Nǐhǎo, Mercedes-Benz!

Die Nobelmarke aus dem Ländle wird mal wieder umstrukturiert, Mercedes heißt künftig wieder Mercedes und könnte schon bald mehrheitlich chinesischen Investoren gehören.

Heissen die Autos mit dem guten Stern künftig "Melcedes-Benz"? Foto: Baden.de / Wikimedia Commons / CC-BY 3.0

(KL) – „Nihao“, das bedeutet „Guten Tag“ auf Chinesisch. Das könnten die Mitarbeiter der Nobelmarke jetzt schon einmal lernen, denn die Chancen, dass künftig Investoren aus China das Kommando bei Mercedes-Benz übernehmen, stehen hoch. Bereits heute gehören rund 10 % der Daimler-Aktien dem chinesischen Automobilkonzern „Geely“ und weitere fünf Prozent gehören der „Bejing Automotive Group“. Doch nun wird der Daimler-Konzern in kleinere Einheiten aufgeteilt, was es Investoren ermöglicht, gezielt in die Filetstücke zu investieren, die ihnen zusagen. Die neue, alte Mercedes-Benz, die sich künftig ausschließlich um das Angebot an Nobelkarossen mit dem guten Stern aus Stuttgart kümmern wird, dürfte dabei Begehrlichkeiten wecken.

In einem Markt, in dem praktisch alle Player versuchen, durch Zukäufe, zentrale Strukturen und schiere Größe zu punkten, geht Daimler nun einen anderen Weg. Nachdem jahrelang andere Hersteller aufgekauft und wieder abgestoßen wurden (Chrysler, Mitsubishi etc.), nachdem jede Menge Sparten von Nutzfahrzeugen bis IT-Lösungen unter einem Dach konzentriert wurden, zerschlägt sich der Daimler-Konzern nun selbst und teilt sich wieder in die guten, alten Marken auf. PKW-Limousinen mit dem guten Stern kommen dann zukünftig wieder aus dem Haus Mercedes-Benz. Das dann allerdings in chinesischer Hand sein könnte.

Ein neues Zeitalter ist angebrochen, ein Zeitalter, in dem Größe eher ein Problem als ein Trumpf ist. Denn je grösser ein Konzern ist, desto schwerfälliger ist er zu managen. Entscheidungswege sind oft lang und intransparent und die Konzerne haben immer mehr Schwierigkeiten, sich auf die schnellen Entwicklungen an den Märkten einzustellen. Schnell und innovativ handeln zu können ist heute wichtiger als die schiere Größe.

So sehr diese Umstrukturierung des Daimler-Konzerns auch Sinn macht, so birgt sie doch auch Gefahren. Vor allem diejenigen, dass DIE deutsche Luxus-Automobilmarke künftig keine deutsche Marke, sondern eine chinesische Marke werden könnte. Denn das Investitions-Volumen in die aus dem Daimler-Konzern herausgelöste Luxusmarke „Mercedes“ wird leichter zu stemmen sein als der Versuch, eine Mehrheit im riesigen Daimler-Konzern zu übernehmen.

Aber so ist sie eben, die Globalisierung. Jetzt aufzujaulen, weil DIE deutsche Marke in chinesische Hände wechseln könnte, das lohnt sich nicht. Alle großen Gruppen agieren auf einem gemeinsamen Weltmarkt, auf dem nationale Befindlichkeiten niemanden interessieren. Warum sollte es da Mercedes anders ergehen als anderen Konzernen in anderen Ländern?

Allerdings darf man heute, wo die Pandemie anfängt, wirtschaftliche Zusammenhänge auszuradieren, durchaus die Frage stellen, ob dieser weltweite Wild-West-Kapitalismus wirklich noch ein Wirtschaftssystem ist, das in die heutige Zeit passt. Ein System, das in seiner DNA bereits einprogrammiert hat, dass mindestens ein Fünftel der Bevölkerung auf der Armutsstrecke bleibt, hat keine großen Zukunftschancen. Daher: Hao lù, Mercedes! – Gute Fahrt!

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste