, der einem im PX-Store alle möglichen Dinge zu unvorstellbaren Preisen besorgten (eine Stange Zigaretten für 5 Mark…) und am 4. Juli zogen wir alle in euer Viertel und genossen die auf dem Grill gebratenen Hamburger und Hot Dogs. Alle feierten gemeinsam und es schien, als sollte diese transatlantische Freundschaft ewig dauern. Das tat sie aber nicht.

Es war nicht der Mauerfall und die Bewegung, die in Europa einsetzte. Alles änderte sich am 11. September 2001, als das geschah, was ihr euch nie hättet vorstellen können. Ihr wurdet auf eigenem Boden angegriffen und die Terroristen bombten eure schönsten Phallus-Symbole weg, die ihr zu Ehren des Big Business mitten in Manhattan hochgezogen hattet. Das Trauma war unübersehbar und nur wenige Tage später seid ihr durchgedreht.

Nur vier Tage nach den Attentaten habt ihr eine historische Kehrtwende gemacht. Nein, klar, nicht etwa in eurer aggressiven Weltpolitik, sondern in der Überwachung der ganzen Welt. Denn vier Tage nach den Attentaten von New York habt ihr entschieden, ab sofort ALLE Daten zu sammeln, derer ihr habhaft werden konntet. Da rund 80 % des Internet-Verkehrs über die USA laufen, musstet ihr ja nur noch zugreifen. Gebracht hat dieser schier unglaublich große Apparat nicht viel. Von den meisten Anschlägen erfahrt ihr, wie wir, aus der Presse. Das Ergebnis eurer nationalen Paranoia ist allerdings, dass ihr es euch mit allen euren Freunden versaut habt, denn ihr habt auch eure Freunde ausgespäht, die bei euch plötzlich genauso behandelt wurden wie diejenigen, die ihr früher als „Schurkenstaaten“ bezeichnet habt.

War es das wirklich wert? Ihr habt eigentlich nur noch die Briten als Freunde, aber das sind diese pickligen und rosahäutigen Typen, die alleine auf dem Schulhof stehen und mit denen niemand mehr spielen will. Na ja, wenigstens habt ihr die noch.

Wenn wir heute nicht mit euch den 4th of July feiern, dann liegt das daran, liebe USA; dass ihr selbst inzwischen ein „Schurkenstaat“ geworden seid. Vor lauter Angst, es könne euch jemand Böses wollen, hebelt ihr alle Errungenschaften der Menschenrechte und der Demokratie aus. Ihr betreibt ein Foltergefängnis in Guantanamo (das Barack Obama vor seiner ersten Amtszeit schließen wollte…), ihr wendet immer noch die barbarische Todesstrafe an und quält dabei eure Verbrecher auf widerlichste Art zu Tode, ihr spioniert die ganze Welt aus und denkt gar nicht daran, irgendetwas daran zu ändern – kurz: ihr seid zu denjenigen geworden, vor denen ihr uns immer gewarnt hattet.

Deshalb vertrauen wir euch nicht mehr, liebe USA; auch, wenn die am 4th of July gegrillten Hamburger die besten auf der Welt sind. Deshalb, liebe Amerikaner, werdet ihr auch das TTIP mit Europa nicht bekommen. Denn die Menschen sind weitaus weniger bescheuert, als ihr und als unsere Politiker das glauben. Versprochen – sollten europäische Politiker auf die Idee kommen, dieses verrückte Abkommen wirklich zu unterzeichnen, dann unterschreiben sie damit auch sofort das Ende ihrer eigenen Karriere. Wir Europäer wollen euch nicht unbesehen unsere Wirtschaft, Kultur und Sozialstandards zum Fraß vorwerfen. Und jeder europäische Politiker, der dies entgegen des Willens der europäischen Bürger tut, muss sich in Zukunft einen anderen Job suchen. Das wissen unsere Politiker aber auch und wenn sie heute noch hinter verschlossenen Türen mit euch und gegen die Bürger verhandeln, dann nur aus reiner Höflichkeit.

Tja, jammerschade. Gerne hätten wir mit euch den 4th of July gefeiert. Alleine schon wegen der Hamburger und der Hot Dogs. Aber den 9. September feiern wir ja auch nicht. Ihr wisst schon, den Nationalfeiertag Nordkoreas.

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