PS-starke Querdenker

Der „Freedom Convoy“ in Kanada führt nirgends hin. Und weil das Ganze so spektakulär ist, planen Querdenker in anderen Ländern, diesen Konvoi zu imitieren.

Auch in Europa planen die Querdenker jetzt, solche "Freedom Convoys" zu organisieren. Foto: Emilijaknezevic / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Nach wie vor liegen fast alle in der Pandemie falsch. Weder kann man, wie es gerade mehrere europäische Regierungen versuchen, eine Pandemie per Regierungsbeschluss oder Dekret beenden, noch lohnt es sich, die Vox Populi darüber entscheiden zu lassen, wie mit dieser Pandemie umzugehen ist. Der von europäischen Querdenkern lautstark beklatschte „Freedom Convoy“, bei dem Tausende Trucks das Leben in Kanadas Hauptstadt Ottawa lähmen, hat etwas „trumpiges“, eine krude Mischung aus Bibelzitaten, der Leugnung der Existenz des Virus und der Forderung, das „gesunde Volk“ möge doch entscheiden, wie es weitergeht.

Doch anders als im Wirtschaftsleben, wo man Inkompetenz gerne als „den unverbauten Blick“ tituliert, ist diese Herangehensweise in einer Pandemie hoch gefährlich. Bei aller Sympathie mit den „Kings of the Road“, die wissenschaftlichen Kompetenzen der Trucker sind nicht gerade umwerfend. Kein Staat kann es sich in dieser Situation leisten, sich sanitäre Maßnahmen vom Druck der Straße diktieren zu lassen. Wir befinden uns gerade auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie und nach bereits zwei Jahren starker Einschränkungen, ist bei vielen Menschen der Punkt erreicht, an dem sie hohldrehen. Das ist verständlich, aber wenig zielführend.

Doch nicht nur die kanadischen Trucker sind auf dem Holzweg, dazu sehen auch international die Regierungen alles andere als gut aus. Nach wie vor herrscht das absolute Chaos bei den Maßnahmen, die immmer weniger Menschen noch verfolgen und beachten. In dieser Situation den Menschen zu suggerieren, wie es letzte Woche der französische Gesundheitsminister Olivier Véran tat, dass „das Schlimmste überstanden“ sei und dass man nun einen Zeitplan aufstellen wird, damit auch in geschlossenen Räumen die Masken- und Abstandpflicht entfallen kann, das ist unglaublich verantwortungslos. Denn das ist das Signal, das viele ersschöpfte Menschen hören wollen, um alle Vorsichtsmaßnahmen in den Wind zu schießen. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem Omnikron mehr Menschen ansteckt als je zuvor.

Nun rächt sich allerdings auch, dass die Regierungen in ihrer Hilflosigkeit in den letzten beiden Jahren gelogen haben, dass sich die Balken biegen. Im Grunde ist es wenig verwunderlich, dass immer mehr Menschen immer weniger Vertrauen in ihre Regierungen haben, zumal die Regierungen ja nicht aufgehört haben zu lügen, sondern munter weitermachen. Doch eine wissenschaftliche Frage wie die Bekämpfung einer Pandemie gehört weder in die Hände von Politikern, denen die nächsten Wahltermine wichtiger sind als die Volksgesundheit, noch in die Hände nervlich überspannter Querdenker. Einzig die Wissenschaft, und zwar diejenige, die nicht von Big Pharma bezahlt wird (doch, doch, das gibt es!) sollte entscheiden, wie es weitergeht.

Gleiches gilt für so zentrale Fragen wie die „Impfpässe“, die in mehreren Ländern aufgrund ihrer absolut fehlenden Aussagekraft wieder abgeschafft, dafür in Ländern wie Frankreich als Mittel der Totalüberwachung sogar noch verschärft werden. Wie soll man in dieser Kakophonie Vertrauen entwickeln?

Wenn nun die „Freedom Convoys“ auch nach Europa schwappen, werden wir eine neue Dimension der Auseinandersetzungen erleben. Die einzigen, die diese Entwicklung stoppen können, sind die Politiker. Doch auf diese zu vertrauen, das ist nach den Erfahrungen der letzten beiden Jahre auch keine Option. Und in dieses Vakuum hinein wird es nur einen Gewinner geben: Das Virus, das bereits die nächsten Varianten erzeugt. Und das uns lange, lange erhalten bleiben wird…

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