Nietzsche und Nigl

Gott ist tot? Nietzsche ist tot! Am Mittwoch wird der Bariton Georg Nigl den Philosophen Friedrich Nietzsche wieder auferstehen lassen: „Oh Mensch“, ein Liederzyklus aus dem Zarathustra, vertont von Pascal Dusapin in der Rheinoper.

Friedrich Nietzsche (links) trifft Georg Nigl (rechts)... Foto: Anita Schmid / ONR

(Von Michael Magercord) – Friedrich Nietzsche war der Philosoph der Feststellungen. Zugegeben, seine Wortwahl lässt oft anderes vermuten, aber seine Aussagen sind eindeutig. So stellte er – mehr oder weniger nüchtern – fest: Gott ist tot. Getötet von uns, den halbwegs modernen Menschen. Und ist es nicht so? Haben wir uns nicht bemächtigt die Welt zu herrschen? Nur so richtig bewältigt haben wir das nicht. Um uns die ungeheure Tatsache beizubiegen, greift Nietzsche zu griffigen Formulierungen: „Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet.“

Starke Worte, die aufzeigen, dass die Aussage eigentlich unlogisch erscheint: Wie nämlich kann der Mensch als Sterblicher überhaupt Gott als unsterbliches Wesen umbringen? Trotzdem bleibt es eine Tatsache. Wie schwer sie wiegt, mag uns heute unser Umgang mit der Natur zeigen. Und weil es unlogisch aber trotzdem richtig ist, müssen die Worte stark sein. Nietzsche ist vielleicht der bekannteste verkannteste Philosoph, zumindest der missverstandenste und ein Verrückter, nicht erst, seit er im 45. Lebensjahr in geistige Umnachtung fiel. Doch wie will man, ohne unmissverständlich zu sein, die Nuancen zwischen Verstand und Übersinnlichem in Worte fassen? Also genau dem Ausdruck verleihen, woran es uns heute vielleicht mangelt, dem Sinn fürs eigene Übersinnliche?

Meist schrieb er Prosa, aber er hat auch einen Liederzyklus verfasst: „Das trunkene Lied“ ist ein Teil des Buches „Also sprach Zarathustra“. Wer da spricht, ist natürlich Nietzsche und er hat eine Botschaft: „Oh Mensch, gib acht!“. Musik ist ja nicht der schlechteste Transporteur des Übersinnlichen, und so wurde das Gedicht viele Male vertont. Zuerst von Gustav Mahler im 4. Satz seiner 3. Sinfonie, die noch zu Lebzeiten Nietzsches entstand. Bis 1991 zählte der britische Musikologe Thatcher schon 29 Vertonungen, und damals war die von Pascal Dusapin noch nicht mitgezählt.

Den wichtigsten zeitgenössischen französischen Komponisten und häufigen Gast beim Straßburger MUSICA-Festival hatte der Sänger Georg Nigl im Jahre 2011 zu dieser Arbeit angespornt. 27 Lieder für Bariton sind dabei entstanden, vier davon ohne Worte. Der komplette Zyklus wird von dem gefragten Opernsänger aus Österreich am Mittwoch, den 14. Februar, in der Rheinoper dargeboten – eine seltene Chance dabei zu sein, wenn zumindest Nietzsche zum Leben erweckt wird.

„O Mensch“ – 23 Lieder und 4 Zwischenspiele von Pascal Dusapin
Vertonte Gedichte von Friedrich Nietzsche
Rezital mit Georg Nigl (Bariton) und Georg Vichard (Klavier)
14. Februar, 20 Uhr, Oper Straßburg

Informationen und Tickets: http://www.operanationaldurhin.eu

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