Peter R. de Vries ist tot

Der niederländische Investigativ-Journalist ist den Verletzungen eines Mord-Anschlags erlegen. Die europäische Politik vergießt Krokodilstränen…

Der Investigativ-Journalist Peter R. de Vries ist einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Foto: DWDD / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Auf Peter R. de Vries wurde am 6. Juli in Amsterdam ein Mordanschlag verübt. Von mehreren Kugel im Kopf getroffen, kämpfte er bis zuletzt um sein Leben. Nun ist er seinen Verletzungen erlegen. Einmal mehr zeigt sich, wie gefährlich Investigativ-Journalismus ist – denn de Vries hatte über das organisierte Verbrechen recherchiert und geschrieben. Die bislang festgenommenen Verdächtigen stehen in engem Kontakt zu hochkriminellen Familien und alles deutet darauf hin, dass de Vries ihren Machenschaften zu nahe auf der Spur war. Die Krokodilstränen der Europa-Politiker sind dabei wenig tröstlich.

Dass sich international die Journalistenverbände erschüttert zeigen, ist natürlich verständlich. Zumal sich dieser Anschlag durchaus angekündigt hatte – einer der großen Drogenbosse in den Niederlanden, Ridouan Taghi, hatte bereits früher mit der Ermordung von de Vries gedroht. Doch auch andere kriminelle Familien störten sich sehr an den Recherchen des bekannten Journalisten.

Dass sich dagegen die europäischen Spitzenpolitiker bestürzt zeigten, ist schon fast peinlich. Ursula von der Leyen erklärte, dass sie „tief traurig“ sei, da der „Investigativ-Journalismus für die Demokratie unverzichtbar sei“. Ob Ursula von der Leyen auch „tief traurig“ ist, weil der wohl berühmteste Investigativ-Journalist der Welt, Julian Assange, seit Jahren widerrechtlich in Großbritannien festgehalten und nach Angaben der UNO der Folter ausgesetzt ist? So unverzichtbar scheint der Investigativ-Journalismus für Ursula von der Leyen dann doch nicht zu sein, denn bislang hat sie es noch nicht für nötig gehalten, sich für die sofortige Freilassung Assanges einzusetzen. Und wenn der Präsident des Europäischen Rats Charles Michel die Ermordung von de Vries als einen „Anschlag auf unsere Werte“ bezeichnet, dann stellt sich die Frage, was für „Werte“ er meint. Etwa denjenigen Wert, der ihn dazu bewegt, im Fall Assange anderswo hinzuschauen und zu schweigen? Die Krokodilstränen der europäischen Politik sind unerträglich.

Peter R. de Vries verdient unser aller Respekt und seine Familie und Angehörigen unser Mitgefühl. Dass ein Journalist, der nichts anderes tut, als seiner Arbeit nachzugehen, kaltblütig hingerichtet wird, mitten in einer europäischen Hauptstadt, ist ungeheuerlich.

Nun ist die niederländische Justiz gefordert, diesen feigen Mord lückenlos aufzuklären. Und die so betroffenen europäischen Politiker sind gefordert, ihre Worthülsen durch Taten zu ersetzen und sofort und bedingungslos die Freilassung von Julian Assange voranzutreiben. Dann müssen sie nicht wieder „tief traurig“ sein, wenn Assange in den USA zu 175 Jahren Gefängnis verurteilt wird.

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