(Noch) keine Ausgangssperre in Straßburg

Trotz dramatisch ansteigender Infektionszahlen im Departement Bas-Rhin und der Eurometropole Straßburg will Präfektin Josiane Chevalier eine Ausgangssperre vermeiden.

Bilderrätsel - wer verhält isch auf diesem Foto richtig? Langsam sollte man es wissen... Foto: Davidmejoradas / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Seit dem Wochenende ist es abends in den 8 größten Metropolen Frankreichs still geworden. Denn zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens herrscht in diesen Metropolen eine strikte Ausgangssperre. Nachts dürfen nur noch Menschen das Haus verlassen, die entweder arbeiten gehen, von der Arbeit nach Hause gehen oder einen medizinischen oder familiären Notfall haben. Mit diesem „couvre-feu“ hofft Frankreich, den explosionsartigen Anstieg der Covid-Infektionen in den Griff zu bekommen. Straßburg ist (vorerst) nicht von dieser letzten Stufe vor einer allgemeinen Ausgangssperre wie im Frühjahr betroffen. Das zumindest verkündete gestern die Präfektin Josiane Chevalier.

Die aktuellen Zahlen sind beunruhigend, auch, wenn man deswegen nicht in Panik verfallen muss. Die Inzidenz im Departement Bas-Rhin beträgt aktuell 92,1 Fälle auf 100.000 Einwohner, in der Eurometropole Straßburg liegt sie deutlich darüber, bei 226 Fällen pro 100.000 Einwohner. Es wird deutlich, dass die „zweite Welle“ in vollem Gange ist, allerdings muss man berücksichtigen, dass „Infektion“ nicht gleich „Krankheit“ ist – momentan sind lediglich 10 % der Reanimationsbetten belegt, was bedeutet, dass die allermeisten Infektionen relativ harmlos verlaufen. Dabei ist das Hauptproblem, dass auch infizierte Personen ohne oder mit nur geringen Symptomen weitere Personen anstecken können und dass sie dies gerade tun, liest man anhand der Zahlen. Allerdings weist der explosionsartige Anstieg der Infektionen auch darauf hin, dass in den nächsten Tagen und Wochen wieder zahlreiche Erkrankungen zu erwarten sind.

Dass man im Departement Bas-Rhin alles daran setzt, Maßnahmen wie im Frühjahr zu vermeiden, ist nachvollziehbar, denn die dreimonatige Ausgangssperre war eine extreme Belastung für die Bevölkerung und natürlich auch die Wirtschaft.

Nichtsdestotrotz scheint niemand, weder auf der französischen, noch auf der deutschen Seite, über eine erneute Grenzschließung nachzudenken. Solange eine solche Maßnahme nicht messbar zur Eindämmung des Virus beiträgt, richtet sie mehr Schaden an als Nutzen zu bringen.

Die neuen Maßnahmen, die gestern von der Präfektin verkündet wurden, betreffen die deutsche Seite nicht. Abgesehen davon, dass es keinen Getränkeausschank mehr im Rahmen von Sportveranstaltungen geben soll, damit können wohl auch die Elsässer leben. Auch eine Schließung von Restaurants und Bars steht nicht auf der Tagesordnung, anders als in anderen Metropolen. Allerdings klang bereits durch, dass man auch solche Maßnahmen nicht ausschließen kann, sollten die Zahlen weiter so steigen wie bisher. Der Satz der Präfektin „Sollten solche Maßnahmen erforderlich sein, werden wir zunächst mit den Betroffenen sprechen.“, ist alles andere als beruhigend.

Auf beiden Ufern des Rheins wird uns nicht viel anderes übrigbleiben, als die Entwicklung Tag für Tag zu verfolgen und uns zu informieren, welche neuen Maßnahmen es gibt. Zahlreiche Beobachter gehen davon aus, dass diese „zweite Welle“ ihren Höhepunkt erst Mitte November erreichen wird. Bis dahin kann noch eine Menge passieren…

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