„Ohne euch wird die Ukraine alleine sein“

Wolodymyr Selenskyj hat in einer ergreifenden Rede an das Europäische Parlament appelliert, die Ukraine in die EU aufzunehmen. Doch der Krieg schreitet voran.

Wolodymyr Selenskyj vor den EU-Abgeordneten. Die Sorge um diesen Mann wächst. Foto: © European Union 2022 / Source - EP

(KL) – Es gibt schreckliche historische Parallelen zur Videoschalte des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gestern ins Europäische Parlament. Beispielsweise den verzweifelten Hilferuf von Radio Pecs 1956 in Ungarn. Seine Ansprache, seine Appelle waren von einer großen Klarheit. Doch in den Abendstunden intensivierte sich der Angriff auf Kiev und die Worte Selenskyis bekommen heute eine noch schwerere Bedeutung: „Wir kämpfen für unsere Rechte, für unsere Freiheit, für unser Leben. Und nun kämpfen wir ums Überleben.“ Die Standing Ovations der EU-Abgeordneten klangen gleichzeitig nach echtem Mitgefühl und Hilflosigkeit.

Es ist beeindruckend, wie der ukrainische Präsident in dieser Situation einen klaren, ruhigen, sogar lächelnden europäischen Diskurs vorträgt, der selbstbewußt den Europäern zuruft, dass die EU mit der Ukraine stärker sei, dass die Ukraine bewiesen hat, für die Zugehörigkeit zu Europa und den „europäischen Werten“ bis zum Äußersten zu gehen und nun sei es an den Europäern zu beweisen, dass „Sie tatsächlich Europäer sind“. Was für eine Lektion!

Dass Wolodymyr Selenskyj um die Aufnahme in die EU bittet, ist nachvollziehbar. Die Ukraine braucht heute eine Perspektive und diese Perspektive, so von der großen Mehrheit der Bevölkerung gewünscht, muss europäisch sein. Das Parlament hat dann auch eine Entschließung verabschiedet, in der angeregt wird, der Ukraine den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu verleihen. Doch das Parlament kann nur eine solche Empfehlung aussprechen, danach sind der Europäische Rat und die Kommission gefragt. Angesichts der Ereignisse in der Ukraine muss das sehr, sehr schnell gehen.

Die EU muss und kann jetzt zeigen, dass sie in diesem Krieg eine eindeutige, gemeinsame Position hat und mit Entschlossenheit vertritt und eine solch extreme Situation erfordert eben auch ebenso unübliches Handeln. Es bleibt nicht mehr viel Spielraum, damit der Traum von Wolodymyr Selenskyj doch noc Wirklichkeit wird: „Dann wird Leben gegen den Krieg gewinnen.“

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste