Hoffentlich geht das gut…

Nun wird also wieder eröffnet - und das, obwohl die Pandemie noch lange nicht vorbei ist.

Und wann kann die Mona Lisa die Maske abnehmen? Foto: Like tears in rain / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Es ist soweit. Die Politik öffnet die Schotten, der Frühling ist da, die Menschen sind müde von 15 Monaten Einschränkungen, Katastrophenmeldungen, Krankheit, Tod, Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Schulschließungen, Telearbeit, Ausgangssperren – also wird jetzt gelockert, was das Zeug hält und als ob es dieses Virus gar nicht gäbe. Alleine in Frankreich sind am langen Himmelfahrts-Wochenende 12 Millionen (!) Menschen unterwegs, an den Strand, in die Berge, zu Freunden und Verwandten. Das ist zwar nachvollziehbar, gleichzeitig könnte dies aber die Vorstufe zur 4. Welle sein, die bereits in wenigen Tagen anrollen kann. Es wirkt fast so, als wolle man die Pandemie per Dekret für beendet erklären. Ob das gut geht?

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Nach 15 Monaten der Einschränkungen wird jetzt wieder geöffnet. Der Wunsch nach “Normalität” ist natürlich nachvollziehbar, doch gleichzeitig stellt sich die Frage, was wir da eigentlich seit 15 Monaten erleben. Heute wird überall geöffnet, was vor einem Jahr bei gleichen Inzidenzzahlen geschlossen wurde. Ist das Virus mit seinen Varianten plötzlich ungefährlich geworden? Reichen auf einmal 12 % Vollgeimpfte aus, um uns das schöne Gefühl der kollektiven Immunität zu schenken? Oder folgt die Politik nur einfach der Vox Populi, die am Rande ihrer Belastbarkeit angekommen ist?

Wir haben alles mitgemacht. Als man uns sagte, dass man auf keinen Fall Gesichtsmasken tragen solle, weil das geradezu gefährlich sei, haben wir keine Masken getragen. Als man uns wenig später mitteilte, dass man unter Strafandrohung (135 € in Frankreich) eine Maske tragen muss, haben wir Masken gekauft und aufgesetzt. Wir haben uns an einen zeitweise auf einen Kilometer um die Wohnung reichenden Lebensbereich reduziert, wir haben uns nicht mit den Menschen getroffen, die uns teuer sind, um diese nicht zu gefährden, wir haben auf Reisen und Feste verzichtet, weil das eben nicht angesagt war. Und das ist jetzt alles nur noch eine sinistre Erinnerung? Ab sofort wieder alles in Ordnung?

Momentan wird uns das Scheitern der verschiedenen Covid-Strategien als “Erfolg” verkauft und wir werden darauf vorbereitet, dass wir uns in sehr naher Zukunft eben selbst um den weiteren Verlauf der Pandemie kümmern müssen. Die Kurzarbeit wird zum Sommer auslaufen, wir werden keine kollektive Immunität erreichen und künftig werden wir uns eben um unsere eigene sanitäre Sicherheit kümmern müssen. Die “Querdenker” klatschen begeistert Beifall.

Dass wir irgendwann wieder zu einem “normalen” Lebensmodus zurückkehren müssen, ist klar. Doch stellt sich die Frage nach dem Timing. Bisher haben alle “Modellversuche” der vorschnellen Öffnungen gefloppt, siehe Tübingen oder das Saarland. Wie wird es jetzt ablaufen? Wie eingangs gesagt, sind an diesem langen Himmelfahrts-Wochenende 12 Millionen Franzosen unterwegs. Darauf haben alle lange gewartet – Strand, Terrassen, Ausspannen. Dass dabei alleine schon statistisch zahlreiche Virusträger unterwegs sind und munter ihre verschiedenen Varianten mischen werden, erscheint logisch.

Die “Lösungen”, die nun präsentiert werden, sind lokal organisiert. Einzelne Landkreise öffnen bereits heute wieder, während in den Nachbarkreisen nach wie vor eine hohe Inzidenz herrscht. Glaubt jemand ernsthaft, dass die Bewohner von Landkreisen mit hoher Inzidenz, in denen fast alles noch geschlossen ist, nicht die 30 km in die nächste Stadt fahren, in der alles geöffnet ist? Mit lokalen “Lösungen” heizt man die Mobilität der Menschen und damit auch des Virus wieder an.

Die Würfel sind gefallen, ab sofort geht es wieder in Richtung “Normalität”. Wie erfolgreich das sein wird, werden wir schon in wenigen Wochen wissen. Hoffen wir das Beste…

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