Putin lässt die Hosen ‘runter

Ein paar Tage lang taten Minsk und Moskau so, als sei der Kreml nicht in den Akt der weißrussischen Luftpiraterie involviert gewesen. Putins Reaktionen zeigen nun das Gegenteil.

Vladimir Putin geht gerne mit seinen Hunden Gassi. Dieses Mal ist Alexander Lukaschenko dabei... Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Lukaschenko ist Putins Marionette. Das zumindest ist die Schlussfolgerung der jüngsten russischen (!) Sanktionen gegen Frankreich (!) – Moskau hat für Direktflüge von Frankreich nach Russland seinen Luftraum gesperrt, nachdem die EU ihren Luftraum für weißrussische Flugzeuge dicht gemacht hatte, um gegen die unglaubliche Entführung des Ryanair-Flugs Athen – Vilnius zu protestieren. Die Reaktion von Valdimir Putin zeigt deutlich, dass er es war, der die Luftpiraterie Lukaschenkos genehmigt hat – denn ansonsten würde Moskau wohl kaum auf die Sanktionen gegen Weißrussland reagieren. Aber was plant Vladimir Putin? Was bringt ihm die permanente Provokation des Westens und der internationalen Gemeinschaft?

So musste am Donnerstag der Flug Paris – Moskau ausfallen, da Air France den Luftraum über Weißrussland ebenso meidet wie andere westliche Fluglinien. Kein Wunder – wer möchte schon seine Passagiere dem Risiko aussetzen, vom KGB aus einem Flugzeug geholt zu werden, um dann in den Folterkellern der Lukaschenko-Schergen zu verschwinden? Das Umfliegen des weißrussischen Luftraums hätte logischerweise dazu geführt, dass der Flug an einer anderen Stelle als sonst in den russischen Luftraum eingetreten wäre, doch auf die entsprechende Anfrage seitens Air France reagierten die russischen Behörden nicht. Folgerichtig fiel der Flug in den „Wilden Osten“ aus.

Auch andere westliche Fluglinien machen nun die gleiche Erfahrung, wie beispielsweise Austrian Airlines, deren Flug von Wien nach Moskau ebenfalls aus den gleichen Gründen ausfallen musste. Deutlicher kann Vladimir Putin allerdings nicht zeigen, dass Lukaschenko und sein Geheimdienst-Regime nichts anderes sind als jämmerliche Marionetten im Machtspiel des russischen Präsidenten. Dass sich Putin von den gegen Lukaschenko ausgesprochenen Sanktionen persönlich getroffen fühlt, das zeigt, dass Weißrussland faktisch nur ein Satellit Moskaus ist.

Man versteht die Sorge der baltischen Staaten, Polens und der Ukraine. Durch seinen weißrussischen „Vorposten“, kontrolliert von Moskau, kann Putin seine militärischen Pläne in Zentraleuropa und dem Baltikum weiter treiben und nachdem in den letzten Jahren alle seine Provokationen in der EU höchstens „Besorgnis“ ausgelöst haben, weiß er nun, dass er in diesem Teil Europas tun und lassen kann, was er will, ohne irgendwelche Konsequenzen zu befürchten.

Dass wir uns gerade mit Riesenschritten dem „Kalten Krieg 2.0“ nähern, dafür trägt in erster Linie Putin die Verantwortung. Diese Entwicklung kann man nicht einmal mehr der traurigen Gestalt von Alexander Lukaschenko ans Revers heften, denn der „letzte Diktator Europas“ handelt nur auf Befehl und mit dem grünen Licht aus Moskau.

Europa wird in den kommenden Wochen sehr auf die Staaten im Baltikum, die Ukraine und Polen aufpassen müssen, denn es wird immer klarer, dass Putin gerne das Rad der Geschichte zurückdrehen würde. Der Zusammenbruch der UdSSR wurde mit der Abspaltung der baltischen Staaten und deren Unabhängigkeit zur Tatsache, einer Tatsache, die der Kreml nie verdaut hat. Dabei sind die sich häufenden militärischen Drohgebärden Moskaus beunruhigend. Am stärksten gefährdet sind momentan Litauen, das zur Basis der weißrussischen Opposition im Exil geworden ist und nach wie vor der ukrainische Donbass, wo Putin gerne die Regionen Donetsk und Luhansk seinem Reich einverleiben will.

Nun ist auch die NATO gefordert, die den Schutz der gefährdeten Länder Zentraleuropas sicherstellen muss. Auch sollte man prüfen, wie die weißrussische Opposition unterstützt werden kann, logistisch und finanziell. Dazu ist selbstverständlich zu prüfen, aus welchen internationalen Organisationen Weißrussland suspendiert werden kann. Und die EU muss sich endlich durchringen, einen klaren Dialog mit Putin über die weitere Entwicklung zu führen. Mit Lukaschenko zu sprechen, das lohnt sich kaum, da er nicht viel mehr ist als das „Schoßhündchen“ des Kreml-Chefs. Da sollte man doch lieber mit dem Herrchen verhandeln.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste