Olympia-Tipp: Gleichgeschlechtliches Rennrodeln

Freunde absonderlicher Sportarten werden bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang ganz auf ihre Kosten kommen. Hier der Eurojournalist(e)-Tipp.

Da ist auch viel Leidenschaft im Spiel - unser TV-Tipp für den Sankt-Valentins-Tag. Foto: Bundesarchiv, Bild-183-N0127-0019 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es kann kein Zufall sein, dass die Planer der Olymischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang ausgerechnet den Wettbewerb im Gleichgeschlechtlichen Rennrodeln auf den Sankt-Valentins-Tag gelegt haben – am 14. Februar um 12h20 MEZ findet dieser Wettbewerb statt, der beweist, dass atemberaubender Männersport und Zärtlichkeit keine Begriffe sind, die sich gegenseitig ausschließen. Warum das Gleichgeschlechtliche Rennrodeln ein so wichtiger Sport unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten ist, erfahren Sie hier.

Zunächst ein wenig Geschichte. Auf speziellen Bahnen wird bereits seit dem 17. Jahrhundert gerodelt. Damals wurden bei Sankt Petersburg und Moskau so genannte „Russische Berge“ gebaut, die nichts anderes als die Vorläufer unserer heutigen Eisbahnen waren. Allerdings dauerte es dann doch bis 1883, bevor das erste Rodelrennen im schweizerischen Davos stattfand. 1964 wurde dieser schöne Sport dann ins olympische Programm in Innsbruck aufgenommen.

Klar, es gibt Rodelwettbewerbe für Frauen, es gibt welche für Männer, es gibt einen Teamwettbewerb und – es gibt eine ganz sonderbare Variante, den Doppelsitzer. Erstaunlicherweise ist dieser Wettbewerb einer der ganz wenigen, die theoretisch gender-neutral sind – es steht nirgends im Reglement, dass es keine gemischten Doppelsitzer geben darf. Zur Frage, welchen Geschlechts die SportlerInnen auf einem Doppelsitzer zu sein haben, steht im Reglement überhaupt nichts, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es eben gemischte Pärchen geben könnte. Gibt es aber nicht – den Doppelsitzer haben die gleichgeschlechtlichen Teams fest in der Hand, so fest, dass in der Praxis Männer und Frauen getrennt die Eisbahn herunter rasen und dass sich die Verbände bemühen, auch das weibliche gleichgeschlechtliche Rennrodeln ins olympische Programm zu bekommen, denn bislang gibt es nur und ausschließlich Männer-Doppel, die in ziemlich eindeutiger, ja geradezu lasziver Position gen Tal rasen.

Mut braucht es für diesen Sport, denn wenn man auf dem schmalen Kunststoffgleiter mit 120 km/h durch die Steilkurven rast, dann ist das ganz schön gefährlich. Das ist schon im Einzel gefährlich, aber ganz besonders im gleichgeschlechtlichen Doppelsitzer, wenn beide Sportler nicht nur auf die Bahn und auf den Schlitten, sondern zwangsläufig auch auf den jeweils anderen fokussiert sind.

Doch das Bemerkenswerteste bei diesem ausgefallenen Sport ist es, dass beide Sportler große Nähe zulassen können müssen, um gemeinsam nebenher auch noch eine solche rasende Abfahrt zu meistern.

Dass ausgerechnet die internationale Leistungsschau der chemischen Industrie der Rahmen ist, um diese Demonstration des Überwindens gesellschaftlicher Vorurteile vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu zelebrieren, das ist erstaunlich. Und einer der Gründe, warum diese Olympischen Spiele auf jeden Fall stattfinden müssen. Während die einen über Politik und die anderen über Doping reden, zeigen die Doppelsitzer-Rennrodler, dass auch Nähe und Zärtlichkeit ihren Platz in der unbarmherzigen Welt des Spitzensports haben. Nicht verpassen!

Gleichgeschlechtliches Rennrodeln
bei den Olympischen Spielen
14. Februar 2018, 20h20 MEZ
auf allen Kanälen

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste