Philippe Richert unterstützt Nicolas Sarkozy

Das ganze Elsass und Frankreich staunen – der Präsident der neuen ostfranzösischen Großregion unterstützt den Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy. Was der ihm wohl versprochen hat?

Niemand versteht so richtig die Unterstützung von Philippe Richert für den Kandidaten Nicolas Sarkozy. Foto: Claude Truong-Ngoc / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Mehr als zwei Drittel der Franzosen sind mittelmäßig entsetzt über die erneute Kandidatur des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy für das höchste französische Staatsamt. Denn die Franzosen erinnern sich nicht nur an die desaströse Bilanz der Amtszeit Sarkozys als Präsident, sondern hören vor allem seine markigen Sprüche, mit denen er bereits versucht, in der Wählerschaft der Rechtsextremen „fischen“ zu gehen. Doch einen stört das ganz und gar nicht – den Präsidenten der ostfranzösischen Region „Grand Est“ Philippe Richert. Und das ist mehr als erstaunlich.

Nicolas Sarkozy, der Mann mit den zahlreichen Verfahren, die gegen ihn laufen, war schon immer ein strammer Rechter, doch inzwischen ist er noch ein gutes Stück weiter nach rechts gerutscht. Doch das scheint Philippe Richert, der sich selbst als eher dem politischen Zentrum zugehörig betrachtet, nicht weiter zu stören. In höchsten Tönen lobte er Sarkozy als den Mann, der „unsere politische Familie befriedet hat“ und als „echten Führer, der uns geeint hat“. Angesichts der Tatsache, dass Sarkozy bei der Verkündung seiner Kandidatur eigentlich nur warme Luft verkündet hat, stellt man sich unwillkürlich die Frage, was der Kandidat Sarkozy dem ehrgeizigen Richert wohl versprochen haben könnte.

Immerhin, Richert war schon einmal Minister, zwischen 2010 und 2012 unter dem Premierminister François Fillon und unter – Präsident Sarkozy. Sollte dieser Richert erneut ein Ministeramt in Aussicht gestellt haben, im Gegenzug für dessen Unterstützung für seine Kandidatur? Irgendetwas muss Richert ja bewegt haben, sich hinter Sarkozy zu stellen…

Doch Philippe Richert geht ein großes Risiko ein. Denn die Konservativen organisieren in diesem Jahr erstmals eine Vorwahl, bei der ihr Kandidat für die 2017 stattfindenden Präsidentschaftswahlen bestimmt wird. Und bei dieser Vorwahl hat Sarkozy eine Menge Konkurrenz, wie den früheren Premierminister Alain Juppé, der in den Umfragen aktuell deutlich vor Sarkozy liegt, oder auch François Fillon, der allerdings keine Chance zu haben scheint. Sollte Richert nun auf den Verlierer dieser Vorwahlen gesetzt haben, könnte das für ihn einen herben Rückschritt in seiner politischen Karriere bedeuten, denn die Konstellation sieht recht deutlich aus – der gemäßigte Juppé wird allgemein als der einzige betrachtet, der Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National den Weg an die Macht verstellen kann. Sollte sich Juppé bei den Vorwahlen wie erwartet durchsetzen, hätte sich Richert selbst durch seine Unterstützung für Sarkozy für ein weiteres Ministeramt unter Juppé disqualifiziert.

Mit dieser Unterstützung für den Kandidaten Sarkozy gibt Richert vor allem all denen Recht, die das Vertrauen in die Politik verloren haben und der Ansicht sind, dass sich Politiker ohnehin mehr um die eigene Karriere als um das Allgemeinwohl kümmern. Denn seine Unterstützung für Sarkozy ist inhaltlich eigentlich kaum zu rechtfertigen. Schon gar nicht für jemanden, der behauptet, aus der politischen Mitte zu kommen.

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