Präsident Emmanuel Macron in Straßburg

Am heutigen Dienstag ist der französische Präsident Emmanuel Macron in Straßburg. Darüber freuen sich vermutlich nur diejenigen, die mit Blaulicht durch die Stadt kutschiert werden...

Emmanuel Macron wird auch dieses Mal in Strassburg nur handverlesene Anhänger treffen. Und der Verkehr wird kollabieren. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Monsieur le Président gibt sich die Ehre und für die Straßburger ist heute ein stressiger Tag. Den ganzen Tag lang wird Emmanuel Macron samt Tross in der Europahauptstadt unterwegs sein, sich von A nach B und von B nach C und dann wieder nach D begeben. Die Folge wird sein, dass der Verkehr in und um Straßburg zusammenbrechen wird. Wer heute nicht unbedingt nach Straßburg kommen muss, sollte die Stadt weiträumig meiden.

Das offizielle Programm startet für Macron um 11h45 im Europarat, der gerade seinen 70. Geburtstag feiert. Im Europarat wird er von dessen frisch gewählter Generalsekretärin Marija Pejcinovic Buric begrüßt werden und dann eine seiner berühmten visionären Reden halten. In Straßburg sind mit seiner Ansprache verschiedene Hoffnungen verbunden – die einen erhoffen sich Rückenwind für die OB-Wahlen im nächsten März, die anderen erhoffen sich eine deutliche Stellungnahme zur Frage des Sitzes des Europäischen Parlaments.

Nach einem Mittagessen geht es dann zur Oper am Broglieplatz, was bedeutet, dass der gesamte Verkehr rund um den Place de la République, aber auch in Richtung Innenstadt gesperrt werden wird. Ebenso wie die Zufahrtsstraßen. Tröstend ist dabei der Gedanke, dass der Präsident zusammen mit seinem Kultusminister Franck Riester nicht nur der Europahymne, sondern auch der Symphonie Nr. 1 von Gustav Mahler lauschen kann.

Weiter geht der Zick-Zack-Kurs in Richtung Wacken, wo das neue Theater Maillon eingeweiht wird, in Steinwurfweite vom Europäischen Parlament. Angesichts der Lage des Theaters wird es nicht ohne Unterbrechung der dortigen Tramlinien vonstatten gehen; für Autos ist das Gebiet ohnehin weiträumig gesperrt.

Dann geht es zurück in die Innenstadt zum Palast des Präfekten, wo Emmanuel Macron zwei Helden bei den Attentaten im Dezember, die versucht hatten, den Terroristen zu überwältigen, seinen Dank aussprechen wird.

Soweit, so gut. Werden die Straßburger denn wenigstens ihren Präsidenten zu Gesicht bekommen? Aber nicht doch – die Präfektur warnt, dass auch Fußgänger und Fahrradfahrer in der Nähe der präsidentiellen Autokolonne nicht geduldet werden. Einmal mehr wird die Kluft zwischen Politikern und Bürgerinnen und Bürgern deutlich. Der erst gestern beerdigte frühere Präsident Jacques Chirac war ein großer Freund des Bads in der Menge, heute ziehen Politiker derart viel Hass auf sich, dass Bäder in der Menge nur mit handverlesenen Claqueuren möglich sind.

Um 22 Uhr soll der Spuk dann vorbei sein. Und übermorgen lohnt es sich wieder, nach Straßburg zu fahren…

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