Straßburg trug Trauer

Am Vormittag gedachten die Straßburger und Straßburgerinnen den Opfern des Terroranschlags vom 11.12.2018 – am Nachmittag trauerten die Offiziellen.

Gemeinsames Gedenken wäre besser als soziale Segregation... Foto: © Nicolas Roses

(KL) – Gestern war ein Tag des Gedenkens und der Trauer in Straßburg. Zum zweiten Mal jährte sich der Terroranschlag vom 11.12.2018 und trotz sanitärer Vorschriften (die überall eingehalten wurden) gaben sowohl die Bevölkerung, als auch die Offiziellen ihrer Emotion Ausdruck. Auch zwei Jahre nach dem Anschlag, der fünf Menschenleben kostete, sitzt das Trauma noch tief.

Am Vormittag trafen sich Bürgerinnen und Bürger in der Rue des Orfèvres, wo vor zwei Jahren das erste Opfer erschossen wurde. Hier wurden Kerzen angezündet, Blumen niedergelegt und Dr. Georges Yoram Federmann deklamierte Texte von Erich Mühsam und anderen, es wurden Lieder gesungen und dann zogen die Teilnehmer zu den anderen Orten, an denen an jenem Abend Menschen das Leben geraubt wurde. Diese Art des Erinnerns, einfach, unzeremoniell, menschlich, stand unter dem Leitmotiv der Vergebung. Denn, so Georges Federmann, nur das Vergeben ermöglicht eines Tages den Umgang mit dem Verlust und dem Schrecken.

Am Nachmittag fand auf dem Place de la République die Trauerfeier der Offiziellen und der Familien statt. Die Spitzen der Präfektur, der Region, des Departements, der Eurometropole, der Stadt und eine Vertreterin der Regierung legten Blumen nieder und bei einigen der Teilnehmre, die vor zwei Jahren noch selbst in den Krisenstäben involviert waren, merkte man eine echte Emotion, die weit über das Protokollarische hinaus ging.

Vor Jahresfrist hatte der damalige Innenminister Christophe Castaner auf diesem Platz eine Gedächtnis-Stele eingeweiht, wo sich nun erneut die Honoratioren der Stadt vor den Opfern verneigten.

Gestern war der Tag des Erinnerns. Und ähnlich wie beim Fall der Berliner Mauer oder den Anschlägen vom 9/11 in New York, kommen an diesem 11. Dezember auch bei den Straßburgern die Erinnerungen an jenen Abend hoch. Viele haben diesen Abend selbst in der Stadt miterlebt, viele kannten eines der Opfer, jeder war betroffen. So wird es auch in Zukunft an jedem 11. Dezember sein. Und vielleicht klappt es ja auch eines Tages, dass Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit den Offiziellen dieses Gedenken begehen.

2 Kommentare zu Straßburg trug Trauer

  1. Georges Yoram Federmann // 12. Dezember 2020 um 20:35 // Antworten

    Merci de nous aider à ne pas oublier et à travailler à la réconciliation et au pardon.

    “Ehrung der Toten
    Text: Erich Mühsam; Musik: Ernst Busch

    Wem die Sonne nicht mehr scheint,
    kann die Liebe missen.
    Wie viel Trauer um ihn weint,
    braucht er nicht zu wissen.

    Menschen, laßt die Toten ruhn,
    euer ist das Leben.
    Jeder hat genug zu tun,
    Arm und Blick zu heben.

    Laßt die Toten! Sie sind frei
    im durchnäßten Sande.
    Euch entringt der Sklaverei!
    Euch der Not und Schande!

    War ein Kampf des Lorbeers wert,
    spart dem Tod die Spende, -
    aber nehmt des Toten Schwert!
    Führt den Kampf zu Ende!

    Wollt ihr denen Gutes tun,
    die der Tod getroffen,
    Menschen, laßt die Toten ruhn
    und erfüllt ihr Hoffen!

    Text: Erich Mühsam

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