Neue Regelung für Grenzgänger

Die Stadt Kehl verlangt nun für Grenzübertritte von Pendlern die Vorlage einer gestempelten Genehmigung der Stadt. Aber wie lange wird überhaupt noch gependelt?

Ohne Passierschein kommt hier kein Pendler mehr durch. Die anderen sowieso nicht. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Pendler, die noch aus dem Elsass in ihre Firma auf der deutschen Seite fahren wollen oder müssen, brauchen zumindest in Kehl ab sofort einen Passierschein. Dieser kann nicht etwa, wie in Straßburg, selbst ausgedruckt und unterschrieben werden, sondern muss ganz offiziell vom Arbeitgeber bei der Stadt beantragt werden. AKTUALISIERUNG – heute teilt die Stadt Kehl mit, dass die Passierscheine einfach vom Arbeitgeber gedownloadet, ausgefüllt und ausgedruckt werden können, ohne von der Stadt gesiegelt werden zu müssen.

Und so funktioniert’s: Auf der Internet-Site der Stadt Kehl muss der Arbeitgeber ein entsprechendes Formular herunterladen und für jeden betroffenen Mitarbeiter ausfüllen. Das ausgefüllte Formular muss dann gescannt und an die Email-Adresse passierschein@stadt-kehl.de geschickt werden. Die Stadt druckt dann die Passierscheine aus, setzt noch ihr Dienstsiegel drauf und teilt dem Unternehmen dann mit, wann die Scheine abgeholt werden können. Das Unternehmen übergibt den Passierschein an den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin, die damit die ansonsten geschlossene Grenze passieren dürfen.

Aber auch, wenn man in Deutschland unglaublich langsam beim Ergreifen der dringend erforderlichen Maßnahmen ist, dürfte diese Regelung auch nicht mehr lange Bestand haben. Im Elsass sieht man es bereits, dass viele Unternehmen, die eigentlich auch während der Ausgangssperre weiterarbeiten wollten, nun langsam die Segel streichen – in einer völlig gelähmten Stadt macht es gerade nicht viel Sinn, so etwas wie Bürozeiten einhalten zu wollen, abgesehen davon, dass es momentan mehr als kritisch zu betrachten ist, wenn ein Arbeitgeber einen Arbeitnehmer an den Arbeitsplatz zwingen will. Im Grunde müsste der Arbeitgeber dann eine Gesundheitsgarantie für den Arbeitnehmer abgeben und wer kann das heute schon?

Auch Deutschland wird über kurz oder lang nicht um eine Ausgangssperre herum kommen und dann steht die Wirtschaft ohnehin still. Es ist bereits unglaublich, dass in Deutschland immer noch Restaurants und Terrassen öffnen, man weiterhin Menschenansammlungen duldet und damit dafür sorgt, dass sich das Virus weiter schnell verbreiten kann. Durch die zögerliche Umsetzung der „Empfehlungen“ der Bundesregierung gehen die Verantwortlichen vor Ort ein hohes Risiko für ihre Städte und Bevölkerung ein – und das Fehlen eines konzertierten europäischen Vorgehens ist nicht mehr zu bemänteln. Das föderale Deutschland schafft es ja noch nicht einmal, das Vorgehen der einzelnen Bundesländer zu steuern – kein Wunder, dass es auch mit der internationalen Absprache so überhaupt nicht klappt.

Aber gut – bevor die Lichter auch innerhalb des ehemaligen Schengen-Raums ganz ausgehen, brauchen Berufspendler, die in den Großraum Kehl zum Arbeiten müssen, eben auch einen gesiegelten Passierschein. Man mag sich gar nicht daran erinnern, wann das Wort „Passierschein“ das letzte Mal zwischen Straßburg und Kehl verwendet wurde…

1 Kommentar zu Neue Regelung für Grenzgänger

  1. Gut zu wissen, dass man als Grenzgänger jetzt einen offiziellen Passierschein vom Arbeitgeber benötigen um aus dem Elsass zu ihrer Arbeitsstelle auf der deutschen Seite zu fahren. Mein Bruder hat vor Kurzem eine Krankenversicherung für Grenzgänger abgeschlossen, da er in Deutschland wohnt und in Polen arbeitet. Sein Arbeitgeber hat ihm ebenfalls einen Passierschein ausgestellt.

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