Otto Dix und der Isenheimer Altar

Die Ausstellung der Werke von Otto Dix im Colmarer Museum Unterlinden ist beeindruckend. Bis Ende Januar kann man diese Ausstellung besuchen und über eine Brücke zwischen zwei Epochen gehen.

Otto dix (rechts) hätte die Ausstellung in Colmar gefallen... Foto: Bundesqarchiv Bild-183_45912-0002 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Hätten Matthias Grünewald und Otto Dix zur gleichen Zeit gelebt, sie hätten sich ein Atelier geteilt und weitere Meisterwerke erschaffen. Aber so erschuf Matthias Grünewald den in Colmar zu bewundernden Isenheimer Altar, mehr als nur ein malerisches Meisterwerk, sondern auch mit einer genialen Mechanik versehen, die es erlaubt, diesen dreiteiligen Altar in einen Jahreskalender mit immer wieder neuen Bildern zu verwandeln. Und Otto Dix, der große deutsche Expressionist? Was hat der mit Matthias Grünewald zu tun? Die Antwort auf diese Frage sollte man sich bei einem Besuch des Museums Unterlinden selber anschauen – bis Ende Januar läuft die Otto Dix-Ausstellung in diesem wunderbar renovierten Schmuckstück der Stadt Colmar.

Otto Dix, der in Colmar als Kriegsgefangener interniert war, erschuf eine moderne Version des Isenheimer Altars, zutiefst bewegt und beeindruckt von Grünewalds Meisterwerk, das er oft besuchte und das auch in seiner Korrespondenz immer wieder auftaucht, wie ein Ziel, das es künstlerisch zu erreichen gilt. Dix, der die Schrecken des I. Weltkriegs miterlebt hatte, widmete sein Werk nach diesen Erfahrungen der künstlerischen Mahnung vor dem Krieg. Seine gemalte Anklage gegen den sinnlosen und alles andere als heldenhaften Tod auf dem Schlachtfeld brachte ihm auch die Ächtung durch die Nazis ein, unter denen er nun noch „unverfängliche“ Bilder aus dem Exil in Hemmenhofen am Bodensee malen durfte, wobei er es immer wieder schaffte, auch in Landschaftsbilder versteckte systemkritische Botschaften zu packen. Dann erlebte er den Isenheimer Altar und seine Werke übernehmen nicht nur Motive aus den Werken Grünewalds, sondern auch Formate, wie das Triptychon, das sich bei Dix ebenso wiederfindet wie bei Grünewald. Dix erschuf dabei keinen neuen Altar, der kopierte nicht, er erschuf eine der Zeit und zwischenzeitlichen Ereignissen angepasste Interpretation, die erstaunlicherweise aufzeigt, dass sich zwischen der Renaissance und dem 20. Jahrhundert an der Grundproblematik der Welt nicht viel verändert hat.

Der Krieg ist das Böse, eine reine Spiritualität ist der einzige Weg, in die Dunkelheit des Bösen Licht zu bringen, so die Botschaft beider Künstler, Grünewald wie Dix, an die nachfolgenden Generationen. Dix malte gegen seine eigenen Dämonen an, traumatisiert von den Bildern, die sich ihm in den grausamen Schlachten an der Somme ins Gedächtnis gebrannt hatten. Otto Dix ist der Augenzeuge, der zuweilen auch verfremdet, wenn einige der Bilder vor seinem geistigen Auge zu erdrückend werden.

Die Ausstellung in Colmar hat eine stark deutsch-französische Prägung, denn der Isenheimer Altar hat eine bewegte Geschichte zwischen beiden Ländern hinter sich. Es lohnt sich wirklich, beide Ausstellungen, die Dauerausstellung des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald und diejenige der Interpretation von Otto Dix anzuschauen.

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