Nur noch 10 Tage…

… dann ist das Superwahljahr 2017 für die Franzosen erstmal vorbei. Ein Land atmet auf…

Noch einmal den Scheitel grade ziehen und dann sind die Wahlen auch schon vorbei... uff... Foto: François GOGLINS / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Selten hat man in Frankreich ein seltsameres Wahljahr als 2017 erlebt. Bei der Präsidentschaftswahl entschied sich das Land für ein „politisches Abenteuer“ mit dem neuen Präsidenten Emmanuel Macron, von dem selbst heute noch niemand genau weiß, wofür er eigentlich steht. Geprägt war der Wahlkampf für das höchste Staatsamt von Skandalen und Skandälchen, von Verrat und vor allem – der Implosion der Volksparteien, die sich in den vergangenen Jahrzehnten gütlich die Macht geteilt hatten. Wenn an den kommenden beiden Sonntagen das Parlament, die Assemblée Nationale, neu gewählt worden ist, können die Franzosen erst einmal aufatmen. Bevor dann die Realitäten der Politik einsetzen.

Nachdem bereits der Präsidentschaftswahlkampf erschreckend war, sind die Parlamentswahlen nun keinen Deut besser. Die Implosion der Konservativen und der Sozialisten, die inzwischen schon fast unter „Andere“ geführt werden, verunsichert – nicht nur die Wählerinnen und Wähler, sondern auch die Vertreter der politischen Parteien, die krampfhaft versuchen, noch unter die Fittiche von Macrons neuer Partei „La République En Marche – LREM“ zu schlüpfen, ohne dass es allzu sehr nach Verrat aussieht – was aber auch nicht immer gelingt.

Das politische Frankreich wird gerade komplett umgekrempelt und die Franzosen setzen alles auf die Karte Macron. En 577 Wahlkreisen des Landes, in denen ebenso viele Abgeordnete für die Nationalversammlung gewählt werden, haben die Kandidaten und Kandidatinnen von „En Marche!“ einen unglaublichen Rückenwind. Reihenweise brechen die Platzhirsche der traditionellen Parteien vor im Grunde unerfahrenen und vor allem unbekannten Kandidaten von „En marche“ ein – fast alle Umfragen sehen die neue Partei mit einer Zweidrittelmehrheit im neuen Parlament.

Das Beste an der aktuellen Situation ist, dass in 10 Tagen alle Wahlkämpfe und Schlammschlachten schlagartig vorbei sind. Momentan herrscht Optimismus, dass „Heilsbringer“ Macron schon alles richten wird. Was den Franzosen von Herzen zu wünschen wäre. Doch angesichts der Unmöglichkeit, die politischen Pläne Macrons einschätzen zu können, da sie noch völlig nebulös sind, könnte es auch ein ganz böses Erwachen geben. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Macron, mit einer satten Parlamentsmehrheit im Rücken, ein „neues Frankreich“ aufbauen wird oder ob er, wie es viele befürchten, den Sozialabbau munter weiterführen wird. Momentan sind alle Optionen offen. Und nur eines ist sicher – ab dem 18. Juni ist die Wahlkampfzeit in Frankreich vorbei. Endlich.

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