Putin annektiert vier weitere ukrainische Regionen

Der politische und militärische Amoklauf des Wladimir Putin geht weiter. Nun hat er vier ostukrainische Regionen annektiert, die er teilweise nicht einmal militärisch kontrolliert.

Der ach so nette und tierliebe Putin hat der Ukraine inzwischen 5 Regionen gestohlen. Was für ein tierlieber Massenmörder! Foto: premier.gov.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die „Zeremonie“, bei der Wladimir Putin die „Aufnahme“ der vier ostukrainischen Oblasten Donetzk, Luhansk, Cherson und Saporischschja in die Russische Föderation verkündete, hatte etwas sehr Beunruhigendes. Ganz abgesehen davon, dass außer Belarus und Nordkorea kaum ein Land diesen „Landraub“ anerkennt, lässt der Kreml-Fürst die Situation immer weiter eskalieren. Der Druck auf alle beteiligten Seiten wird immer größer.

Die Lage in der Ostukraine, aber auch in ganz Zentral- und Osteuropa wird täglich unübersichtlicher. An der Front verheizt Putin gerade die per Zwang mobilisierten Reservisten, die ohne Ausbildung und funktionsfähige Waffen getötet werden und gleichzeitig intensiviert Russland seine Racheakte gegen ukrainische Zivilisten mit wahllosen Bombardierungen von Städten wie Dnipro, die noch relativ weit von der Front entfernt sind. Gleichzeitig versuchen Tausende und Zehntausende Russen das Land zu verlassen, doch auch das wird immer schwieriger.

An der Grenze zu Georgien ist die Aufnahme der russischen Flüchtlinge alles andere als herzlich. Denn Georgien fürchtet, wie bereits 2008 geschehen, den Einmarsch der russischen Armee und natürlich auch, dass mit den Flüchtlingen Spione und Kämpfer ins Land geschleust werden. Finnland hat da eine schärfere Linie, seit gestern Mitternacht ist die Grenze zu Russland geschlossen. Zwei Minuten nach Mitternacht schaffte es noch ein russischer Radfahrer die Grenze zu überqueren, danach senkte sich der Schlagbaum auf unbestimmte Zeit.

Nichts deutet darauf hin, dass es eines Tages wieder Verhandlungen geben könnte, nichts deutet darauf hin, dass dieser Krieg eines Tages beendet werden könnte. Mittlerweile hat Russland fünf ukrainische Oblasten annektiert, gestern die vier genannten Regionen, 2014 die Krim. Dass diese Regionen kaum militärisch zurückerobert werden können, scheint klar, es sei denn, die NATO entsendet Hunderttausende Soldaten mit entsprechender Ausrüstung. Ist das eine Perspektive? Wohl kaum.

Klar ist allerdings heute bereits eines – es wird Jahrzehnte dauern, bis Russland und russische Bürger wieder einen „normalen“ Platz in der internationalen Gemeinschaft einnehmen können.

Aber gibt es einen Weg zurück für Putin? Das ist unwahrscheinlich, Putin hat sich, wie durchgeknallte Diktatoren das eigentlich immer tun, in eine Situation manövriert, in der er kaum noch Optionen hat. Entweder gewinnt er diesen Krieg, oder er stürzt sich und sein Land in ein unüberschaubares Unglück, dazwischen gibt es nicht mehr viel.

Natürlich wird niemand diese Annektierung anerkennen, doch darum geht es Putin auch gar nicht. Dass Russland in der internationalen Gemeinschaft auf Jahre hinaus geächtet sein wird, ist ihm egal, seine Kontakte und Beziehungen versucht er nun, in Richtung Osten auszubauen.

Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird die Ukraine zum Schlachtfeld für die ebenso unglaubliche wie entscheidende Auseinandersetzung zwischen dem Westen und Russland werden. Entweder beschließt man jetzt, die Ukraine mehr oder weniger ihrem Schicksal zu überlassen, oder der Westen greift Russland frontal mit massiven Mitteln an. Beide Optionen sind im Grunde keine echten Optionen, doch viel mehr an Möglichkeiten bleibt am Ende des Tages nicht übrig. In den kommenden Wochen werden sehr schwierige Entscheidungen anstehen, wobei es ebenfalls nicht beruhigend ist, dass im Westen momentan nur noch Hilfssheriffs am Ruder sind, denen jegliche menschliche und politische Größe fehlt. Herbst und Winter 2022 kündigen sich sehr heftig an.

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