Niemand will’s mehr hören…

Für die meisten ist die Corona-Krise vorbei. Sie wollen nichts mehr davon in den Nachrichten hören und sehen und auch die entsprechenden Zahlen werden kaum noch wahrgenommen.

Wäre die Gefahr durch das SARS-CoV-2 gebannt, könnte man sich auch die Tests schenken. Aber die Krise ist noch nicht vorbei. Foto: Hamid Tavakoli / Fars News Agency / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das ist die große Gefahr des Coronavirus – es wird nicht mehr ernst genommen. Die Menschen verhalten sich so, als gehöre das Virus definitiv der Vergangenheit an. Dabei stimmt das leider nicht – fast 7 Millionen Infizierte und über 400.000 Tote sprechen eine eindeutige Sprache. Und trotzdem interessieren die Informationen zu dem Thema nicht mehr so richtig, der Wunsch einer Rückkehr zur „Normalität“ lässt viele heute die Nachrichten ungelesen lassen, wir haben genug gehört, wir haben genug Probleme; jetzt kümmern wir uns erst einmal um den Spaß im Frühsommer.

Der Professorenstreit zwischen Dorsten und Kekulé – höchstens noch für die Boulevardblätter. Die explodierenden Zahlen in Süd- und Nordamerika – was geht’s uns an? Langzeitfolgen des Covid-19 – betrifft nur die Betroffenen. Neue Cluster – selbst Schuld, wer in einen solchen gerät. Ab sofort heißt die Devise wieder: Gib Gas, ich will Spaß!

Masken, Sicherheitsabstände? Das war gestern, zum Glück ist alles überstanden. Und genau hier liegt die Gefahr. Dieses Virus ist alles andere als verschwunden und wir sehen es täglich: Sobald das Virus die Möglichkeit dazu erhält, breitet es sich schlagartig aus. Und das sollte man im Hinterkopf behalten.

Dass man jetzt wieder ‘raus kann, ein wenig diesen Frühsommer genießen, nach Monaten der Isolation, das ist in Ordnung und nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist es aber, wenn dieses Virus negiert wird. Genau diese Haltung wird es dem SARS-CoV-2 leicht machen, sich in neuen Clustern auszubreiten und noch lange, lange bei uns zu bleiben.

Was ist bitteschön so schwer daran zu verstehen, dass dieses Virus immer noch unterwegs ist und dass die beste Abwehrstrategie darin besteht, dass die Menschen bestimmte sanitäre Regeln beachten? Ist es wirklich ein unerträglicher Eingriff in die persönlichen Freiheitsrechte, einen oder anderthalb Meter Abstand zu seinen Mitmenschen einzuhalten? In geschlossenen Räumen eine Maske zu tragen, um das Risiko der Ansteckung zu verringern? Sich die Hände zu waschen?

Die ersten Tage der absoluten Lockerung des Lockdowns zeigen es – für viele Menschen ist die Corona-Krise vorbei, da sie einfach keine Lust mehr darauf haben. Die eigentlich inzwischen gelernten sanitären Maßnahmen werden über Bord geworfen, viele tun so, als hätte es die Krise nie gegeben.

Es kann momentan nur einen Appell geben – freut euch an den ersten schönen Sommertagen und haltet euch dabei an die sanitären Vorgaben. Diese sind keine Schikane, um freie Bürger*innen zu ärgern, sondern Maßnahmen, um Leben zu schützen. In bereits mehr als 400.000 Fällen hat das nicht geklappt und es sollte eigentlich in unser aller Interesse liegen, dieses Virus zu stoppen.

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