NSA-Skandal – Angie fährt schwere Geschütze auf…

Nach den neuesten Wikileaks-Enthüllungen reagiert Angela Merkel entschlossen - und lädt den amerikanischen Botschafter John B. Emerson zum Kaffeetrinken ein.

Die US-Botschaft in Berlin. Sehr hübsch - das Abhörzimmerchen ganz oben. Klasse. Foto: Robb / Wikipedia DE / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Hui, da macht sich die NSA aber vor Angst in die Hose. Nach den jüngsten Wikileaks-Enthüllungen, aus denen hervorgeht, dass die NSA 69 Telefonanschlüsse von deutschen Regierungsmitgliedern und deutsche Unternehmen ausspioniert hat, hat die Kanzlerin mal so richtig auf den Tisch gehauen. Sie lädt den amerikanischen Botschafter John B. Emerson auf ein Tässchen Kaffee ins Kanzleramt ein. Damit mal mal alles in Ruhe besprechen kann. Wenn das mal keine knallharte Reaktion ist!

Sogar der knorrige Wolfgang Schäuble meldete sich ungefragt zu Wort, offenbar froh, dass er mal nicht zum Thema Griechenland geifern muss: „Es drängt sich der Eindruck auf, dass bei den amerikanischen Diensten der eine oder andere möglicherweise Maß und Mitte ein wenig aus dem Blick verloren hat“ – und man staunt, dass sich dieser Umstand bereits jetzt den Weg bis ins Bewusstsein eines Wolfgang Schäuble vorgearbeitet hat. Wie schade, dass er nicht ähnlich milde Stellungnahmen zum Thema Griechenland findet…

Wenn ein Land auf ein anderes richtig sauer ist, dann wollen die diplomatischen Gepflogenheiten, dass der Botschafter des Landes, auf das man sauer ist, „einbestellt“ wird. Das klingt nach Ärger und der Aufforderung, mal etwas klarzustellen. Doch dazu reicht es im NSA-Skandal nicht. Kein Wunder, gibt sich doch Angela Merkel alle Mühe, bis zur Beugung des deutschen Grundgesetzes, um die Aufklärung dieses Spionageskandals zu verhindern. Letztlich überlässt sie es ausgerechnet den Amerikanern, ob der Untersuchungsausschuss des Bundestags den Skandal aufklären darf oder nicht. Ganz überraschend haben die Amerikaner diese Erlaubnis verweigert, weswegen der ganze Vorgang beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe landen wird – die Hoffnung von Angela Merkel ist, dass die Mühlen der Justiz so langsam mahlen, dass bis dahin genug Gras über die Sache gewachsen ist.

Man kann sich gut vorstellen, wie das Kaffeetrinken der Kanzlerin und dem Botschafter ablaufen wird. Angie wird die Raute machen und sagen, dass Ausspionieren zwischen Freunden aber gar nicht geht. John B. Emerson wird die Qualität des deutschen Kaffees loben und sich in Schweigen hüllen oder bestenfalls sagen, dass er das mal so nach Washington weitergeben wird. Dann werden sie noch ein wenig plaudern und Angie wird den Botschafter katzbuckelnd zur Tür begleiten.

Wie schön, dass dieser Abhörskandal sich immer mehr zu einem gesamteuropäischen Kunstwerk ausweitet. Denn, wie man Wikileaks entnehmen kann, haben dieses Mal die Briten der NSA geholfen, die deutsche Regierung auszuhorchen, nachdem vorher die Deutschen der NSA geholfen haben, die französische Regierung auszuspionieren. Die Arithmetik würde darauf hinweisen, dass folglich die Franzosen der NSA geholfen haben, die Briten abzuhören. Ob die alle zusammen eigentlich noch merken, wie lächerlich sie sich machen?

Falls Angie für das Treffen verhindert sein sollte, was ja sein könnte, weil man gerade die griechische Regierung stürzen muss, wird Kanzleramtschef Peter „007“ Altmaier den Fall übernehmen. Was sicher zu noch größerem Zittern in der NSA-Zentrale und in Washington auslösen wird. Und, was sicher noch beunruhigender ist, Generalbundesanwalt Harald Runge erwägt, eventuell doch die bereits eingestellten Ermittlungen gegen die NSA wieder aufzunehmen. Was dann vermutlich in geschätzten 32 Jahren zu einem Zwischenbericht führen könnte.

Die ganze Geschichte hätte schon fast witzige Züge – würde sie nicht so unverschämt viel Geld kosten. Unsere Regierungen zeigen wieder einmal deutlich, dass sich jede Rasselbande auf dem Schulhof vernünftiger benimmt als diese wild gewordenen Schlapphüte. Wichtig ist dann vor allem noch eines – was für Kekse wird man John B. Emerson zum Kaffee servieren? Es ist doch schließlich wichtig, dass er nicht das Gefühl bekommt, die Deutschen wären keine zuverlässigen Hampelmänner für die NSA!

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