Präsidentschaftswahlen in Frankreich: ein erster Überblick

Inès Tempel gibt einen ersten Überblick über die bereits feststehenden Kandidaten und Kandidatinnen für die Präsidentschaftswahlen in Frankreich 2022. Wer von ihnen könnte 2022 der nächste Präsident werden?

Wer wird 2022 der nächste Mieter im Elysée-Palast, dem Sitz des französischen Präsidenten? Foto: Britchi Mirela / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(Inès Tempel) – Ein Jahr vor dem ersten Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen im April 2022 haben bereits mehrere Politiker ihre Kandidatur angekündigt. Die erste Liste der Kandidaten enthält einige bekannte Namen und andere, die kaum jemand kennt. Präsident Emmanuel Macron (La République En Marche – LREM) hat sich noch nicht zu einer möglichen zweiten Kandidatur geäußert, allerdings geht man davon aus, dass er sich für eine zweite Amtszeit bewerben wird.

Bis jetzt haben neun Politiker ihre Kandidatur öffentlich angekündigt:

- Marine Le Pen, Vorsitzende der rechtsextremen Partei „Rassemblement National“ (RN), die zum dritten Mal kandidiert. 2017 hatte sie sich für den zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen gegen Emmanuel Macron qualifiziert;

- Jean-Luc Mélenchon, Vorsitzender der linksradikalen Partei „La France Insoumise“ (LFI), der auch schon zum dritten Mal kandidiert;

- Nicolas Dupont-Aignan, Gründer und Vorsitzender der Partei „Debout La France“ (DLF – eine rechtsgerichtete, sogar rechtsextreme Partei), ebenfalls Kandidat zum dritten Mal;

- François Asselineau, Gründer und Vorsitzender der Partei „L’Union Populaire Républicaine“ (UPR – ebenfalls eine rechtsgerichtete, rechtsextreme und euroskeptische Partei). Auch er kandidiert bereits zum dritten Mal. Anfang Februar 2021 wurde er wegen sexueller Belästigung und Übergriffen angeklagt;

- Jean Lassalle, Gründer der, Überraschung, rechtsgerichteten Partei „Résistons !“, der zum zweiten Mal kandidiert;

- Nathalie Arthaud, Sprecherin der linksextremen trotzkistischen Partei „Lutte Ouvrière“ (LO), die wie die meisten ihrer Kollegen ebenfalls zum dritten Mal antritt;

- Xavier Bertrand, ehemaliger Minister unter Präsident Nicolas Sarkozy und ehemaliges Mitglied der traditionell konservativen Partei „Les Républicains“ (LR);

- Jean-Frédéric Poisson, Vorsitzender der Partei „VIA, la voie du peuple“ (konservative, christlich-demokratische Partei);

- Fabien Roussel, nationaler Sekretär der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF).

Momentan fehlen auf dieser Liste noch die Vertreter der traditionellen Linken und Konservativen: Die Konservativen „Les Républicains“ (LR) suchen noch nach ihrem Kandidaten und die linken Parteien sind mehr als zerstritten. Die potentiellen Kandidaten des linken Spektrums wie Anne Hidalgo (Parti Socialiste – PS) oder Yannick Jadot (Europe Ecologie-Les Verts / EELV – Die Grünen), liegen zudem in den Umfragen sehr weit hinter Marine Le Pen.

Trotz des Aufrufs von Yannick Jadot zu einem gemeinsamen Links-Bündnis, auf den mehrere Vorsitzende der wichtigsten linken Parteien am letzten Samstag reagierten, ist noch keine Einigung zustande gekommen und es sieht so aus, als ob dies wieder einmal nicht gelingen würde. Obwohl eine Allianz der linken Parteien die einzige Strategie zu sein scheint, um bei den kommenden Wahlen (2022 – Präsidentschafts- UND Parlamentswahlen in Frankreich) eine Chance zu haben, scheinen sich die Vertreter der linken Parteien vor allem mit der Frage zu beschäftigen, wer von ihnen die einzig wahre und seligmachende Ideologie vertritt… Statt gemeinsam gegen einen gemeinsamen politischen Gegner zu arbeiten, zerfleischen sie sich lieber gegenseitig, wie schon bei allen Wahlen in den letzten Jahren, obwohl das „linke“ Wählerpotential in Frankreich bei bis zu 40 % liegt.

In diesem beginnenden Rennen um den begehrten Platz im Präsidentenpalast und angesichts des Aufstiegs der politischen Extreme, sind die völlig deplatzierten Meinungsverschiedenheiten, die die Linke spalten, besonders beunruhigend. Allerdings ist ein neues Treffen der linken Parteien für Ende Mai geplant, was zumindest zeigt, dass es Versuche gibt, den Dialog im Sinne einer Allianz fortzusetzen.

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