Putin und sein ukrainisches Neonazi-Märchen

Karl-Friedrich Bopp schaut sich die russische Propaganda etwas genauer an… und stößt auf jede Menge Lügen.

Die Frage stellt sich, wo eigentlich die wahren Neonazis sitzen... Foto: Leonhard Lenz / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(Karl-Friedrich Bopp) – In seinen russischen Medien darf das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit dem Überfall Putins auf die Ukraine nicht mehr benutzt werden. Ab jetzt ist die Beschreibung „militärische Operation, um die Ukraine von den Neo-Nazis zu befreien“ vorgeschrieben.

Wahrheit ist das erste Opfer im Krieg. Um die russische Bevölkerung in seiner Unterstützung für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht zu verlieren, malt Putin das Schreckensgespenst angeblicher Neonazis an die Wand.

Seinen Bürgern und Bürgerinnen erzählt er das Märchen, dass das große Russland ein weiteres Mal in seiner einmaligen Geschichte die Aufgabe übernehmen müsse, die Ukraine von den Nazis zu befreien. Der historische Vergleich mit dem Großen Vaterländischen Krieg soll das Durchhaltevermögen von Putins Landsleuten stärken.

Wenn seine Lügenrhetorik nicht so viel Leid und Zerstörung in der Ukraine erzeugen würde, wäre seine lächerliche Argumentation nicht einmal nennenswert.

Die Ukraine war und ist eine Demokratie. Ihr derzeitiger Präsident Volodymyr Zelensky wurde im Mai 2019 demokratisch gewählt. Er ist im Übrigen jüdischen Glaubens und erzählt mit Stolz, wie sein Großvater gegen Hitlers Armee kämpfte.

Ukrainische Verantwortliche hatten Russland in den vergangenen Jahren weder mit Worten angegriffen, noch hat die ukrainische Armee russisches Territorium überfallen. Dagegen verleibte sich Putin bereits 2014 die ukrainische Halbinsel Krim völkerrechtswidrig ein und ermunterte zur selben Zeit pro-russische Rebellen in der Ost-Ukraine, um die Autonomie zu kämpfen.

Während Putin einen Krieg entfacht, um in der Ukraine nicht vorhandene Neonazis zu vertreiben, pflegt er gleichzeitig höflichen Umgang mit extrem rechten politischen Kräften in anderen Teilen Europas. Marine le Pen ließ sich zum Beispiel 2017 ihren Wahlkampf von einer russischen Bank finanzieren, wurde sogar von Putin selbst zur Audienz geladen.

Auch die von Kreml-nahen Kräften finanzierte Wagner-Privatarmee wird teils von Männern befehligt, die offen Waffen-SS Symbole zeigen. Somit stellt sich die berechtigte Frage „Wer ist eigentlich hier der wirkliche Neonazi?“.

Putin mag seine lügnerischen Argumente formulieren wie er will. Mit seinem Vernichtungskrieg gegen die ukrainische Bevölkerung hat er bereits die Sympathien der vorher russlandfreundlichen Teile verloren. Zusätzlich verliert Putin mit jedem gefallenen Soldaten, der nach Hause zurückgebracht wird, ein Stück seiner diktatorischen Allmacht selbst in Russland.

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