Nachruf auf einen, der die Welt ein bisschen besser machte

Einer der Architekten der deutsch-amerikanischen Aussöhnung hat uns verlassen - Dr. Ulrich Littmann hatte sein ganzes Leben dem akademischen und kulturellen Austausch gewidmet.

Dr. Ulrich Littmann organisierte den transatlantischen Austausch für Tausende junger Menschen. Foto: Kai Littmann

(KL) – Im Alter von 87 Jahren ist Dr. Ulrich Littmann gestorben, nachdem er sein ganzes Leben der Idee vom Frieden und der Verständigung zwischen den Völkern gewidmet hatte. Als Executive Director des akademischen Austauschprogramms der „Fulbright Commission“ in Deutschland ermöglichte er Tausenden von Studenten aus Deutschland und den USA einen universitären Austausch und leistete dabei einen enormen Beitrag zur Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern nach zwei mörderischen Kriegen.

Während der letzten Kriegstage wurde er, noch nicht einmal 18 Jahre alt, von der Wehrmacht eingezogen und schwer verletzt. Nach mehreren Jahren der Kriegsgefangenschaft kehrte er zurück und machte sich auf den Weg in die USA, wo er in Athens, Ohio studierte. Hier lernte er zahlreiche junge Leute kennen, die später ebenso wie er eine wichtige Rolle im internationalen akademischen Austausch spielen sollten, wie Sam Spencer, Bill Butler oder Joe Fugate, mit denen seine Familie eine Jahrzehnte dauernde Freundschaft pflegte.

Nach seinem Studium war er der Architekt des Austauschprogramms der „Fulbright Commission“ in Bonn, gründete seine Familie und wurde einer der großen Experten für akademischen und kulturellen Austausch, da das Programm schnell auch auf den Austausch von Künstlern erweitert wurde.

Auch nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Bildungspolitik blieb er ein gefragter Experte, litt aber auch darunter zuzusehen, wie die Programme der „Fulbright Commission“ so verändert wurden, dass sie heute nicht mehr den gleichen Stellenwert haben wie zu seiner Zeit.

Autor mehrerer Bücher über die praktischen und theoretischen Aspekte des akademischen, transatlantischen Austauschs, übernahm er dann lange Jahre die Pflege seiner schwer erkrankten Frau, wobei er nie seinen Witz, seine scharfe Analyse und Kenntnis des internationalen Bildungswesens verlor. Mit großer Hinwendung pflegte er seine Frau bis zu ihrem Tod und schaffte es, selbst während dieser intensiven Pflege Fachartikel zu schreiben, Symposien zu bereichern und sein Wissen mit anderen zu teilen.

In den letzten Jahren dann beschäftigte er sich mit Kindern und Enkeln, er schrieb (unter anderem eine Artikelreihe über die akademischen und Erziehungssysteme in den USA und in Deutschland auf dem Vorgänger von Eurojournalist.eu, 3 Ufer3Rives), pflegte seine zahlreichen transatlantischen und europäischen Freundschaften und verfolgte die Aktualität mit einem ebenso fachkundigen wie beunruhigtem Auge.

Träger des Großkreuzes des Bundesverdienstordens, ausgezeichnet mit dem amerikanischen «Award for Outstanding Services», Inhaber von drei Ehrendoktor-Titeln (zusätzlich zu seinem Doktortitel in Geschichte, für den er an der Universität geschwitzt hatte), Träger zahlloser Ehrenmedaillen, Empfänger eines Dankschreibens von Präsident Bill Clinton – Dr. Ulrich Littmann ist gegangen. Die Welt wäre ein besserer Ort, würden sich mehr Menschen für den Frieden und das Verständnis zwischen den Völkern einsetzen wie er.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste