Nie mehr denken müssen!
Der US-Investor Warren Buffet hat die Künstliche Intelligenz (KI) als „Atombombe“ bezeichnet. Und in der Tat sind die Entwicklungen rund um „ChatGPT“ & Co. beunruhigend. Öffnen wir gerade die Büchse der Pandora?
(KL) – Seit Jahren wundert man sich in Europa über das stets absinkende Niveau der Schüler. Die Pisa-Studien fördern einen schonungslosen Absturz der Schülerinnen und Schüler zutage und da ist die angebotene Lösung der Künstlichen Intelligenz (KI) nicht nur eine Art Offenbarungseid unserer Schulsysteme, sondern sogar brandgefährlich. Denn warum sollte man noch selbst nachdenken, wenn das eine Maschine für einen erledigen kann? Erste Länder, beispielsweise Italien, haben Systeme wie „ChatGPT“ bereits verboten und das ist eine weise Entscheidung, bevor man sich blind in ein unüberschaubares technisches Experiment stürzt, das schnell aus dem Ruder laufen kann. Dazu muss man sich auch die Frage stellen, wem es nützt, wenn Maschinen das Nachdenken für den Menschen übernehmen – zumal, wie Warren Buffet befürchtet, eine solche Entwicklung nicht mehr umkehrbar ist.
Momentan beeilen sich alle groβen Akteure der digitalen Welt, ihre KI-Textroboter auf den Markt zu werfen. Toll, die übernehmen dann das Recherchieren, Nachdenken und Schreiben von Aufsätzen, Examensarbeiten oder Zeitungsartikeln, während gleichzeitig die KI die gewünschten Bilder produziert. Und damit rutschen wir in eine Parallelwelt, in der nicht mehr der Mensch, sondern die Maschine eiskalte Denkprozesse durchführt. Währenddessen kann der Mensch dann auf Netflix und anderen Plattformen anderen beim Leben zuschauen. Nur – wer diese Systeme nutzt, verlernt dabei selbst zu recherchieren, nachzudenken und zu schreiben. Ist das wirklich wünschenswert? Die Menschheit in faule und bequeme „Couch Potatoes“ zu verwandeln, die das Denken Maschinen und Systemen überlassen?
Dabei sollte man nicht vergessen, dass selbst ein KI-System nur so schlau sein kann wie der Input, mit dem man es füttert. Dass diese Systeme in der Lage sind, „zu lernen“, das hat nichts mit Intelligenz zu tun, sondern mit einer gut programmierten Vernetzung der jeweiligen Datenquellen. Doch irgendjemand muss auch diese Datenquellen mit Inhalten füllen und so entsteht ein Machtinstrument, das überhaupt nicht mehr überschaubar ist.
Warren Buffets Befürchtung, dass wir hier eine Art „Zauberlehrling“ erschaffen, der sich irgendwann selbstständig macht und jeder Kontrolle entzieht, ist berechtigt. Wir basteln gerade an einer unüberschaubaren Parallelwelt, in der sich jeder selbst Qualitäten andichten kann, die er gar nicht hat. Aber wofür? Damit jeder so tun kann, als wäre er ein Bestseller-Autor, auch, wenn er keinen Satz fehlerfrei schreiben kann? Wofür? Damit jeder noch so abstruse, aber echt aussehende Fake-News-Fotos produzieren kann, deren Echtheit niemand mehr überprüfen kann? Wozu?
Was auf der Strecke bleiben wird, ist der denkende und lernende Bürger. Seit Jahrtausenden sind sich alle Gesellschafts-Forscher und Philosophen einig, dass es machtstärkend ist, wenn man die Bevölkerung von Bildung und dem Denken fernhält. Wird die KI genauso ein Machtinstrument?
Ebenso, wie die Industrielle Revolution im 19. Jahrhundert massive gesellschaftliche Veränderung, aber eben auch gesellschaftliche Probleme geschaffen hatte, findet nun Vergleichbares im Rahmen der Technologischen Revolution statt. Die KI-Entwicklung, die sicherlich in verschiedenen Bereichen sinnvoll und hilfreich sein kann, dafür in anderen Bereichen geradezu gefährlich, läuft zu schnell. Die Entscheidung, was getan wird und was nicht, sollte nicht nur auf Profit ausgerichteten Markt-Akteuren überlassen werden, sondern Gegenstand einer gesamtgesellschaftlichen Diskussion sein. Ansonsten wird das passieren, wovor Warren Buffet warnt: Die Geister, die wir rufen, werden wir irgendwann nicht mehr los…
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