Rechts von rechtsaußen…

Der „Konvent der Rechten“ in Paris hat gezeigt, dass es auf der politischen Landkarte Frankreichs noch Platz rechts von der Rechtsextremen Marine Le Pen gibt. Konkurrenz macht ihr ausgerechnet ihre Nichte.

Rechts von der rechtsextremen Marine Le Pen - ihre Nichte Marion Maréchal. Foto: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Wer gedacht hatte, dass die Rechtsextreme Marine Le Pen mit ihrem „Rassemblement National“ (das bis vor kurzem „Front National“ hieß) die rechteste Formation Frankreichs sei, der erlebte am Wochenende beim „Konvent der Rechten“ in Paris das Gegenteil. Bei dieser Versammlung identitärer Fremdenhasser aller Art zeigte sich vor allem eine – die Nichte von Marine Le Pen und Enkelin des FN-Gründers Jean-Marie Le Pen, Marion Maréchal (die bis vor kurzem Marion Maréchal-Le Pen hieß…). Diese will in ihrem Kampf um die rechtsextreme Deutungshoheit der Lage in Frankreich nun alle rechtsextremen Kräfte um sich scharen – Perspektive 2022 und die nächsten Präsidentschaftswahlen.

Bei der Veranstaltung in Paris kam fast alles zu Wort, was gerade in Frankreich anti-islamistische, identitäre und generell ausländerfeindliche Positionen in die Welt grölt. Dabei ist diese „Rechte“ momentan weder organisiert, noch hätte sich Marion Maréchal als Kandidatin für irgendetwas präsentiert. Doch spürte man in Paris deutlich eine Aufbruchstimmung. Da rechtsextreme Parolen inzwischen in Frankreich auch öffentlich als „freie Meinungsäußerung“ wieder hoffähig sind, kommt nun die nächste rechtsextreme Eskalation mit der Le Pen-Erbin. Dabei verhält sich die junge Frau zu ihrer Tante ungefähr so wie Bernd Höcke zu Alexander Gauland. Irgendwie die gleiche braune Suppe, nur sind die einen etwas jünger und großmäuliger als die alten Damen und Herren.

Gebannt hingen die Teilnehmer an den Lippen des identitären Publizisten Eric Zemmour, der zwar bereits wegen „Aufruf zu Rassenhass“ verurteilt wurde, aber dennoch die gleichen Pegida-Parolen zischt wie ein Lutz Bachmann. Da ist vom „Volksaustausch“, der „islamischen Invasion“ und ähnlichem zu hören, gegen das natürlich nur der rechtsextreme Sumpf die vermeintlich richtigen Antworten bereit hält. Getrieben sind die Ultra-Rechten, wie auch in anderen Ländern, von existentiellen Ängsten. So zittert Eric Zemmour schon vor der „Ausrottung des weißen, heterosexuellen Katholiken“ und mit ihm zitterte ein breites Publikum, inklusive rund 100 Teilnehmer aus der Jugendorganisation der Konservativen „Les Républicains“, denen der Diskurs der Ultra-Rechten offenbar eher zusagt als derjenige ihrer eigenen Parteibosse.

Verschiedene andere Redner stießen alle ins gleiche Horn und malten den Teufel der Islamisierung Frankreichs an die Wand. Dabei wird heute bereits klar, dass aufgrund des Wahlsystems die kommenden Bürgermeister- und Kommunalwahlen im März 2020 nicht das Ziel der Rechtsextremen in Frankreich sind, sondern die Präsidentschaftswahlen 2022. Dann dürfte die Kandidatin Marine Le Pen nach vielen erfolglosen Kandidaturen ausgedient haben und die Zukunft gehört ihrer noch extremeren Nichte. Zum Abschluss ihrer halbstündigen Rede rief diese: „Morgen, und davon bin ich zutiefst überzeugt, werden wir an der Macht sein!“. Wer immer „sie“ auch sind, unter welchem Etikett sie auch antreten, man wird sie im Auge behalten müssen. Denn diese jungen rechtsextremen Ultras sind ebenso gefährlich wie die radikalsten „Flügel-Elemente“ am rechten Rand der AfD. Und das Schlimmste ist, dass diese Ultra-Rechten ihre Hassparolen grölen können, ohne, dass irgendjemand eingreift. Das alles verheißt nichts Gutes.

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