Operation „Augustfrieden“

Papst Franziskus will nach Moskau und Kiew reisen, um dort für einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zu werben. Man darf gespannt sein, mit welchen Begriffen Andreij Melnyk den Papst nun beleidigen will.

Papst Franziskus will den festgefahrenen Dialog zwischen Moskau und Kiew wiederbeleben. Foto: Alfredo Borba / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Ob der ukrainische Botschafter Andreij Melnyk auch dem Papst raten wird, er möge „sich zum Teufel scheren“, so wie er alle beleidigt, die Begriffe wie „Frieden“ oder „Verhandlungen“ in den Mund nehmen? Papst Franziskus plant einen Doppelbesuch in Moskau und Kiew und will dort „etwas helfen“. Dabei ist dieser geplante Besuch mehr als ein Ausrufezeichen – noch nie hat ein Papst Russland besucht.

Offenbar hat es diplomatische Kontakte zwischen dem Vatikan und Russland gegeben, die zu diesem Besuch führen könnten. Einfach wird dieser Besuch allerdings nicht, denn Franziskus fand im Vorfeld harsche Worte für den Moskauer Patriarchen Kyrill, der ein enger Putin-Vertrauter und ein fürchterlicher Kriegshetzer ist. Diesem rief Papst Franziskus zu „Bruder, wir sind keine Staatskleriker, wir sind Hirten des Volkes.“ Töne, mit denen man in Moskau nicht viel anfangen kann.

Papst Franziskus hat völlig Recht mit seinen Aussagen, mit denen er einerseits unmissverständlich den russischen Angriffskrieg verurteilt, andererseits aber das Leiden des ukrainischen Volks in den Mittelpunkt stellt und eine klare Forderung hat – das Töten und Zerstören muss ein Ende haben. Allerdings kritisiert Franziskus auch die NATO-Erweiterung der letzten Jahre, die bis an die russische Grenze herangerutscht ist. Überlegte, wohltuende Wort in einer Zeit, in der frühere Friedensdemonstranten ohne Atem zu holen sämtliche in Zentraleuropa eingesetzten Haubitzen-Typen herunterbeten können und Friedensmahner mit übelsten Schimpfworten überzogen werden. Ob man dem Papst jetzt auch vorwerfen wird, dass er ein „Weichei“ sei, oder „Putins 5. Kolonne“ oder „realitätsfremd“?

Dieser Besuch in den beiden Hauptstädten könnte Anfang August stattfinden, nachdem Franziskus von seinem lange geplanten Besuch in Kanada zurück ist. Zwar dämpft Franziskus die Erwartungen an diese Reise, doch wird er mehr bewirken können als nur „ein wenig zu helfen“. Dort, wo alle ziemlich ungeschickten Versuche der westlichen Diplomatie gescheitert sind, könnte Franziskus mit seiner mehr oder weniger neutralen Rolle mit beiden Seiten sprechen. Natürlich ist wenig wahrscheinlich, dass Franziskus mit einer Lösung von dieser Reise zurückkehrt, doch sollte er es schaffen, wenigstens die Tür für einen neuen Dialog zu öffnen, wäre das bereits ein Erfolg.

Jede Bemühung, das Töten zu stoppen oder zu beenden, ist es wert versucht zu werden. Dass Waffen- und Geldlieferungen diesen Krieg nicht beenden, sondern auf Jahre hinaus ausdehnen, sieht man an der Entwicklung dieses Kriegs. Trotz punktueller Rückschläge erreichen die Russen langsam, aber unaufhaltsam ihre Ziele. Die ukrainische Ankündigung, man werde den Aggressor „brechen“, sollten ausreichend westliche Waffen geliefert werden, ist ebenso reine Kriegspropaganda wie das nach wie vor von Moskau aufrecht erhaltene Märchen von einer „Spezialoperation“. Statt der Propaganda von beiden Seiten zu glauben, reicht der Blick auf die Entwicklung des Frontverlaufs um zu verstehen, dass der Ansatz von Papst Franziskus richtig ist. Dazu darf man bei Franziskus davon ausgehen, dass er anders als der französische Präsident Macron nach den Gesprächen keine vertraulichen Gesprächsinhalte an die Presse herausplaudert, um seine eigene Selbstdarstellung zu pflegen, denn das hat der Papst nicht nötig.

Man kann Franziskus nur die Daumen drücken, dass seine diplomatische Reise erfolgreich sein wird und dass er es schafft, die völlig verhärteten Fronten wenigstens ein bisschen aufzuweichen. Und sollte sich Andreij Melnyk dazu versteigen, auch Papst Franziskus zu beleidigen, dann sollte man sich überlegen, den Mann umgehend auszuweisen, damit er sich auf seinen neuen Job im ukrainischen Außenministerium vorbereiten kann. Es würde ein wenig Hoffnung machen, verliefe die Operation „Augustfrieden“ erfolgreich.

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