Ostern 2016 – „Make love not war“

Dieses Jahr schwebt ein Schatten über dem Osterfest, den nicht einmal der Segen „Urbi et Orbi“ des Papstes verscheuchen kann. Die Welt ist erschüttert.

Die einzige Antwort auf das verbale Säbelrasseln unserer Politiker ist dieses Bild - make love not war. Foto: (c) Peter Küchler 2016

(KL) – Jetzt, zu Ostern 2016, kommen wir gar nicht umhin uns ernste Gedanken über die Welt zu machen, in der wir leben. Paris, Istanbul, Brüssel, das sind Orte, die man kennt, wo man schon mal zu Besuch war, wo man vielleicht sogar schon einmal gelebt und gearbeitet hat. Das sind Namen, die sind nahe an uns dran. Und wenn es Terroranschläge in Brüssel gibt, dann betrifft uns das mehr als eine Meldung auf Seite 17 der Tageszeitung, dass 200 Menschen in Nigeria umgebracht wurden, dass eine Autobombe in Kabul 50 Menschen in den Tod gerissen hat, dass in Guatemala 30 Schüler in einer Schule von Terroristen ermordet wurden. Kabul ist weit weg, Brüssel nur eine Flugstunde entfernt. Dabei handelt es sich um genau die gleiche Katastrophe.

Jetzt, zu Ostern, werden sich wieder alle vor guten Absichten überschlagen und diese guten Absichten werden dann voraussichtlich bis zum Ostermontag halten. Ab Dienstag dann wieder Business as Usual. Aber das sollte dieses Jahr vielleicht anders sein. Angesichts der lähmenden Angst, die sich in Europa ausbreitet, angesichts der misstrauischen Blicke, die heute jeder im Bus, im Zug oder in der Straßenbahn erntet, dessen Hautfarbe nur ein wenig dunkler als weiß ist, müssen wir reagieren. Entschlossen und mutig. Aber nicht etwa, indem wir weiter Bomben auf das bereits längst zerstörte Syrien werfen, sondern indem wir gemeinsam nachdenken, wie wir aus dieser Krise wieder herauskommen. Denn wie alle Krisen ist auch diese „hausgemacht“ und nicht etwa vom Schicksal diktiert.

Vielleicht sollte man die Ostertage nutzen, um sich ein paar Gedanken zu machen. Nicht über Geschenke, Schokoladeneier oder den Sonntagsbraten, sondern über die Frage, wie wir ganz persönlich mit der aktuellen Situation umgehen. Zum Beispiel, wenn wir mit Freunden oder Bekannten oder Verwandten reden. Ist unsere Sprache gewalttätig? Finden wir, „dass man die alle an die Wand stellen müsste“? Dass man „Molenbeek dem Erdboden gleichmachen sollte“? Oder gar, dass man „alle Flüchtlinge direkt abschieben sollte und Angela Merkel ohnehin an allem Schuld ist“? Wenn wir so etwas denken, dann sind wir schon mitten drin in der Spirale der Gewalt, zwar noch auf niedriger Ebene, aber eben in der gleichen Spirale, an deren Spitze sich verwirrte Terroristen in die Luft sprengen und High-Tech-Armeen Bombenteppiche über dem Mittleren und Nahen Osten ausbreiten. Wollen wir das wirklich?

Ostern ist das Fest der Christen. Nach ihrem Glauben wurde am Karfreitag Christus gekreuzigt und ist, so sagt man, für die Sünden der Welt gestorben. Und danach wieder auferstanden, was ein Symbol der Hoffnung sein soll. Auch, wenn man kein Christ ist, so ist dieses Bild beeindruckend und entspricht überhaupt nicht den Sprüchen am Stammtisch. Und wenn man darüber nachdenkt, dann merkt man schnell, dass man selbst durchaus ein wenig mehr für ein friedliches Zusammenleben machen könnte. Mit ein wenig Engagement. Mit ein wenig Einstellung. Mit ein wenig Großzügigkeit.

Genießen Sie die kommenden Tage und nutzen Sie die Zeit, sich auch ein paar Gedanken zu machen. Momentan steht viel der Zukunft Europas auf dem Spiel und damit unser Kontinent nicht auf allen Ebenen an die Wand fährt, müssen wir dringend einiges ändern. Bis dahin verbringen Sie bitte schöne Ostertage und Sie finden uns am nächsten Dienstag in alter Frische wieder. Bis dahin machen wir nämlich auch ein wenig Pause. Frohe Ostern!

Küchler Schwäne GROSS OK

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