Neuer Bahnstreik – „Diesmal wird es richtig lange!“

Von heute bis zum Sonntag bestreikt die GDL den Zugverkehr. Eine Horrorwoche für Pendler - die sich aber vor allem bei der Bahn bedanken dürfen.

Von heute bis zum nächsten Sonntag wird man solche Anzeigentafeln sehen. Eine Belastung für die eigentlich angebrachte Solidarität mit der GDL. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Ab heute, Montag um 15 Uhr, stehen die Güterzüge in Deutschland still. Ab Dienstag Morgen um 2 Uhr fahren dann auch die Personenzüge nicht mehr. Und zwar bis zum Sonntag um 9 Uhr morgens, damit dann wenigstens in der Woche danach der Zugverkehr pünktlich rollen kann. Sechs Tage Bahnstreik, das gab es in Deutschland noch nie. Und stellt die Solidarität der Bahnkunden und Berufspendler auf eine ganz harte Probe.

Auf der Internetsite der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) kann man es nachlesen – die Eisenbahner sind der Ansicht, dass die Verhandlungstaktik der Bahn „skurrile Züge“ annimmt, ein angesichts der Belastungen der Bahnkunden bei diesen Streiks nicht so ganz gelungenes Wortspiel. Also müssen wir uns auf einen richtig heftigen Bahnstreik einstellen. Dass die Bahn sich entnervt von diesem neuen Streik zeigt, hat sie in erster Linie sich selbst zuzuschreiben.

Die GDL mit ihrem knorrigen Vorsitzenden Claus Weselsky kämpft mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen – angesichts der Kommunikationsmaschine der Bahn am Postdamer Platz in Berlin kann die GDL (mit zwei Mitarbeitern in der Kommunikation) nur mit diesem einen Mittel Druck machen – dem Streik.

Das letzte Angebot der Bahn lehnt die GDL rundweg ab und beklagt, dass dieses Angebot nur eine zweistufige Lohnerhöhung über zwei Jahre vorsieht, die insgesamt 3,0 % betragen würde, während gleichzeitig nach Angaben der Gewerkschaft über die weiteren Forderungen der GDL noch nicht einmal verhandelt wurde – Absenkung der Arbeitszeit, Begrenzung von Überstunden, Beteiligung der Mitarbeiter am Konzernergebnis, Gleichbehandlung des Rangierpersonals. Und genau beim letzten Punkt liegt wohl nach wie vor der Hund begraben.

Denn die Bahn wartet händeringend, dass das geplante Gesetz von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles endlich gültig wird – mit diesem Gesetz könnte sich die Bahn künftig nur noch mit der von ihr bevorzugten EVG an den Tisch setzen, da das Gesetz faktisch kleine und Sparten-Gewerkschaften aus dem Rennen nimmt. Denn der Bahn ist es ein Dorn im Auge, dass die GDL, wie es ihr verfassungsmäßiges Recht ist, auch andere Berufssparten als nur Lokführer vertreten will. Hier will die Bahn unbedingt einen Präzendenzabschluss verhindern. Wie günstig es ist, wenn man nur eine Gewerkschaft im Haus hat, zeigte ja schon das Beispiel VW – wo der Vorstand auf Pufftour mit seinen Gewerkschaftsspitzen ging. Da lässt es sich eben einfacher verhandeln…

Die Bahnkunden müssen sich also auf eine Horrorwoche einstellen – und da wäre es vielleicht gut, würde man sich bei der GDL auch Gedanken über andere Aktionsformen machen. Denn auch, wenn die GDL in der Sache sicherlich Recht hat und sich nach wie vor auf dem Boden des Gesetzes bewegt (was bei der Bahn zuletzt nicht immer der Fall war, wie die Gerichte festgestellt haben), so werden diese Streiks langsam, aber sicher, zu einer massiven Beeinträchtigung der pendelnden Arbeitnehmer. Die ihrerseits auch von der GDL etwas mehr Solidarität verlangen können.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste