Platzt der „Friedensgipfel“ bereits im Vorfeld?

Russland ist nicht eingeladen, China sieht keinen Sinn in einer Teilnahme und so wird der „Friedensgipfel“ im Juni in Luzern eine ganz gewöhnliche Geberkonferenz für Selensky.

In dieser idyllischen Atmosphäre am Bürgenstock bei Luzern werden die Mächtigen der Welt nicht über Frieden, sondern über Krieg reden. Foto: Asurnipal / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – War es diplomatisches Ungeschick oder am Ende Absicht? Als die Schweiz den Gipfel in Luzern ankündigte, gab sie ein sehr bescheidenes Ziel aus: Man wolle über mögliche Wege sprechen, wie man den Draht zu Moskau finden könnte, um wieder ins Gespräch zu kommen. Daraus machte dann Wolodomyr Selensky gleich einen „Weltfriedensgipfel“ und forderte, dass Russland nicht teilnehmen dürfe. Bereits zu diesem Zeitpunkt hätte man das Luzerner Treffen eigentlich schon absagen können, denn nun ist klar, dass es Selensky nur darum geht, mehr Geld und Waffen einzusammeln und dass es nicht um Frieden gehen wird. Das ist auch der Grund, warum China erklärt hat, dass es aller Wahrscheinlichkeit nicht an diesem Treffen teilnehmen wird. Doch was soll ein „Friedensgipfel“ ohne China und Russland?

Das Wort „Friedensgipfel“ ist ohnehin der falsche Ausdruck. Diese Woche autorisierten Frankreich, die USA und Deutschland sowie weitere Länder den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffensysteme auch für Angriffe auf russisches Territorium, zusammen mit der Mahnung, diese Systeme nur für Angriffe auf Militärstrukturen in der Nähe von Kharkiv einzusetzen, also in der Oblast Belgorod. Jetzt muss man nur noch ganz fest daran glauben, dass sich die Ukraine auch daran hält…

Diejenigen, die sich Mitte Juni bei Luzern treffen wollen, sind auch diejenigen, die Osteuropa mit Vollgas in den III. Weltkrieg treiben. Der Hinweis, dass die Aggression von Putin ausging, ist überflüssig, weil das jeder weiß. Dennoch sollte man versuchen, mit einer Strategie der Vernunft Lösungswege zu Waffenstillstand und Frieden zu finden, statt permanent weiter mit Säbelgerassel auf sich aufmerksam zu machen und weiterhin Selensky in den III. Weltkrieg hinterherzustolpern.

Selensky, und das macht er sehr geschickt, führt den Westen am Nasenring durch die Manege. Er erhält jede gewünschte Summe, er erhält immer mehr Offensivwaffen. Da braucht dann niemand mehr von Frieden zu reden und dass ausgerechnet der Träger des Westfälischen Friedenspreises Emmanuel Macron weiter in Richtung Russland droht, ist unglaublich. Denn die westlichen Armeen haben im Osten der Ukraine keine Überlebenschance. Ansonsten stört es auch niemanden, dass sich 650.000 Ukrainer in der EU aufhalten, die sich an diesem Krieg verständlicherweise nicht beteiligen wollen. Dann schicken wir eben unsere Jungs in den Tod.

Und so wird dann Mitte Juni in der Schweiz die nächste Geberkonferenz für Selensky stattfinden, dessen Narrativ, dass er in der Ukraine „westliche Werte und Europa verteidigt“, nach wie vor von den westlichen Regierungen wiedergekäut wird, während man weiterhin munter Geschäfte mit Russland macht. Diejenigen, die sich an diesem Krieg, wie in allen Kriegen, eine goldene Nase verdienen, haben keinerlei Interesse, dass dieser Krieg aufhört. Doch muss dann niemand mehr von einer „Friedenskonferenz“ sprechen, denn ohne China und Russland kann es gar keine werden. Schade, dass Selensky und Macron den sehr bedächtigen und sinnvollen Schweizer Ansatz ausgehebelt und damit verhindert haben, dass man in Luzern tatsächlich von Frieden sprechen kann.

Wenn in vielen Jahren noch Kinder und Kindeskinder fragen, warum man den III. Weltkrieg nicht verhindert hat, dann bleibt als Antwort nur, dass beide Seiten, Russland und der Westen, in ihrer eigenen Propaganda ertrunken sind und solange die Eskalation weitergetrieben haben, bis die Katastrophe eingetreten war. Und dann werden sich wieder alle ernsthaft in die Augen schauen und Dinge wie „Nie wieder Krieg“ und „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ murmeln. Bis zum IV. Weltkrieg.

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