Nicolas Sarkozy outet sich als Elsässer im Herzen

Während sich die Regionalpolitik des Elsass in populistischen Parolen erging, brachte es Nicolas Sarkozy auf den Punkt und lieferte die richtigen Argumente pro Elsass.

Wie peinlich ist das denn?! Da muss "Bling-Bling" Sarkozy auftauchen, um den Verfechtern der Region Elsass die richtigen Argumente zu soufflieren. Foto: Guillaume Paumier / Wikimedia Commmons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Nicolas Sarkozy sammelt Stimmen im Elsass. In einem Brief, den er an die konservativen UMP-Abgeordneten und einige Lokalpolitiker schickte, kündigte er an, die geplante Gebietsreform (die in Paris an der Macht befindlichen Sozialisten bevorzugen immer noch die Variante Elsass-Lothringen-Champagne-Ardennes) rückgängig machen zu wollen. Das Seltsamste ist, dass Nicolas Sarkozy dabei die Argumente anführt, die man im Elsass “vergessen” hatte, in die Debatte in Paris einzubringen. Womit Sarkozy immerhin für den Titel “Elsässer des Jahres” ins Rennen gehen dürfte.

Sarkozy, der während seiner Amtszeit nicht allzu viel mit dem Elsass am Hut hatte, startet rollt seine Kampagne 2017 in der letzten Region Frankreichs, die noch von der konservativen UMP regiert wird. Taktisch gar nicht so schlecht, denn mit seinen Aussagen dürfte er im Moment das Herz vieler Elsässer erreichen. Zumal er, Überraschung, wirklich die richtigen Argumente präsentiert.

So bezeichnete er die geplante Reform als “willkürlich” und schrieb, dass die Fusion zwischen dem Elsass, Lothringen und der Champagne-Ardennes “keinerlei regionaler oder wirtschaftlicher Realität” entspricht. Erstaunlich – damit hat er absolut Recht! Vollends überraschend wird es, als Sarkozy die deutsch-französische Zusammenarbeit endlich einmal richtig darstellt: “Das Elsass ist eine Brücke zwischen Frankreich und Deutschland und soll dies auch bleiben. Es wäre folglich ein historischer Fehler, würde man den Schwerpunkt dieser Region ins Landesinnere verlegen.” Denn – “das Elsass ist kein isoliertes Gebiet”.

Und auch auf den Vorwurf der “Nabelschau”, den viele Politiker in Paris an das Elsass gerichtet haben, kontert der Kandidat Sarkozy. “Das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Region, die ein gemeinsames Gebiet umfasst, ist ein Glücksfall für ihre Einwohner“, erklärte Sarkozy und wies damit den Vorwurf zurück, die Elsässer würden sich einigeln und in sich selbst zurückziehen.

Ja, verdommi noch emol – was ist denn das für ein Armutszeugnis für Philippe Richert und Kollegen?! Da muss, wenige Stunden vor der Abstimmung über die Zukunft des Elsass (und der anderen französischen Regionen) ausgerechnet Nicolas Sarkozy kommen und die richtigen Argumente pro Elsass präsentieren! Das wäre die Aufgabe derjenigen gewesen, die mit dämlichen, von grammatikalischen Fehlern gespickte Plakate in einer Sprache hochhielten, die weder Deutsch noch Elsässisch war und die es nicht schafften, solch klare Argumente ruhig und sachlich zu präsentieren.

Ändern wird es wohl kaum noch etwas – die Abstimmung findet diese Woche statt und in der französischen Nationalversammlung gilt das Wort des ehemaligen Präsidenten nicht mehr viel. Aber seltsam ist es schon, dass die vielen so genannten Verfechter der Interessen des Elsass es nicht geschafft haben, mit Argumenten zu überzeugen.

2 Kommentare zu Nicolas Sarkozy outet sich als Elsässer im Herzen

  1. Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Er bringt es genau auf den Punkt. Die Hilflosigkeit und die Unentschlossenheit der elsässischen politischen Klasse egal welcher Couleur in dieser Frage ist schon erstaunlich. Das Elsass als Brücke zwischen Frankreich und Deutschland, als Labor für zukunftsträchtige, grenzüberschreitende, bzw.europäische Lôsungen in Sachen Bildung, Ausbildung, Zweisprachigkeit, usw… macht durchaus Sinn. Auf jeden Fall hätte man damit den absurden Vorwurf der Isolierung, weitgehend entkräftet. Warum die elsässischen Politiker diesen Punkt nicht aufgreifen konnten oder wollten ist mir ein Rätsel. Vielleicht ist es abermals der Ausdruck dieses typisch elsässichen Mangels an Selbstbewusstsein, wenn es darum geht die Interesse der Region gegenüber Paris überzeugend und pareiübergreifend zu vertreten. Ich fürchte die Folgen sind nun fatal für das Elsass.

    • Im Grunde ist es dramatisch. Es gibt tatsächlich viele gute Gründe, um die Region Elsass mit ihren grenzüberschreitenden Realitäten auch im Sinn der französischen Republik eigenständig und ohne Fusion zu lassen. Doch die dümmlich-populistische Kampagne einer seltsamen Mischung aus Konservativen, Rechtsextremen und nationalistischen Autonomisten hat der Sache und der Zukunft enorm geschadet. Vielleicht erinnern sich die Wählerinnen und Wähler im Elsass eines Tages daran, wer sie aus populistischem Geltungsdrang in eine Fusion getrieben hat, die niemand wollte. Und nein, das sind nicht die Sozialisten, sondern diese oben beschriebene Allianz, die in Paris nur Sorge und Misstrauen auslösen konnte. Wie tragisch, dass das politische Personal im Elsass einfach zu schlecht ist, um die Interessen dieser wunderbaren Region richtig zu vertreten.

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