Ostern – hüben wie drüben…

Franzosen und Deutsche geben ungefähr gleich viel Geld für Ostergeschenke aus – die zumeist aus Schokolade sind...

Ach ja, die Schokoladeneier... Foto: Guillaume Capron from Issy-les-MMoulineaux, France / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – „Sweets for my sweet, sugar for my honey“ sangen einst, na wer?, genau, The Searchers. Und unter diesem Motto stand auch das Osterfest 2017 – eine wahre Orgie der Schokolade, für die man in Frankreich und Deutschland ungefähr gleich viel Geld ausgab. Ein wahres Freudenfest für Diabetologen, Zahnärzte und Fitnesstrainer…

Die Zahlen sind beeindruckend und zeigen, wie wichtig das Osterfest für die Schokoladenindustrie ist. Während der durchschnittliche Deutsche 38 € für Ostereier ausgab, stand ihm der durchschnittliche Franzose mit 34 € nicht viel nach. Insgesamt haben die Deutschen damit (ohne die Kosten für das Festtagsessen einzuberechnen) rund 3 Milliarden Euro für Osterschokolade ausgegeben.

Ebenfalls bemerkenswert – in Frankreich fallen 4 % des gesamten Schokoladenverzehrs im Jahr auf die Ostertage. 14.940 Tonnen Schokolade wurden während des Osterfests (und das, was übrig ist, in den kommenden Tagen…) aufgegessen – womit das Osterfest zu einer Art Gefährdung der Volksgesundheit wird.

Diese Art der religiösen Süßwaren-Völlerei ist nicht nur nicht im Sinne des Osterfests (auch, wenn die Fastenzeit zu Ostern endet, aber das ist ja kein Grund, sich sofort alle Kilos wieder anzufuttern…), sondern wirft noch eine andere Frage auf, mit der man sich nicht unbedingt beschäftigen möchte. Nämlich die Frage, wo die Schokolade eigentlich herkommt.

Das Rohmaterial für Schokolade ist Kakao und von dem kommt jede Menge aus Afrika. Und dort, in Afrika, arbeiten verschiedenen Berichten nach rund 2 Millionen Kindersklaven in den Kakaoplantagen. Kinder, die häufig aus verschiedenen Ländern an die Subunternehmer der großen Pflanzer verkauft werden, keinen Lohn erhalten und unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten müssen.

Und das wirft wiederum die eigentlich österliche Frage auf – für wen ist eigentlich der Gottessohn der Christen am Kreuz gestorben? Nur für die Aktionäre von Ferrero, Nestlé, Mondelez und wie sie alle heißen? Oder auch für diese 2 Millionen Kindersklaven, die wir billigend in Kauf nehmen, damit unsere Schokoladeneier weiterhin schön billig über die Ladentheke gehen können?

Vielleicht wäre es mal eine nette Idee, zu diesen christlichen Festtagen darauf zu verzichten, sich die Leber zu verfetten und Unmengen Schokolade in sich hinein zu stopfen und stattdessen ein wenig Druck auf die Giganten der Schokoladenindustrie auszuüben, damit diese ihre Markt- und Finanzmacht einsetzen, für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in Afrika zu sorgen und vielleicht als erstes das System der Kindersklaven abzuschaffen.

Ja, ja, das will jetzt niemand hören, aber wenn Ostern nicht die richtige Gelegenheit für einen frommen Wunsch ist, wann dann?

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