Neue Maskenpflicht in Frankreich

Die Frage der Gesichtsmasken wird uns wohl noch sehr lange beschäftigen. Ab nächste Woche sind sie Pflicht in allen „geschlossenen öffentlichen Räumen“ in Frankreich.

Ab nächster Woche ist in Frankreich das Tragen einer Maske in geschlossenen, öffentlichen Räumen Pflicht. Foto: Tadeáš Bednarz / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – So wie in praktisch allen anderen Ländern auch gibt es auch in Frankreich neue Cluster des SARS-CoV-2. Viele dieser neuen Cluster sind das Ergebnis von Familienfeiern, genau wie vor einigen Wochen in Göttingen. Und die dabei gemachte Erfahrung ist klar – sobald sich viele Menschen ohne Schutz in geschlossenen Räumen zusammenfinden, reibt sich das Virus die Hände und verbreitet sich erneut. Dagegen will nun die französische Regierung vorgehen und verordnet Maskenpflicht in allen „geschlossenen öffentlichen Räumen“. Monate, nachdem die Regierung noch erklärt hatte, dass das Tragen dieser Masken überhaupt nichts bringt und in bestimmten Fällen sogar gefährlich sein kann. Aber das war wohl nur, weil man sich in Paris erst Ende März dazu durchringen konnte, überhaupt Masken im großen Stil zu ordern und die Versorgung der Bevölkerung nicht möglich war. Allerdings hatte die Regierung wochenlang erklärt, man würde über ausreichende Lagerbestände an Masken verfügen, was nicht der Fall war. Nennen wir es einmal eine „Notlüge“…

Zunächst war diese neue Maßnahme erst zum 1. August geplant gewesen. Doch dieses Datum stieß in der französischen Öffentlichkeit auf massive Kritik – wenn das Tragen der Masken schon wichtig sei, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern, warum dann bis zum 1. August warten? Angesichts dieser Kritik kündigte der neue Premierminister Jean Castex an, das diese neue Maskenpflicht bereits ab der kommenden Woche greifen soll.

Was aber sind „geschlossene öffentliche Räume“? Der neue Regierungssprecher  Gabriel Attal definierte diese Räume so: „Verwaltungen, Banken, Einkaufszentren, Kinos, Kirchen, Sportstätten und andere.“ Allerdings kündigte er auch an, dass vor Inkrafttreten der neuen Regelung eine exakte Definition bekanntgegeben würde. Das ist auch nötig, denn die Frage stellt sich, ob diese Maskenpflicht beispielsweise in Unternehmen zum Tragen kommen soll. Bislang heißt es, dass nur Unternehmen mit Publikumsverkehr betroffen sein sollen, doch was ist mit Fabriken oder Werkstätten, in denen viele Mitarbeiter*innen engen Kontakt zu ihren Kolleg*innen haben?

Fünf Monate nach dem Ausbruch der ersten großen Welle des Covid-19 rätseln die Wissenschaftler angeblich immer noch, ob das Tragen dieser Masken hilfreich ist oder nicht. Der gesunde Menschenverstand verrät uns, dass es geradezu logisch erscheint, dass das Tragen von Masken sinnvoll ist, denn wenn sich Menschen begegnen und beide Personen geschützt sind, dann erscheint das eben einfach sicherer, als wenn sie nicht geschützt sind.

Bislang waren diese Fragen eher optional geregelt. Selbst in den französischen Geschäften ist momentan das Tragen einer Maske lediglich „empfohlen“, nicht aber zwingend vorgeschrieben. Doch das soll sich nächste Woche ändern.

Und einmal mehr und entgegen aller Ankündigungen scheint diese neue Maßnahme einmal mehr nicht mit den europäischen Partnern abgestimmt zu sein. Diesen Vorwurf müssen sich aber auch die europäischen Partner gefallen lassen, insbesondere Deutschland. Jeder führt seinen eigenen Kampf gegen die Pandemie und offenbar ist es nicht möglich, sich zwischen den europäischen Ländern hierzu abzustimmen. Ein Beispiel – während in Deutschland in den öffentlichen Verkehrsmitteln Maskenpflicht für Kinder ab 6 Jahren herrscht, müssen französische Kinder erst ab 11 Jahren eine Maske tragen. Warum? Verfügen die Gesundheitsbehörden in beiden Ländern nicht über die gleichen Informationen. Sind Kinder in Deutschland ab 6 Jahren mögliche „Spreader“, Kinder in Frankreich aber nicht? Irgendwie fehlt dem Ganzen noch die Logik.

Allerdings kommt mit der neuen Verpflichtung zum Tragen einer Maske ein sozialer Aspekt – die Dinger kosten Geld. Speziell für Familien in einer angespannten wirtschaftlichen Lage ist das ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, kosten doch Pakete mit 50 Einwegmasken immer noch zwischen 30 und 50 Euro. Folge – viele Menschen verwenden Einwegmasken aus Kostengründen mehrfach und stellen damit den Sinn des Tragens der Maske auf den Kopf. Wer das Tragen dieser Masken obligatorisch und strafbewehrt vorschreibt, der müsste eigentlich auch die Versorgung der Bevölkerung mit diesen Masken sicherstellen. Kostenlos.

Alle, die regelmäßig zwischen Deutschland und Frankreich (Belgien, Luxemburg) pendeln, müssen sehr genau aufpassen, wo welche Vorschriften gelten. Denn ansonsten kann man sich schnell einen Strafzettel einfangen, was die ganze Situation noch ärgerlicher macht… Und nun sind wir gespannt auf die endgültige Ausarbeitung dieser neuen französischen Vorschrift.

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