O tempora, o mores…

Was für Zeiten, was für Sitten – so seufzten schon die alten Römer. Und so kommt es, dass wir trotz der Abschaffung unserer Rubrik „Sport“ mal wieder einen Sportartikel anbieten.

Wer hat schon Lust, anderen bei Fussballschauen zuzusehen? Foto: Anton Zaitsev / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der „Lockdown“ führt zu Beschäftigungen, die man normalerweise nicht hat. So auch das intensivere Fernsehschauen. Doch das, was man momentan abends auf dem Privatsender „Equipe 21“ zu sehen bekommt, schlägt dem Fass den Boden aus. Da die TV-Rechte für die Champions League sehr teuer sind, bietet die TV-Abteilung von Frankreichs traditioneller Sportzeitung einen höchst seltsamen Service an – man kann zwei Moderatoren dabei zuschauen, wie diese das gerade laufende CL-Spiel anschauen. Geht’s noch?

Daran, dass man Champions League-Spiele nur noch mit teuren Pay-TV-Angeboten schauen kann, daran haben wir uns gewöhnt. Und deswegen schauen die meisten diese Spiele auch nicht mehr. Aber anderen dabei zuschauen, wie die ein Spiel anschauen und leicht hysterisch kommentieren, das ist nun wirklich das Letzte. Dabei handelt es sich durchaus um Experten, doch mal ehrlich – 90 Minuten zwei aufgeregten Kommentatoren zuschauen, wie diese ein Spiel im Stehen (!) anschauen und kommentieren, was ist der tiefere Sinn dahinter?

Früher, in der „guten, alten Zeit“, von der wir natürlich wissen, dass diese alles andere als „gut“ waren, gab es zwei sportliche Highlights in der Woche und die waren im Fernsehen frei zu empfangen. Da war einmal die samstägliche Sportschau mit den Kurzberichten der Bundesligaspiele und mittwochs gab’s entweder Europapokal oder auch mal ein Länderspiel. Samstag und Mittwoch. Das war’s. Und alles lief im Free-TV.

Dann kamen die Privatsender. Diese legten jede Menge Geld für die Übertragungsrechte auf den Tisch. Um den Fußball besser vermarkten zu können, wurden die Spieltage gestreckt – heute finden täglich Spiele statt – die man aber nicht mehr im Free-TV verfolgen kann. Der Fußball verlor seine „sportliche Unschuld“ und entfernte sich immer weiter von seinem ursprünglichen Publikum.

Und heute? Heute schauen andere die Spiele für uns und erzählen uns das, was wir nicht mehr sehen dürfen. Langsam reicht’s. Wenn die so weitermachen, schwindet die Lust, weiterhin diejenigen Spiele zu schauen, die noch frei übertragen werden…

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