Neukaledonien bleibt französisch

Der Inselstaat liegt 20.000 Kilometer von Frankreich entfernt auf der anderen Seite der Welt. Bei einer Volksabstimmung entschieden sich die Neukaledonier für einen Verbleib bei Frankreich.

Das im Südpazifik gelegene Neukaledonien entschied sich knapp für den Verbleib bei Frankreich. Foto: Noël.guillet / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Entscheidung war denkbar knapp und wird weiterhin für Gesprächsstoff sorgen – mit 53,26 % der Stimmen entschieden die Neukaledonier, dass sie weiterhin ein Teil Frankreichs bleiben wollen. Doch die 46,74 %, die für die Unabhängigkeit gestimmt haben, werden sich langfristig nicht mit dem Status Quo zufrieden geben.

Es war nicht das erste Mal, dass die Neukaledonier über diese Frage abstimmen konnten: „Wollen Sie, dass Neukaledonien die volle Souveränität erlangt und unabhängig wird?“ Bereits 2018 kam es zu einer solchen Volksabstimmung, bei der sich damals 56,7 % der Bevölkerung für den Verbleib bei Frankreich aussprachen.

Diese Kolonial-Realität im Südpazifik mag anachronistisch anmuten, doch dahinter stecken handfeste wirtschaftliche Interessen. Auf Neukaledonien befinden sich 8,4 % der weltweiten Nickelerz-Vorkommen und dieser Sektor wird intensiv bewirtschaftet. Da das Wirtschaftsleben auf Neukaledonien fest in der Hand weißer Siedler aus Frankreich ist, konnte auch die jetzige Volksabstimmung noch einmal knapp zugunsten von Frankreich ausfallen, doch spürt man, dass die Stimmung kippt. Wer weiß, wie das nächste Referendum in ein paar Jahren ausfallen wird.

Dennoch ist das Ergebnis vom Sonntag alles andere als ein Plebiszit für Frankreich, dazu ist das Ergebnis einfach zu knapp ausgefallen. Die Unabhängigkeitsbestrebungen werden mit diesem Ergebnis nicht aufhören, sondern sich eher noch verstärken, denn zwischen 2018 und 2020 ist eine Entwicklung abzulesen, die in Richtung Unabhängigkeit geht. Dazu steht die Frage im Raum, ob der Kolonialismus im 21. Jahrhundert überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat oder ob dieses Konzept nicht vollständig überholt ist.

Die Wahlbeteiligung war beeindruckend – 85,64 % der Wahlberechtigten gingen an die Urnen und der Abstand zwischen dem „Nein“ und dem „Ja“ ist verschwindend gering – das „Nein“, also das „Ja“ zum Verbleib bei Frankreich, erzielte gerade einmal 9964 Stimmen mehr. Und damit ist Neukaledonien endgültig in zwei Lager gespalten.

Die Spannungen auf Neukaledonien werden also nicht etwa einschlafen, sondern das Abstimmungsergebnis ist eine Ermutigung für die Verfechter der Unabhängigkeit, ihren Kampf weiterzuführen und sogar zu intensivieren. Man darf gespannt sein, wie sich die Lage auf der anderen Seite der Weltkugel künftig entwickeln wird.

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