Racing Straßburg stürzt wieder in die 4. Liga ab

Nach der 1:2-Niederlage in Colomiers muss Racing den bitteren Gang in die 4. Liga antreten. Und alle Träume vom Profifußball im Elsass platzen wie eine Seifenblase.

Die Meinau ist ein tolles Stadion für die 1. oder 2. Liga - für den Amateurfußball ist es aber überdimensioniert. Foto: Kevin Naef / Wikimedia Commons

(WB) – Nach der finanziellen Misere der letzten Jahre erlebt der Racing Club de Strasbourg nun auch sein sportliches Waterloo. Nach einer völlig verkorksten Saison steigt der elsässische Traditionsverein nach der erneuten Niederlage in Colommiers (1:2) in die Amateurliga CFA ab und verschwindet damit wohl auf unabsehbare Zeit in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Dieser Abstieg wird weit reichende Konsequenzen haben. Der (ohnehin zu schwache) Kader wird sich zum Teil auflösen, die professionellen Strukturen rund um die Meinau sind ab sofort völlig überdimensioniert und die bislang noch munter sprudelnden Subventionen der öffentlichen Hand dürften ab sofort der Vergangenheit angehören. Auch für Investoren wird Racing nun uninteressant. Ein schwarzer Tag für den Fußball im Elsass.

Als Racing vor einigen Jahren aufgrund eines katastrophalen Managements durch lokale Unternehmer, europäische Anwälte und internationale Spekulanten in die 5. französische Liga (CFA2) versetzt wurde, ging ein Ruck durchs Elsass. Dieser großartige Verein, ehemaliger französischer Meister, Pokalsieger, regelmäßiger Teilnehmer an europäischen Wettbewerben in der 5. Liga?! Das ging gar nicht. Folglich packten alle mit an, selbst die Region Elsass steckte Beträge in das Projekt „Zurück in die Topregionen des französischen Fußballs“ und der Start des neuen Projekts verlief positiv.

Doch schnell stellte sich heraus, dass auch der neue Präsident und Inhaber klamm war und kein Geld in den Verein stecken konnte oder wollte, doch wurden diese erneuten Probleme durch den sportlichen Erfolg überdeckt. Klar – Racing setzte sich in Liga 5 gegen Gegner durch, die den Amateurfußball im elsässischen Hinterland repräsentieren. Also Liga 4. Die Kellerbrüder übernahmen das Ruder und man freute sich, dass mit Marc Keller ein ehemaliger großer Name des Fußballs in der Region am Drücker war. Und dass sein Bruder François das Team trainierte.

Folgerichtig gelang der Aufstieg in die 3. Liga. Der Plan schien zu funktionieren. Das Publikum war treu, die Meinau war immer noch ein Stadion, das gegnerischen Mannschaften Respekt einflößte, aber leider war der Kader viel zu schwach. Racing verlor, verlor und verlor. Speziell auswärts ging überhaupt nichts mehr. In der Winterpause versäumte man die Chance auf einen Schnitt. Der Kader hätte dringend verstärkt werden müssen, doch war man der Ansicht, dass der Kader gut genug sei, um die Klasse zu halten. Irrtum.

Der Schnitt kam wenige Spieltage vor Schluss – als es längst zu spät war. Doch im Gegensatz zu früher lag der Abstieg dieses Mal nicht an einem chaotischen Clubmanagement, sondern an einem Kader, der einfach nicht gut genug für die dritte Liga war. Eine Erfahrung, die auch schon deutsche Traditionsvereine machen mussten, man denke nur an den 1. FC Saarbrücken.

Was nun? Für eine zweite „Rettungsaktion“ fehlt nun die Glaubwürdigkeit. Die öffentlichen Stellen wie die Stadt Straßburg oder die Region Elsass werden nun nicht mehr große Summen in den Verein pumpen können, denn das wäre unfair gegenüber anderen Amateurvereinen, die auf der gleichen sportlichen Ebene unterwegs sind. Was wiederum bedeutet, dass man sich keine halbprofessionellen Spieler mehr leisten kann, wobei man einräumen muss, dass etliche der Racing-Kicker, die bislang recht ordentlich bezahlt wurden, ihr Geld einfach nicht wert waren.

Der Neuanfang wird mehr als schwierig. Die alte Meinau dürfte nun überdimensioniert sein und die professionellen Strukturen braucht ab sofort kein Mensch mehr bei Racing. Die Spekulanten und Pleitegeier, die 10, 15 Jahre lang versucht haben, den Verein auszusaugen, haben ganze Arbeit geleistet – der Racing Club de Strasbourg ist am Ende. Was einmal mehr zeigt, was passiert, wenn Leute mit ein wenig Geld, aber ohne jede Ahnung von Fußball, Zauberlehrling spielen. Die Leidtragenden sind die Fans von Racing Straßburg, die diesen Schiffbruch wirklich nicht verdient haben.

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